Falls die Nikolaus-Fey-Straße wegen der Nazi-Vergangenheit ihres Namensgebers tatsächlich umbenannt werden sollte, hat dies insbesondere für die dort ansässigen Firmen weitreichende Auswirkungen. Wo selbst Privathaushalte eine ganze Liste abarbeiten müssen, wenn sich die Wohnadresse ändert, kommen auf Unternehmen, die große Teile ihres Umsatzes über Internetgeschäfte generieren, noch ganz andere Herausforderungen zu.

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Probleme kann es für ein Unternehmen geben, das bei seinen Internetgeschäften mit einem Online-Bezahldienst, beispielsweise Paypal, zusammenarbeitet. Darauf hat in der jüngsten Stadtratssitzung bereits der CSU-Fraktionsvorsitzende Arnulf Koch hingewiesen. Koch ist einer von zwei Vorständen der K&K Software AG in Gerolzhofen. Die Aktiengesellschaft sieht sich als IT-Dienstleister für individuelle Softwareentwicklung, Internetauftritte, IT-Infrastruktur und EDV-Betreuung. 

Automatisches Sicherheitssystem

Gerade die Firma Paypal lege großen Wert darauf, Fake-Unternehmen innerhalb des internationalen Zahlungsverkehrs frühzeitig zu erkennen, um etwaige Betrugsversuche schnellstmöglich zu unterbinden, erklärt Koch. Besteht bei Paypal der begründete Verdacht, dass irgendetwas bei einer Transaktion nicht stimmt, kann es passieren, so Koch, dass aus Sicherheitsgründen einem das Geschäftskonto gesperrt wird.

Das Unternehmen bediene sich dabei eines zu 100 Prozent automatisierten Überwachungssystems. Der Algorithmus schlage Alarm, wenn zum Beispiel beim Bonitätsabgleich mit der Schufa AG Unstimmigkeiten auftreten. Dies könne bereits der Fall sein, wenn im Internet ein und dieselbe Firma auf verschiedenen Plattformen unterwegs ist, dabei aber unterschiedliche Firmenadressen hinterlegt sind. "Genau dies kann schnell passieren, wenn beispielsweise die erfolgte Umbenennung der Straße noch nicht überall aktualisiert ist", erklärt Koch.

Übergangszeit bringt nichts

Die von Bürgermeister Thorsten Wozniak in die Diskussion gebrachte Übergangszeit von bis zu zwei Jahren bis zur Umsetzung einer Straßenumbenennung hilft hier aus Sicht von Koch nicht wirklich weiter. So eine Übergangszeit könne zwar hilfreich sein, wenn ein Unternehmen plane, mittelfristig neue Flyer oder Prospektmaterial in Auftrag zu geben. Wenn man dann wisse, dass in einigen Monaten eine Straßenumbenennung anstehe, könne man den Druckauftrag entsprechend steuern.

Für den Zahlungsverkehr im Internet bringe eine Übergangszeit hingegen nichts, so Koch. Das Problem: Eine Straße kann nicht zeitgleich, auch nicht übergangsweise, zwei verschiedene Namen tragen. Selbst wenn heute schon feststehen würde, wie die jetzige Nikolaus-Fey-Straße später einmal heißen wird, nütze dies den Unternehmen wenig. Denn bei Paypal könne man beim Eintrag der Adresse im Suchfeld einer bestimmten Ortschaft nur unter denjenigen Straßennamen auswählen, die für diesen Ort aktuell hinterlegt und somit aktiv sind. Zukünftige Straßennamen sind dort noch nicht hinterlegt und somit auch nicht anwählbar – genauso wenig wie im Navigationssystem eines Fahrzeugs.

Probleme beim Google-Ranking?

Neben einem reibungslosen Zahlungsverkehr ist für internet-affine Firmen auch sehr bedeutsam, dass ihr Angebot im Netz von Suchmaschinen – zum Beispiel dem Weltmarktführer Google – zuverlässig gefunden wird. Zudem ist es wichtig, dass der eigene Internetauftritt bei den Suchergebnissen von Google dann auch möglichst weit vorne geführt wird. Kann eine Änderung der Adresse möglicherweise ein über Jahre erarbeitetes gutes Ranking in der Google-Trefferliste schädigen?

Diese Gefahr sieht Vera Scheuering nicht. Sie ist Marketing-Expertin bei der Volkacher Firma Eology, zu deren Spezialgebiet auch die Search Engine Optimization (kurz: SEO), die Suchmaschinenoptimierung gehört. Darunter versteht man alle Maßnahmen technischer und inhaltlicher Natur, die dazu dienen, das Ranking einer Firmen-Homepage und damit deren Sichtbarkeit in den Ergebnislisten von Internet-Suchmaschinen zu verbessern.

Straßenname nicht entscheidend

"Eine bloße Adressänderung führt bei Google zu keinem Nachteil im organischen Ranking", erklärt Scheuering. Etwas anderes wäre es, wenn man den Firmennamen oder Schlagworte bei der Beschreibung des Warenangebots ändern würde. Solche Keywords seien viel wichtiger für Google als ein bloßer Straßenname. Potenzielle Kunden im Internet würden bei ihrer Suche ja meist den gewünschten Artikel und den Firmennamen eintragen, nicht aber die Straße.

Hoher administrativer Aufwand

Allerdings bedeute die Umbenennung des Straßennamens für die betroffenen Firmen einen "großen administrativen Aufwand", erklärt Scheuering. Insbesondere im Internet müssten an vielen Stellen die Daten geändert werden, zum Beispiel bei "Google Maps". Nicht vergessen dürfe man die zahlreichen Online-Plattformen, die wie Branchenverzeichnisse funktionieren und wo die Unternehmen sich gegen eine Gebühr selbst eintragen ließen oder automatisch aufgenommen wurden, ohne selbst davon zu wissen.

Sollte an diesen vielen Stellen im Internet eine Firma mit zwei verschiedenen Adressen auftauchen, könne dies in der Tat zu Problemen führen, sagt auch die Marketingexpertin aus Volkach und stimmt damit Koch zu. "Dann kann es sein, dass plötzlich das eigene Paypal-Konto gesperrt ist."

Seitens von Paypal ist zu erfahren, dass Händler die Änderung eines Straßennamens grundsätzlich in ihren Kontoeinstellungen vornehmen können, teilt Pressesprecher Michael Stoecker auf Anfrage mit. Eine Änderung eines Straßennamens werde dann von Dienstleistern auf Richtigkeit der Angabe überprüft "und sie aktualisieren die Adresse im Anschluss sofort manuell – auch vor der nächsten Aktualisierung des offiziellen Straßenverzeichnisses". Zudem würden die Dienstleister das offizielle Straßenverzeichnis verwenden. "Die Daten erhalten diese automatisch jedes Quartal."

Eine Verifizierung beruhe auf mehreren Faktoren. "Der Straßenname ist nur ein Faktor von vielen, der durch externe Auskunfteien in Betracht gezogen wird", so Stoecker.