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Kreis Schweinfurt
ÖPNV: Wer umsteigt, wird registriert
Um beim neuen mainfränkischen Verkehrsverbund mitmachen zu können, hat der Landkreis einer Fahrgast-Analyse zugestimmt. Ansonsten ist der Beitritt richtig kompliziert.
Mit einem Ticket in Bussen und Bahnen durch Mainfranken fahren. Das ist ein politisches Ziel, das auch der Landkreis Schweinfurt verfolgt. Bis es dazu kommt, ist noch viel Vorarbeit nötig.
Foto: Michael Mahr | Mit einem Ticket in Bussen und Bahnen durch Mainfranken fahren. Das ist ein politisches Ziel, das auch der Landkreis Schweinfurt verfolgt. Bis es dazu kommt, ist noch viel Vorarbeit nötig.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:57 Uhr

Gleich mehrere Schritte hat der Kreisausschuss des Kreistags unternommen, um dem Ziel eines gemeinsamen Verkehrsverbunds im mittleren und östlichen Unterfranken näherzukommen. Ab August 2022 soll es dann möglich sein, mit einem Fahrschein von Oberfladungen nach Ochsenfurt zu fahren: per Bus und/oder Bahn. Dazu müssen die Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge sowie die Stadt Schweinfurt dem bereits existierenden Verbund (Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart) beitreten. Doch bis es soweit ist, liegt noch viel Arbeit vor den betroffenen Abteilungen in den Behörden, wie der Vortrag des ÖPNV-Koordinators Christopher Alm deutlich machte.

Die nächste große Aufgabe startet im Sommer 2020 und muss jetzt schon vorbereitet werden. Ein Jahr lang sollen die Fahrgastbewegungen erhoben und analysiert werden. Sowohl im bestehenden Verbund als auch in den beitrittswilligen Gebieten. Dabei soll zum Beispiel ermittelt werden, wie oft und wo Fahrgäste umsteigen und welchen Einfluss Wetter und Schulferien auf die Nutzung haben.

Fahrgast-Analyse für 1,5 Millionen Euro

Zur praktischen Umsetzung soll die Aufgabe eines Projektsteuerers ausgeschrieben werden, der auch beim Aufbau eines "Feldbüros" beteiligt ist, wo letztlich die Arbeit gemacht wird. Die Erhebung kostet etwa 1,5 Millionen Euro. Je nach Förderhöhe beteiligt sich der Landkreis Schweinfurt mit einem Betrag zwischen 300 000 und 500 000 Euro.

Im Kreisausschuss ging es auch um die Frage, wie das Verbundsystem finanziert wird. Bisher war für den VVM ein jährlicher Bedarf von 1,5 Millionen Euro nötig; mit dem Aufgabenwechsel zur NVM wächst der Betrag dort auf 1,8 Millionen Euro. Wenn der einheitliche Fahrplan im gesamten Gebiet am 1. August 2022 umgesetzt ist, rechnet Christopher Alm mit einem Finanzierungsbedarf von 2,45 bis 2,6 Millionen Euro. 

Organisatorischer Umbau

Die Erhöhungen werden auch aus Fahreinnahmen finanziert, die Bus- und Bahnunternehmen anteilig an den Verbund abführen müssen. Durch den Mehrbedarf sehen sich einige in ihrer Existenz gefährdet. Deswegen ist deren Anteil von 3,21 auf 3,04 Prozent gesenkt worden. Allerdings sollen künftig die so genannten "On-Top-Zuschläge" entfallen, die bislang auf den Fahrpreis aufgeschlagen werden. Damit werden Harmonisierungs- und Durchtarifierungsverluste gedämpft. Hinter den Wortungetümen verstecken sich zwei Effekte: Zum einen entstehen manchen Busunternehmen Nachteile, weil die heute unterschiedlichen Ticketpreise an einen einheitlichen Fahrpreis angepasst werden. Zudem entstehen Verluste, wenn ein Fahrgast nur noch ein Ticket kauft, aber mehrere Verkehrsmittel benutzt; wenn er mehrere Fahrscheine kaufen müsste, wäre in der Regel der Gesamtpreis höher. Künftig sollen diese Verluste ohne die Aufschläge den Transportunternehmen erstattet werden.

Zusätzlich ist ein organisatorischer Umbau nötig. Die Aufgaben sollen ab 2020 vom Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken (VVM) auf die Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM) übertragen werden. Dieser Firma  werden dann keine Verkehrsunternehmen mehr angehören, sondern nur noch die so genannten Aufgabenträger, also die Kommunen.

Der Fahrgasttransport wird in Kooperationsverträgen mit Bus- und Bahnunternehmen sichergestellt. Um den Übergang und vor allem die Fahrgasterhebung zu begleiten, stimmte der Ausschuss zu, dass der Geschäftsführer der NVM schon ab Juli und damit ein halbes Jahr früher als geplant eingestellt werden kann.

 
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  • F. R.
    Zitat: "Ein Jahr lang sollen die Fahrgastbewegungen erhoben und analysiert werden [...] Die Erhebung kostet etwa 1,5 Millionen Euro."

    Ein teurer Blick in die Vergangenheit, da ein besseres Angebot neue & andere Fahrgastbewegungen bringt.

    Im VVM spielt jetzt schon die Schiene eine Rolle. Könnte die derzeit von der Erfurter Bahn betriebene Strecke KG-SW/Stadtbf. unter Reaktivierung aller einstigen Haltestellen bis Haßfurt, Zeil oder Eltmann verlängert werden? Und eine reaktivierte Steigerwaldbahn KT-SW Hbf in gleicher Weise bis NES oder MET?
    Das alles im 30-Minutentakt? Dann hätte die Region Main-Rhön ein S-Bahn-ähnliches Schienenkreuz mit Knoten SW-Hbf, der IC Station wird! Damit wäre die Region Main-Rhön eine Andere! Die Busse bräuchten nicht mehr auf diesem Bahnkreuz fahren, sondern könnten dafür mit zusätzlichen Linien die Zwischenräume besser anfahren und an die Bahnhalte antakten. Die 1,5 Mio-Erhebung wäre Verschwendung, weil das viel bessere Angebot alles völlig veränderte!
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