Ungewohnte Szenen spielten sich am Mittwochmorgen im Naherholungsgebiet Nützelbachaue am südlichen Stadtrand von Gerolzhofen ab. Junge Rekrutinnen und Rekruten aus der achten Kompanie des Logistikbataillons 467 und Abordnungen der anderen Kompanien des "Elefanten-Bataillons" aus Volkach waren in Reih und Glied angetreten. Zum Abschluss ihrer Grundausbildung legten die jungen Soldaten im feierlichen Rahmen ihr Gelöbnis ab und versicherten damit lautstark und in aller Öffentlichkeit, für die freiheitlich demokratische Grundordnung unseres Landes einzustehen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes treu und tapfer zu verteidigen.
Es war das erste öffentliche Gelöbnis nach der Corona-Pause 2020/2021, das wieder außerhalb der Volkacher Mainfrankenkaserne stattfand. Erstmals mit dabei war der neue Wimpel der achten Kompanie, der von der Stadt Gerolzhofen gestiftet worden war – denn Gerolzhofen ist seit 2021 die Patengemeinde dieser Grundausbildungskompanie.
Einzug der Truppenfahne
Zahlreiche Angehörigen hatten sich im strömenden Regen eingefunden, um dem Gelöbnis ihres Familienmitglieds beizuwohnen. Geschützt unter dem Regenschirm hatte man als Zuschauer vom Schlittenberg einen guten Überblick über das Geschehen. Zu Beginn der Zeremonie zog die Ehrenformation mit der Truppenfahne ein. Die passende Musik dazu steuerte mit dem "Regimentsgruß-Marsch" das Heeresmusikkorps aus Veitshöchheim bei, ein Ensemble mit hervorragenden Qualitäten bei Intonation und Dynamik. Major Sven Hartmann, Chef der sechsten Kompanie des Logistikbataillons 467, meldete dem Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Holm Schreiter, dann die angetretene Truppe.
Freiwillige des Heimatschutzes
Schreiter sagte, man müsse Lehren ziehen aus dem brutalen Angriff Russlands auf die Ukraine. "Deutschland braucht starke und kampfbereite Streitkräfte." Die Bundeswehr stelle hohe Anforderungen an junge Rekrutinnen und Rekruten hinsichtlich charakterlicher Eignung und fachlichem Können. Ein Großteil der Rekruten, die am Mittwoch ihr Gelöbnis ablegten, hätten sich als Freiwillige für den Heimatschutz beworben.
In diesem speziellen Heimatschutz-Programm durchlaufen die Männer und Frauen eine militärische Grundausbildung und werden dann während der einjährigen Dienstzeit laut Bundeswehr "bei Naturkatastrophen oder Großschadenslagen, Pandemien und anderen Ereignissen, die der Anstrengung unseres gesamten Landes mit allen Behörden, staatlichen Institutionen und der Bevölkerung bedürfen", eingesetzt. Auslandseinsätze kommen für die Freiwilligen natürlich nicht in Frage.
Den jungen Soldaten aber, die sich länger verpflichtet haben oder sich für den Weg des Berufssoldaten entscheiden, müsse bewusst ein, so Schreiter, dass sie teils wochenlang im Ausland unterwegs sein können, für logistische Aufgaben beispielsweise in Mali oder – zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte – aktuell auch in Polen. Dabei sei Tapferkeit und Treue gefragt, was auch im Gelöbnis versprochen werde. "Ich fordere Sie auf, sich dieses Gelöbnisses als würdig zu erweisen."
Erfolgreiche Friedensarbeit
Der Gerolzhöfer Bürgermeister Thorsten Wozniak betonte, die Bundeswehr leiste seit Jahrzehnten eine erfolgreiche Friedensarbeit, sichere in Deutschland Frieden und Freiheit und sorge bei Einsätzen weltweit dafür, dass dort Menschenrechte verteidigt und freie Wahlen möglich sind. Dass der Frieden in Europa nicht selbstverständlich sei, dass zeige der aktuelle Krieg in der Ukraine. Daher gebühre den neuen Rekrutinnen und Rekruten großer Dank, dass sie auch in gefährlichen Situationen und unter Entbehrungen bereit sind, Deutschland und das freie Europa zu beschützen. Nach seinem Grußwort schritt Wozniak gemeinsam mit Oberstleutnant Reiter und Major Hartmann die Formationen ab.
Dann folgte das eigentliche Gelöbnis, musikalisch flankiert von der Bayern- und der Nationalhymne. Just in diesem Moment hörte der Regen auf. Sechs junge Rekruten legten stellvertretend für ihre Kameradinnen und Kameraden die Hand an die Truppenfahne, gemeinsam sprachen die Soldaten den Gelöbnistext. Danach gratulierten Landrat Florian Töpper (Schweinfurt) und die stellvertretende Landrätin Susanne Knof (Kitzingen).
Feldgottesdienst zum Abschluss
Nach dem Auszug des Ehrenzugs bestand für die Rekruten die Möglichkeit zur Begegnung mit ihren Familienangehörigen. Für Ehrengäste fand ein kleiner Empfang im Pavillon der Nützelbachaue statt. Soldaten präsentierten in der Zwischenzeit das Waffenarsenal des Bataillons, Fahrzeuge aus dem Fuhrpark und die Ausrüstung für ein Biwak im Feld. Um 12 Uhr wurde zum Abschluss ein Feldgottesdienst gefeiert.
Die achte Kompanie des Elefantenbataillons 467 in Volkach ist eine relativ junge Einheit. Sie wurde am 1. Oktober 2020 offiziell aufgestellt. In ihr lernen bis zu 192 Rekrutinnen und Rekruten das militärische Grundwerkzeug von der Pike auf. Etwa 50 erfahrene Soldatinnen und Soldaten bilden sie aus. Kompaniechef ist Hauptmann Johannes Slawik.
Nachschub rollt!!!