„Wie schön die Bienen summen“: Klaus Buchner ist unterm Schutzanzug begeistert, vom Rumoren im Bienenstock, dessen Kasten der Wasserlöser Imker Sebastian Besler aufgedeckt hat. Der süßliche Rauch aus dem „Smoker“, der Imkerpfeife, beruhigt die Honigsammlerinnen. Buchner (77) ist Physik-Professor, war mal Befürworter der Atomkraft und entwickelte sich vom „Saulus zum Paulus“. 2014 wurde der ehemalige Bundesvorsitzende der ÖDP ins Europaparlament gewählt, Sensation für eine Kleinpartei, die bislang vor allem in Gemeindeparlamenten vertreten ist.
„Eine Welt ohne Bienen ist eine fruchtlose Welt“ nennt sich die Aktion, mit der Buchner für ein Volksbegehren „Stoppt das Artensterben“ werben will. Am Ende schließen sich Vorträge im Schweinfurter Kolpinghaus an, mit dem Münchner Europaabgeordneten sowie dem Grafenrheinfelder Landtags-Direktkandidaten Stefan Bretscher: vor rund 30 Besuchern.
Am nachmittag treffen sich die ökologischen Demokraten erst einmal zur Pizza, gesellig im Garten. Zur Runde gehört auch die Kreisvorsitzende Esther Wagenhäuser oder Willi Streit als politischer Landesgeschäftsführer und ehemaliger Bürgermeister von Straßlach-Dingharting. Wenn Streit in der Runde gegen das derzeitige Erscheinungsbild der CSU oder den „Södersumpf“ poltert, fällt bei ihm öfters mal das Wort „dumm“.
Es gibt einige schlechte Neuigkeiten: Für die Biene sowieso, die als Pflanzen-Bestäuberin überlebenswichtig ist für alle höheren Lebewesen, aber seit Jahren durch Umweltgifte dezimiert wird. Die ÖDP wiederum hat gerade eine juristische Niederlage hinnehmen müssen: Der bayerische Verfassungsgerichtshof hat die Zulässigkeit eines Volksbegehren „Betonflut eindämmen“ abgelehnt, contra Flächenversiegelung im Freistaat, initiiert mit anderen Umweltverbänden und den Grünen.
Die Schweinfurter Öko-Demokraten monieren, dass sie in der Stadt nicht für das jetzige Volksbegehren plakatieren dürfen, aus formalen Gründen. Komplexe Biotopverbünde, eine nachhaltige Landwirtsausbildung, weg vom Ertrags- und Effizienzdenken hin zum „bäuerlichen Wissen“ über Zusammenhänge, mehr Blühwiesen, volle Transparenz im Landtag zu Umweltprojekten sind einige der Forderungen, ebenso der massive Ausbau von Öko-Flächen (insbesondere im Staatsbesitz). „Rettet die Bienen, Blumen und Bauern!“, lautet ein Slogan.
Betroffen sind vom Artensterben nicht zuletzt die Bienenvölker. Direktkandidat Bretscher sieht als Grund dafür in erster Linie Chemikalien wie Glyphosat: „Die Verantwortung trägt die aktuelle Agrarpolitik der CSU“ . Die ÖDP kritisiert aber auch Mobilfunkmasten als Störsender für die Bienenschwärme, die empfindlich sein sollen für elektromagnetische Felder. Schwächung durch Elektrosmog sei mit ein Grund für die Ausbreitung von Schädlingen wie der Varroa-Milbe, heißt es. Nur würden entsprechende Forschungen kaum publik gemacht.