Direkt an der Niederwerrner Straße, an der Ecke zur Gymnasiumstraße steht heute ein Wohnheim der Lebenshilfe. Zuvor gab es dort einen Schreinereibetrieb und zuletzt das Kulturhaus "Schreinerei". Ende der 1980er-Jahre hatte es Überlegungen gegeben, von hier aus einen Tunnel unter dem Obertor zu bauen. Die Einfahrt wäre am Fichtelsgarten, die Ausfahrt auf dem ehemaligen Gelände der Turngemeinde gewesen.
Der Tunnel sollte den damals zunehmenden Verkehr von der Niederwerrner in die Deutschhöfer Straße schlucken und so das Obertor entlasten. Mit der Krise in der Großindustrie Mitte der 1990er-Jahre und den nach unten korrigierten Verkehrsprognosen hatte sich das Tunnelthema erledigt.
Auf jenem ehemaligen TG-Gelände gegenüber von St. Anton baut jetzt die Lebenshilfe ein weiteres Wohnheim, an der Ecke zur Jahnstraße. Knapp sieben Millionen Euro investiert die Lebenshilfe Schweinfurt auf dem seit Jahrzehnten kaum genutzten TG-Gelände, auf dem in einem Teilbereich am Obertor weiterhin innenstadtnahe Parkplätze vermietet werden. Nach mehreren Terminverschiebungen in den vergangenen Jahren, auch durch eine ergebnislose Kampfmittelortung, ist man mit dem Spatenstich am Donnerstag jetzt sogar etwas schneller als geplant.
Erstellt wird ein viergeschossiger Bau in U-Form mit 24 Wohnplätzen auf vier Geschossen und einem ähnlich großen Bereich für die "Tagesstruktur", die vor allem, aber nicht ausschließlich den Bewohnern zur Verfügung gestellt wird. Vorgesehen sind die 16 Quadratmeter großen Wohnungen für das weitgehend selbstständige Seniorenwohnen in zwei Gruppen. Das Wohnheim am Fichtelsgarten ist ganz ähnlich aufgebaut, jedoch für Mehrfachbehinderte reserviert.
Wohnheime für 300 Menschen mit Behinderung
Die Lebenshilfe Schweinfurt unterhält aktuell über 20 Wohnheime, mit und ohne Tagesbetreuung, vor allem in Schweinfurt und Hammelburg. Der Neubau nach den Plänen der RWP Architekturbüros Schweinfurt soll im Frühjahr 2023 bezugsfertig sein. Für den Entwurf, die städtebauliche Abstimmung mit der Stadt, und für die Planung auf dem gesamten Grundstück ist das Architekturbüro „Schefbeck hoch 3“ (Schweinfurt, Maibacher Straße) zuständig. Bezuschusst wird das Projekt vom Staat und vom Bezirk mit knapp fünf Millionen Euro. Laut dem Leiter für den Bereich Wohnen bei der Lebenshilfe Schweinfurt, Sascha Turtschany, werden die Zimmer im Durchschnitt 16 Quadratmeter groß sein. Zwischen den 24 Wohnräumen werden zwölf Bäder liegen, ergänzt noch durch zwei Pflegebäder.
Auch die angeschlossene Tagesgruppe ist für 24 Senioren geplant. Eine Besonderheit wird sein, dass auf dem Bau für die Tagesgruppe zwei Appartementwohnungen errichtet werden: für Mitarbeiter, die ein Freiwilliges Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst ableisten.
Beim Spatenstich freuten sich der Vorsitzende Horst Golüke, Geschäftsführer Martin Groove und der für die Finanzen zuständige Michael Bertran (alle Lebenshilfe Schweinfurt) mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Frank Schmierlein (Geschäftsführer RWP) über den Beginn der Bauarbeiten. Wie schon bei dem Wohnheim am Fichtelsgarten entstehen entlang der Hauptverkehrsstraße Funktionsräume wie etwa für die sanitären Einrichtungen. Die Wohnräume werden auf der der Deutschhöfer Straße abgewandten Seite erstellt.