Es ist das größte gewerbliche Bauprojekt in Gerolzhofen seit Jahrzehnten. Am Montagabend haben die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses des Stadtrats ihre Zustimmung zu dem Bebauungsplan "Verteilerzentrum Norma" gegeben.
Wie berichtet, plant der Discounter Norma an der Staatsstraße 2272 in Richtung Alitzheim den Bau eines Logistikzentrums. Von dort aus sollen künftig etwa 150 Filialen in Nordbayern versorgt werden. An dem neuen 11,8 Hektar umfassenden Betriebssitz in Gerolzhofen sollen so bis zu 200 Arbeitsplätze entstehen.
Der zehnköpfige Finanz- und Hauptausschuss des Stadtrats, inklusive Bürgermeister, übernahm am Montag erstmals die Aufgaben und Kompetenzen des Ferienausschusses. So muss in Corona-Zeiten nicht das komplette Stadtratsgremium tagen. In Händen des Ausschusses lag es, über die von Matthias Kirchner vom Planungsbüro Bautechnik Kirchner aus Oerlenbach (Lkr. Bad Kissingen) vorgestellten Pläne des Bebauungsplans abzustimmen.
Dieser gilt für die jetzt als Industriegebiet festgesetzte Fläche direkt im Anschluss an die Albert-Einstein-Straße, auf der Norma bauen möchte. Das im Flächennutzungsplan der Stadt ausgewiesene Gewerbegebiet im Norden der Stadt erstreckt sich dagegen auf insgesamt 24 Hektar.
Wie sind die Auswirkungen auf die Umwelt?
In dem vorliegenden Bebauungsplan sind laut dem Planer die vorläufigen Ergebnisse der vorgeschriebenen Gutachten eingeflossen. Diese prognostizieren, wie sich das Verteilerzentrum auf seine Umgebung auswirken wird, aufgrund der dort entstehenden Emissionen (Lärm) sowie des zusätzlichen Verkehrs. Zudem werden die Folgen für den Artenschutz untersucht.
Vorgesehen ist der Bau einer Linksabbiegerspur für den stadtauswärts fahrenden Zulieferverkehr. Laut Matthias Kirchner sei dieser auch optimal im Hinblick auf eine mögliche nördliche Erweiterung des Gewerbegebiets. Die Nord-, Ost- und Westflanken sowie Flächen im Inneren des Areals sollen begrünt werden. Ein 20 Meter breiter Streifen parallel zur Staatsstraße bleibt unbebaut. Eine über das Gelände verlaufende 20-Kilovolt-Freileitung verschwindet als Erdkabel im Boden.
Unterschiedliche Zahlen zum Verkehr
Günter Iff (Freie Wähler) war erstaunt über die in einem Gutachten erfasste Zahl von 730 Fahrzeug-Bewegungen pro Tag – deutlich mehr als die ursprünglich von Norma kommunizierten 150 Lastwagen. Der verantwortliche Architekt Martin Giedl von Arc Design (Gerolzhofen) erklärte, dass unter Fahrzeug-Bewegungen alle Ein- und Ausfahrten eines Fahrzeugs einzeln erfasst sind.
Wenn also ein Lastwagen auf das Gelände fährt und später wieder von dort aus startet, dann seien dies zwei Bewegungen ein und desselben Lasters. Laut Bürgermeister Thorsten Wozniak gehe das Verkehrsgutachten auch davon aus, dass jeder der 200 Mitarbeitenden pro Tag 2,5 Fahrzeugbewegungen verursache. Würden viele mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, dann würde auch der tatsächliche motorisierte Verkehr geringer als erwartet ausfallen.
Thomas Vizl (Geo-net) zweifelte an, dass die Verkehrsknoten im Umkreis – allen voran die Kreuzung Nördliche Allee/Alitzheimer Straße – den zusätzlichen Verkehr auf den Straßen laut Gutachten problemlos verkraften können. Er bezeichnete die Annahme, dass 80 Prozent des Lieferverkehrs die B 286 an der Abfahrt Alitzheim verlassen werde, als "gewagt", auch wenn Norma dies den Fahrenden vorschreiben möchte.
