Mit einem Festakt in der Fahrzeughalle hat der Ortsverband Gerolzhofen des Technischen Hilfswerks (THW) am Samstagvormittag seinen neuen Stützpunkt im Gewerbegebiet "Am Spielsee" offiziell in Betrieb genommen. Gekommen waren zahlreiche Vertreter von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten, Bundeswehr, Notfallseelsorge und Abordnungen von benachbarten THW-Ortsverbänden.
Der Leiter des Ortsverbands - beim THW nennt sich dies Ortsbeauftragter - ist Thomas Stengel. Er begrüßte die Gäste und bedankte sich zugleich bei den Mitgliedern, die in den vergangenen Tagen und Wochen "zahlreiche Tages- und Nachtstunden" für den neuen Standort gearbeitet hätten. In der Geschichte des THW Gerolzhofen sei dies bereits die vierte Unterkunft und man hoffe nun, dass "wir jetzt am endgültigen Standort angekommen sind". Aufgrund des stetigen Mitgliederzuwachses sei auch die letzte Unterkunft (in der Dreimühlenstraße hinter dem ehemaligen "Saunagarten") zuletzt viel zu beengt gewesen.
Die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU) sagte, sie sei heute hier, um ein Signal zu senden: Es könne nicht hoch genug wertgeschätzt werden, dass es noch Ehrenamtliche gebe, die rund um die Uhr bereit seien, bei einem plötzlich eintretenden Katastrophenfall zu helfen. Umso wichtiger sei es, dass der Bund ausreichend Finanzmittel zur Verfügung stellt. Leider habe die Ampel-Regierung in Berlin aber vor, Mittel zu kürzen. Die CSU/CSU-Fraktion habe deshalb Änderungsanträge eingebracht, um noch Nachbesserungen zu erreichen. Weisgerber, die auch im Namen der beiden CSU-Landtagsabgeordneten Gerhard Eck und Barbara Becker sowie des Gerolzhöfer Bürgermeisters Thorsten Wozniak sprach, wandte sich am Ende ihrer Grußadresse an die versammelten THW'ler mit den Worten: "Wir sind stolz auf Sie und sind ganz, ganz froh, dass wir Sie haben."
"Segensreiche Einrichtung"
Die Grüße des Landkreises Schweinfurt überbrachte die stellvertretende Landrätin Christine Bender. Heute sei ein Festtag für die THW-Familie und den gesamten Landkreis. Man übergebe eine "Vorzeige-Einrichtung auf dem neuesten Stand" ihrer Bestimmung. Sie dankte dem THW, das sich mit Sachkenntnis und Können im Landkreis einbringe, jüngst erst beim Aufbau von Notunterkünften oder bei Logistiktransporten im Zuge der Corona-Pandemie. Menschen in Not könnten sich jederzeit auf das THW verlassen. "Es ist eine segensreiche Einrichtung, die nicht mehr wegzudenken ist", sagte Bender.
Klaus-Dieter Büttgen aus Bonn, der Leiter der Stabsstelle Forschung und Innovationsmanagement (Head of Staff Unit Research) bei der· Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, bezeichnete den neuen Standort als "super coole Hütte". Die moderne Unterkunft biete jetzt die ideale Möglichkeit, zur Heimstätte für alle THW-Aktiven zu werden. Denn gerade in diesen schwierigen Zeiten sei es wichtig, ein angenehmes Zuhause zu haben. Büttgen lobte den Ortsverband Gerolzhofen mit seinen derzeit 88 Einsatzkräften, die sich alle rein ehrenamtlich im Bevölkerungsschutz engagieren. Es sei wichtig und richtig, dass das Technische Hilfswerk zu den Einheiten der kritischen Infrastruktur in Deutschland zähle.
Gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr
Die Grüße der Kreisbrandinspektion des Landkreises überbrachte Kreisbrandinspektor Alexander Bönig. Auch er unterstrich, dass die Hilfe des Bundes auch künftig wichtig und notwendig sei. Er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Feuerwehren und THW, beispielsweise bei Flächenlagen wie dem Starkregenereignis im Steigerwaldvorland, wo das THW Transportkapazitäten zur Verfügung gestellt habe, die die Feuerwehr nicht habe. Bönig hob auch den Einsatz der THW-Fachberater hervor, die bei größeren Einsätzen den Feuerwehren mit kompetentem Rat zur Seite stehen.
Andreas Herold, der Leiter der THW-Regionalstelle Bamberg in Breitengüßbach, lobte in seiner Grußadresse das Engagement des Gerolzhöfer Ortsbeauftragten Thomas Stengel. Dieser habe bei Planung und Bau des neuen Stützpunktes einen enormen Einsatz an den Tag gelegt - und dies neben seinem eigentlichen Beruf. An Richard Franz von der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) lag es dann, einen symbolischen Schlüssel an Thomas Stengel zu übergeben.
Private Firma hat investiert
Die konkreten Planungen für das neue Haus begannen im Jahr 2020, erläuterte Thomas Stengel. Die Bauarbeiten starteten dann zu Beginn des Sommers 2021, der offizielle Spatenstich fand dann im Juni des vergangenen Jahres statt. In nur 45 Wochen konnte - trotz Corona - das Projekt fertiggestellt werden.
Das THW ist allerdings nicht selbst Bauherr gewesen, sondern hat diese Aufgabe einem Investor überlassen. Das Gelände des ehemaligen Getränkemarkts Lindner gehört inzwischen der Firmengruppe Heurich aus Fulda, die dort - auf verkleinerter Fläche - weiterhin den Getränkemarkt "Logo" betreibt und einen Teil der bestehenden Halle für das THW als neue Fahrzeughalle abgetrennt hat. Nebenan an der Westseite des Grundstücks hat Heurich unter Federführung der GB Ingenieurgesellschaft GmbH aus Fulda auch den neuen Stützpunkt gebaut, entsprechend den Anforderungen und Wünschen des THW. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mietet die Immobilien an und vermietet sie an das THW Gerolzhofen weiter.
Modernste Ansprüche
Auf einer Grundfläche von rund 500 Quadratmetern sind in dem zweigeschossigen Gebäude unter anderem ein Jugendraum, Büros, Umkleiden, eine Küche, eine Werkstatt mit Lager sowie ein großer Schulungssaal entstanden. Nach modernsten Erkenntnissen (Stengel: "Alle neuen Vorschriften wurde im Bau umgesetzt") gibt es im Haus künftig eine so genannte "Schwarz-Weiß-Trennung". Dies besagt, dass Bereiche, in denen die Helfer nach den Einsätzen sich bewegen und sich dort selbst und die verschmutzte Ausrüstung reinigen (der schwarze Bereich), baulich von den Zonen im Haus getrennt sind, in denen keine von den Einsätzen mitgebrachten Verschmutzungen vorkommen dürfen, etwa den Büros oder den Schulungsräumen (weißer Bereich). Die Sanitärräume liegen an der Schnittstelle zwischen beiden Bereichen und stellen künftig die Schmutz-Schleuse dar. Das Haus hat deswegen auch zwei verschiedene Eingänge.