
Für Walter Hornung war es beides, wie er mehrfach betont: „Eine verrückte und eine schöne Zeit“. In diesen 46 Jahren hat er zwei grundverschiedene Seiten der Verwaltung kennengelernt. Die als Leiter des Fremdenverkehrsamtes, wie es damals hieß, an vorderster Publikumsfront, und die als Kämmerer und Zahlenverwalter in der eher stillen Amtsstube. Mit dem 63-Jährigen ging jetzt eines der letzten Urgesteine der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. Ab März 2018 bekommt er seine Pension.
Angefangen hatte Walter Hornung 1970 noch bei der Stadt, ehe er wie das Gros der Stadtverwaltung zum 1. Mai 1978 zur damals neugegründeten Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen kam.
Fünf Bürgermeister und sechs VG-Vorsitzende erlebt
Seit September 1970 hat der gebürtige Gerolzhöfer fünf Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie sechs VG-Vorsitzende erlebt. Die Bürgermeister waren Franz Kreppel, Franz Stephan, Hartmut Bräuer, Irmgard Krammer und seit Februar 2013 Thorsten Wozniak.
Für die Dauer von 15 Monaten kam bei der VG zwischen Franz Stephan und Hartmut Bräuer 1989/1990 Donnersdorfs Bürgermeister Adam Eirich als Übergangsvorsitzender dazu.
Als es noch die mechanische Schreibmaschine statt des Computers gab
An eine moderne Technik und Datenverarbeitung mit Hightech-Computern wie heute war überhaupt noch nicht zu denken, als Walter Hornung, frisch von der Realschule kommend, mit 16 Jahren als sogenannter Verwaltungslehrling begann. In der Schreibstube gab es noch mechanische und nicht einmal elektrische Schreibmaschinen, als er bei Andreas „Andi“ Radler in der Kämmerei antrat und im Zuge der Ausbildung alle Abteilungen der Stadtverwaltung durchlief.
Für VHS und Fremdenverkehr im Einsatz
Walter Hornungs Aufgabe bestand nach seiner Ausbildung ab 1. Dezember 1973 zunächst darin, für den zunächst noch ehrenamtlichen Leiter Siegfried Schaub die Geschäfte der Volkshochschule zu führen. Daneben hatte man ihm das Fremdenverkehrsreferat übertragen. So kam er schon als 19-Jähriger mit dem Tourismus in Berührung.
Bürgermeister Franz Kreppel stand dem Fremdenverkehr zwar aufgeschlossen gegenüber und schickte Hornung Ansichtskarten aus dem Urlaub, auf denen er Tipps gab, was man von seinen Urlaubsorten auf den Gerolzhöfer Tourismus übertragen könnte, doch die Anfänge auf diesem Gebiet waren eher bescheiden und bis dahin unkoordiniert.
Erster hauptamtlicher Verkehrsamtsleiter
Das Fremdenverkehrsbüro im rückwärtigen Küchenbau des Alten Rathauses mit noch seitlichem Eingang von der Spitalstraße her war eher ein kleines Kämmerchen, in dem sich Sepp Paintner und andere ehrenamtliche Helfer der Touristen in der Stadt annahmen. Mit der Gründung der VG wurde tiefer in den Tourismus in Stadt und Umland eingestiegen und vor allem die Buswerbung forciert.
So richtig durchgestartet wurde zum 1. Januar 1984, als Walter Hornung erster hauptamtlicher Leiter des Fremdenverkehrsamtes wurde und das im Zuge von Umbau und Sanierung des Alten Rathauses neu geschaffene Tourismusbüro bezog.
Wochenendspaß, Lok Adler-Fahrten, Weinherbst und anderes mehr als Zugpferde
„Pauschalarrangements wie die Fränkische Weihnacht, der Wochenendspaß, Heimatabende, Fahrten mit der Lok Adler und dem Leiterwagen, Weinproben und Weinherbst haben zum Beispiel viele Gäste gebracht“, erinnert sich Hornung.
„Ganz verrückt“ sei die Zeit der von Dietmar „Diko“ Kordowich geleiteten Weinfeste mit der legendären Aufnahme von bekannten Bacchusbrüdern und Bacchusschwestern wie Dieter Thomas Heck, Tony Marschall, Professor Bernhard Grzimek, Max Merkel, Gunter Gabriel, Elmar Gunsch oder Carolin Reiber gewesen. Die Promis sollten die Aufmerksamkeit auf Gerolzhofen lenken und so zugleich etwas von ihrem Glanz für die Stadt am Steigerwald als Urlaubsort abfallen lassen.
Der Wechsel zurück in die klassische Verwaltung
Dann die Zäsur. Zum 1. Februar 1999 wechselte Walter Hornung für viele überraschend auf eigenem Wunsch vom Verkehrsamt zurück in die klassische Verwaltung, als Kämmerer. Für diesen Schritt seien mehrere Gründe ausschlaggebend gewesen, sagt er rückblickend.
„Es hat sich abgezeichnet, dass die Gästezahlen in Gerolzhofen nicht durch die Decke schießen. Die Reisegruppe verlor an Gewicht und auch aufgrund von Betriebsaufgaben und Wechseln in örtlichen Betrieben flaute die Konjunktur ab“, so Walter Hornung. Volkach etwa habe da ganz andere Voraussetzungen.
Außerdem sei er älter geworden mit Frau und drei Kindern zuhause. Er betont: „Für mich war es kein Ziel, mit über 60 noch auf Messen Prospekte zu verteilen.“
Schon immer den Zahlen verschrieben
Andererseits habe ihm der Umgang mit Zahlen schon seit seiner Ausbildung gelegen. So habe er auch im Verkehrsamt stets darauf geachtet, inwieweit die heimische Wirtschaft unter dem Strich von den Aktionen und Aktivitäten profitierte.
So hat er sich fortan der Aufstellung und Abwicklung der Finanzhaushalte für die Gemeinden Donnersdorf und Oberschwarzach, für die VG selbst als auch für den Bürgerwald gewidmet.
Ganz besonders Spaß gemacht hätten ihm als Kämmerer dabei die Erstellung von Förderanträgen für alle möglichen Maßnahmen, inklusive deren Abwicklung und der Erstellung des abschließenden Verwendungsnachweises für die in Anspruch genommenen, öffentlichen Gelder.
Das Gewerbegebiet Am Rödertor als besondere Herausforderung und Aufgabe
Besonders spannend sei die Zeit gewesen, als das Gewerbegebiet Am Rödertor in Donnersdorf mit dem Kaufland-Logistikzentrum zu finanzieren war. Walter Hornung: „Da sind viele Gelder geflossen.“
So ging jetzt für den Beamten eine schöne und spannende, zwischendurch verrückte Zeit zu Ende.