Hauptzufahrt liegt im Norden des Geländes
Die aktuelle Planung des Verteilerzentrums komme dem insoweit entgegen, schilderte Architekt Giedl, als die Laster im Norden, also in Richtung Alitzheim, über die Hauptzufahrt auf das Norma-Gelände einfahren werden. Auf der Nordseite der Gebäude würden die Laster auch beladen, was wiederum dazu beitrage, den Lärm Richtung Gerolzhofen zu reduzieren. Im Süden, in Richtung Stadt, läge nur die Zufahrt zu den Parkplätzen der Mitarbeitenden.
Unter dem Lärm, hatte Vizl moniert, würden in erster Linie die Bewohnerinnen und Bewohner der Dr.-Loew'schen-Einrichtung leiden. Dass das im Jahr 1999 eröffnete Wohnheim seinerzeit in einem Industriegebiet erlaubt worden war, dafür seien die Norma-Planer zwar nicht verantwortlich. Doch gelte es jetzt, die Menschen dort zu schützen. Zudem bat Vizl darum, in den weiteren Planungen zu beachten, wie viel Lärm vom Verteilerzentrum im etwa 600 Meter Luftlinie entfernt liegenden Baugebiet "Weiße Marter" ankommt.
Offener Wunsch bei den Ausgleichsflächen
Günter Iff informierte aus einer der öffentlichen Diskussion vorausgegangenen nicht-öffentlichen Besprechung des Gremiums, in der es um Grundstücksangelegenheiten ging. Es sei Ziel der Stadtratsvertretenden, besser geeignete Ausgleichsflächen für das Bauvorhaben zu finden, als sie bislang vorgesehen sind.
Aktuell ist die Rede von gut 6,6 Hektar in der Hörnau sowie 1,6 Hektar westlich der Klesenmühle, nahe der Kart-Bahn. Als Ausgleichsflächen wünsche man sich nun möglichst Flächen an Fließgewässern, ergänzte Vizl. Dies ist laut Bürgermeister der "nicht ganz unproblematische" Wunsch. Auf Antrag von Iff beschloss das Gremium einstimmig, in den Bebauungsplan die Vorgabe aufzunehmen, dass die Gebäudehöhe auf dem Gelände 13 Meter nicht übersteigen darf – Dachaufbauten, wie Photovoltaik-Anlagen, eingeschlossen.
Damit wurde der Bebauungsplan gegen die Stimmen der beiden Geo-net-Vertretenden Thomas Vizl und Stefanie Döpfner vom Gremium genehmigt. Vizl kündigte an, dass seine Fraktion zwar grundsätzlich weiter gegen das Bauvorhaben sei, werde jedoch konstruktiv an dessen Umsetzung mitwirken.
Der Bebauungsplan wird voraussichtlich von Mitte Mai bis Mitte Juni in der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen öffentlich ausgelegt, hieß es dort auf Nachfrage.
Dort werden die gleichen Leute arbeiten die auch in Donnersdorf bei Kaufland, Kitzingen bei DHL etc. arbeiten. Und ihren Lohn schicken sie heim nach Osteuropa.
Warum wird denn stadtauswärts für den Zulieferverkehr eine Linksabbiegerspur gebaut, wenn der Lieferverkehr doch über Alitzheim geführt werden soll ? Sollte tatsächlich Interesse bestehen den LKW Verkehr von Norden heranzuführen, darf genau so eine Spur eben nicht gebaut werden.
Abgesehen davon ist die Aussage die Mitarbeiter sollen doch mit dem Fahrrad anreisen erstaunlich. Woher sollen die denn kommen ? Die geplanten kaufmännischen Vollzeitstellen sind doch mit Gerolzhöfern kaum zu besetzen. Falls ja hätten die bereits ansässigen Unternehmen arge Probleme mit Fluktuation.
Wundert mich nur noch dass der People Mover für dieses Projekt nicht auch noch herhalten muss.
Wer wirklich glaubt dass das für die Bürger gut ausgeht, glaubt auch dass Zitronenfalter Zitronen falten.
Nur wurde dieses Argument ins Feld geführt, um die Belastung die durch die Benutzung der nördlichen Allee entstehen wird zu negieren.