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Schweinfurt
Neue Corona-Stufe: Das sagen Betroffene aus Schweinfurt
In Bayern sollen soziale Kontakte ab sofort regional bei einem Inzidenzwert über 100 eingeschränkt werden. Das betrifft die Region Schweinfurt. Wie stehen die Betroffenen dazu?
Corona hat Schweinfurt fest im Griff. Nun sollen weitere Maßnahmen ergriffen werden.
Foto: Anand Anders | Corona hat Schweinfurt fest im Griff. Nun sollen weitere Maßnahmen ergriffen werden.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Neuinfektionen im Raum Schweinfurt ist im Vergleich zum Vortag gesunken. Waren es am Mittwoch noch 34 Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten, so vermeldete das Robert Koch-Institut (RKI) an diesem Donnerstag "nur" 24 Fälle (Stadt 8, Landkreis 16). Die Zahlen des Landesamtes für Gesundheit weichen davon leicht ab. Der Inzidenz-Wert, also die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner, liegt damit laut RKI in der Stadt Schweinfurt bei 102,9, im Landkreis bei 115,2. Da in beiden Fällen der Wert von 100 aber überschritten wird, ist die Region unmittelbar von neuen Regelungen betroffen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte am Mittwoch weitere Verschärfungen der Corona-Regeln in Bayern angekündigt. Die neue "dunkelrote" Stufe (ab Wert 100) besagt demzufolge, dass "Veranstaltungen aller Art" – egal ob Sport, Kultur, Kino oder auch Kongresse – auf maximal 50 Personen beschränkt werden sollen. Außerdem soll die Sperrstunde in der Gastronomie auf 21 Uhr vorgezogen werden. Bislang gilt ab einer Inzidenz von 35 eine Sperrstunde um 23 Uhr, ab Inzidenz 50 müssen Lokale um 22 Uhr schließen.

Noch gelten die neuen Regelungen nicht

Die neuen Verschärfungen sorgen im Kreis Schweinfurt für sorgenvolle Minen. Auch wenn sowohl Landratsamt, also auch Stadtverwaltung am Donnerstagnachmittag noch auf "detaillierte Informationen" von Seiten der Staatsregierung warteten. "Wir stehen im Austausch mit der Regierung und erarbeiten gerade, inwiefern die neuen Maßnahmen hier umgesetzt werden können", sagte Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt. Solange noch keine konkrete Verordnung vorliege, würden die bisherigen Regelungen der aktuellen Allgemeinverfügung zunächst Bestand haben. Am Abend teilte die Staatsregierung dann mit, dass die neuen Regelungen ab diesem Freitag, 23. Oktober, in Kraft treten.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé hatte bereits am Vortag Verständnis für Söders Handeln gezeigt. Zugleich sprach er über mögliche Ausnahmeregelungen und Spielräume, welche man prüfen wolle. Beispielhaft nannte er das Schweinfurter Theater, das bei einer Senkung der Besucherzahl auf 50 Personen wohl den Betrieb einstellen müsse. Auch hierzu gebe es noch keine neuen Erkenntnisse, teilte die Stadt nun am Donnerstag mit.

"Damit wird die Angst der Gäste natürlich wieder mehr geschürt"

Sorgen macht sich indes die freie Kultur- und Gastronomieszene. So sagte etwa Julius Süß, Inhaber des Schweinfurter Hotel Ross, dass sich die neuen Maßnahmen wirtschaftlich deutlich negativ auswirken könnten. "Damit wird die Angst der Gäste natürlich wieder mehr geschürt", so Süß, der dennoch Verständnis für die möglichen Verschärfungen zeigt. Auf den Restaurantbetrieb wirke sich die vorgezogene Sperrstunde von 22 auf 21 Uhr zwar nicht ganz so erheblich aus, auf die Vinothek aber schon. "Da wird dann eben nicht noch eine Flasche Wein getrunken, das macht sich natürlich bemerkbar."

Die vorgezogene Sperrstunde könnte die Gastronomie in Schweinfurt hart treffen.
Foto: Anand Anders | Die vorgezogene Sperrstunde könnte die Gastronomie in Schweinfurt hart treffen.

Grundsätzlich machten die vermehrten Einschränkungen auch ein Umdenken der Gäste erforderlich. "Wir versuchen den Menschen deshalb zu vermitteln, dass man auch früher, um 16 oder 17 Uhr, schon Essen gehen kann", so Süß. Die vorgezogenen Sperrstunden machten einen Restaurant-Besuch zu gewohnten Zeiten, etwa um 20 Uhr, immer schwieriger. Ähnlich sieht es Michael Schwägerl, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer beim Gaststättenverband Dehoga. "Für die betroffenen Betriebe ist das ein riesiger Verlust." Dabei gebe es keine Belege, dass der Anstieg der Neuinfektionen aus der Gastronomie komme.

Was passiert nun mit den "Kurzfilmtagen"?

