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Gerolzhofen
Norma: Auf der Suche nach Zauneidechsen
An der Alitzheimer Straße wurden am Straßenrand niedrige Zäune aufgestellt. Was es damit auf sich hat.
An der Alitzheimer Straße, dort wo die Einfahrt zum Norma-Logistikzentrum gebaut wird, wird derzeit großflächig nach einer möglichen Eidechsen-Population gesucht.
Foto: Klaus Vogt | An der Alitzheimer Straße, dort wo die Einfahrt zum Norma-Logistikzentrum gebaut wird, wird derzeit großflächig nach einer möglichen Eidechsen-Population gesucht.
Redaktion
 |  aktualisiert: 12.02.2024 14:20 Uhr

Wer derzeit an der Alitzheimer Straße stadtauswärts zwischen Hiestand und den Aussiedlerhöfen unterwegs ist, dem ist sicherlich schon am linken Straßenrand die mit grünen Krötenschutzzäunen abgegrenzte Fläche aufgefallen. Was hat es damit auf sich?

Das Ganze ist Bestandteil der derzeit laufenden Voruntersuchungen für das neue Norma-Logistikzentrum, teilt der verantwortliche Architekt, Martin Giedl (Gerolzhofen), auf Anfrage dieser Redaktion mit. In dem Bereich, der nun mit den niedrigen Zäunen abgegrenzt ist, werden später die Linksabbiegerspur und die nördliche Einfahrt zum Norma-Gelände gebaut. Bevor der Bereich hier abgebaggert wird, untersuchen Biologen im Rahmen einer gesetzlich vorgeschriebenen Bestandserhebung, ob in diesem Bereich eventuell besonders geschützte Tiere leben.

Eidechsen im Straßengraben?

Konkret wird nach möglicherweise im Straßenbankett lebenden Zauneidechsen gesucht. Dass auf den benachbarten, intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen ebenfalls Eidechsen leben, halten die Biologen hingegen für ausgeschlossen. Eine vergleichbare Untersuchung hatte es in nur wenige hundert Meter Entfernung auch gegeben, als im Jahr 2013 der Bau des neuen 1,8 Kilometer langen Überholstreifens auf der B 286 zwischen Alitzheim und Gerolzhofen begann. 

In dem mit Zäunen abgegrenzten Bereich sind mehrere Eimer bis zur Oberkante im Erdreich eingegraben. Derzeit sind die weißen Behälter noch mit Deckeln verschlossen. Wenn die Witterung aber wärmer wird und die wechselwarmen Eidechsen aktiv werden, werden Biologen die Deckel abnehmen und die Eimer dann in regelmäßigen Abständen kontrollieren. Damit die in die Eimer gefallenen Reptilien in der Zwischenzeit, etwa bei starkem Regen, keine Probleme kriegen, sind die Eimer am Boden angebohrt, damit sich kein Wasser darin anstauen kann.

Neues Eidechsen-Zuhause

Für den Fall, dass tatsächlich Zauneidechsen gefangen werden, müssen sie umziehen. Dafür wurde bereits weiter westlich, am Rande des künftigen Norma-Areals, – vergleichbar wie an der B 286 – extra ein neues Eidechsen-Habitat gebaut, das ebenfalls mit niedrigen Zäunen umgeben ist. Dort sind Sand, Steine, Wurzeln und Reisig so drapiert, dass die Reptilien neuen Unterschlupf finden können.

Um sie geht es: Zauneidechsen gehören zu den stark bedrohten Tieren. Wenn Reptilien entlang der Straße gefunden werden, dann werden sie umgesiedelt. 
Foto: Dieter Rieß | Um sie geht es: Zauneidechsen gehören zu den stark bedrohten Tieren. Wenn Reptilien entlang der Straße gefunden werden, dann werden sie umgesiedelt. 

Zauneidechsen sind allerdings nicht die einzige Tierart, für die sich die Biologen bei ihrer Bestandserhebung auf der Norma-Fläche interessieren, erklärt Marin Giedl. Gesucht wird beispielsweise auch nach verschiedenen Brutvogelarten und nach Haselmäusen. Ist der Bestand dann kartiert, wird von den Naturschutzbehörden entschieden, welche Ausgleichsflächen in welcher Größe und in welcher Qualität die Firma Norma als Bauherrin zur Verfügung stellen muss. Die notwendigen Flächen werden entweder von der Stadt Gerolzhofen oder von privaten Eigentümern abgekauft. Entsprechende Verhandlungen laufen derzeit, sagt Architekt Giedl.

Unterschiedliche Qualität der Flächen

Die Qualität der Ausgleichsflächen kann ganz unterschiedlich sein. Nicht immer sind ein mit Gebüsch und Hecken zugewachsenes, regelrecht verwildertes Grundstück oder ein feuchtes Loch die ideale ökologische Ausgleichsflächen, auch wenn ein Laie dies vielleicht glauben mag. Die Feldlerche beispielsweise, die durch Norma ein mögliches Brutrevier verlieren wird, braucht kein Gebüsch, sondern weiterhin eine offene Fläche. Deshalb kann auch eine Ackerfläche, die sogar landwirtschaftlich genutzt wird, als Ausgleichsfläche für diesen Bodenbrüter anerkannt werden.

Wie geht es neben der ökologischen Bestandserhebung inzwischen mit dem Bauprojekt weiter? Wie ausführlich berichtet, will Norma im Industriegebiet auf einem Grundstück von 11,5 Hektar eine rund 35 000 Quadratmeter große Halle und ein Verwaltungsgebäude mit 2000 Quadratmetern Bürofläche auf zwei Stockwerken bauen. Bis zu 200 Arbeitsplätze der unterschiedlichsten Qualitäten, von Führungskräften bis zum Lagerist, werden entstehen. Momentan liegt der Bebauungsplan öffentlich auf. Die sogenannten Träger öffentlicher Belange, aber auch die Bevölkerung sind eingeladen, Einwendungen und Anregungen zu den Plänen vorzubringen.

An der südlichen Grenze des Norma-Areals, unweit der Schreinerei Markert, wird das neue Eidechsen-Habitat entstehen.
Foto: Klaus Vogt | An der südlichen Grenze des Norma-Areals, unweit der Schreinerei Markert, wird das neue Eidechsen-Habitat entstehen.

Baubeginn noch in diesem Jahr?

Ist diese Phase abgeschlossen, kommt der Bebauungsplan-Entwurf wieder zurück in den Stadtrat und man diskutiert, ob die eingegangenen Einwendungen in den Plan eingearbeitet werden, oder ob man darauf verzichten kann. Danach wird der überarbeitete Plan ein zweites Mal öffentlich ausgelegt, ehe dann im Landratsamt Schweinfurt die Genehmigung ansteht.

Wenn alles reibungslos verläuft, so Martin Giedl, könnte im September 2021 auf Grundlage des genehmigten Bebauungsplans dann der eigentliche Bauplan für das Logistikzentrum eingereicht werden. Wunsch der Bauherrin ist es, dass mit dem Bau der Halle und des Verwaltungsgebäudes noch in diesem Jahr, möglichst im Herbst nach der Ernte, begonnen werden kann.

Halbseitige Sperrung

Parallel dazu wird auch die Linksabbiegerspur in Angriff genommen. Diese Baustelle soll im Halbseit-Verfahren mit Ampel-Regelungen abgewickelt werden. An eine komplette Sperrung der Alitzheimer Straße sei nicht gedacht, sagt der Architekt.

 
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