Diana Schmeltzer, Geschäftsführerin des Filmtheaters "Kuk", kann die generellen Verschärfungen verstehen. "Lieber haben wir jetzt strengere Maßnahmen in der Hoffnung, dass es möglichst schnell vorbeigeht, als dass sich die ganze Lage ewig hinzieht." Dennoch macht sie keinen Hehl daraus, dass derzeit alles "auf der Kippe steht", man eine extrem bittere Zeit durchlebe. Von den neuen Regelungen sieht sie ihr Kino hingegen grundsätzlich nicht betroffen.

"Seit der Inzidenz-Wert in Schweinfurt über 50 gestiegen ist, kommen aus Angst fast keine Besucher mehr", so Schmeltzer. Deshalb laufe man auch nicht Gefahr, die Grenze von 50 Zuschauern zu überschreiten. Ohnehin passten in den größten Kinosaal anstatt 150, derzeit aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln nur maximal 35 Personen. Deshalb sieht Schmeltzer die anstehenden Kurzfilmtage auch nicht wirklich in Gefahr. "Stand jetzt gehe ich davon aus, dass sie stattfinden werden."

Disharmonie sagt Veranstaltung ab

Dafür habe man ohnehin weitreichende Vorkehrungen getroffen. So erstreckt sich die Veranstaltung in diesem Jahr über eine ganze Woche, nicht wie sonst "kompakt in drei Tagen", so Schmeltzer. So könne man Zusammenkünfte vieler Menschen vermeiden. Außerdem verzichte man auf jeglichen Event-Charakter, der Fokus liege alleine auf den Filmvorstellungen. "Die Kurzfilmtage könnten nur dann ausfallen, wenn es wieder einen Lockdown gibt", betont Schmeltzer.

Die Kulturwerkstatt Disharmonie hat ebenfalls mit den Auswirkungen der verschärften Maßnahmen zu kämpfen. Zwar sei man durch die ohnehin begrenzte Zuschauerzahl nicht von der neuen Obergrenze für Besucher betroffen. Bisher schon geltende Regeln, wie etwa die Maskenpflicht am Sitzplatz,  sorgten allerdings für Sorgen und Ängste. Auch deshalb hat die Disharmonie beispielsweise ein für diesen Freitag geplantes Konzert abgesagt. Adi Schön, Geschäftsführer der Stadthalle, findet es indes vor allem für die Künstler schade, vor einem immer kleiner werdenden Publikum aufzutreten. "Andererseits muss man derzeit froh sein, wenn es überhaupt Auftritte geben kann."

Nach wie vor gilt in der Schweinfurter Keßlergasse Maskenpflicht. Für Gastronomie und Kultur könnten nun weitere Einschränkungen hinzukommen.
Foto: Anand Anders | Nach wie vor gilt in der Schweinfurter Keßlergasse Maskenpflicht. Für Gastronomie und Kultur könnten nun weitere Einschränkungen hinzukommen.

Lob für das Gesundheitsamt

Derweil geht die Suche nach den Ursachen der ansteigenden Corona-Zahlen im Kreis Schweinfurt weiter. So wurden nach positiven Fällen Reihentestungen im Gelderseheimer Ankerzentrum, in der Werkstatt der Lebenshilfe in Sennfeld und in der Einrichtung Kloster Maria Hilf in Heidenfeld angeordnet, deren Ergebnisse noch ausstehen. Eine Reihentestung im Wilhelm-Löhe-Haus ergab indes eine erfreuliche Erkenntnis. Nachdem eine Mitarbeiterin vergangene Woche positiv auf Corona getestet worden war, mussten sich 254 Menschen, darunter alle Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtung, einer Testung unterziehen. "Dabei waren alle Tests negativ", freut sich Volker Göbel, Geschäftsleiter für stationäre und teilstationäre Altenhilfe.

Er lobte das Personal, das sich vorbildlich an alle Hygienevorschriften gehalten habe. "Nur so konnte die Verbreitung des Virus trotz eines positiven Falles im Haus verhindert werden", so Göbel. Er betonte auch die "gute Leistung" des Gesundheitsamtes, welches sich schnell und unbürokratisch um die Reihentestung gekümmert habe. Dagegen kritisierte er die Kommunikation des Oberbürgermeisters. Dieser hatte am Samstag in einer Videobotschaft von dem dort positiven Corona-Fall berichtet, noch bevor die Einrichtung selber alle Mitarbeiter informiert hatte. "Hier wäre eine bessere Absprache hilfreich gewesen."

 
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Kommentare
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    Wie in Italien (mit den selben kleinen Ausnahmen):
    Ausgangssperre 23 bis 5 Uhr!
    Das trifft auf jeden Fall die Richtigen.
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  • M. B.
    Neue Corona Maßnahmen treffen in erster Linie diejenigen die sich bereits an die gültigen Maßnahmen halten. Die steigenden Zahlen zeigen, dass es weiterhin zu viele Corona Leugner, Ignoranten und Party Macher gibt ,welche den Virus unbekümmert weitergeben. Es ist ein einziges Dilemma.
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