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Schweinfurt
Nein! zu Missbrauch und Gewalt: Norbert Kleinlein zeigt in St. Johannis Bilder, die betroffen machen und berühren
Wegschauen ist nicht: Norbert Kleinlein fordert mit seinen Bildern auf, hinzuschauen und auch mitzuleiden. Und laut Nein zu rufen.
'Nein! zu Missbrauch und Gewalt' ist der Titel einer Ausstellung von Norbert Kleinlein. Sie ist bis 29. Juli in St. Johannis in Schweinfurt zu sehen. 
Foto: Martina Müller | "Nein! zu Missbrauch und Gewalt" ist der Titel einer Ausstellung von Norbert Kleinlein. Sie ist bis 29. Juli in St. Johannis in Schweinfurt zu sehen. 
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 21.07.2022 02:41 Uhr

Das nimmt einen schon mit, das verstört gewaltig, was der Schweinfurter Künstler Norbert Kleinlein in St. Johannis zeigt: Qual, Leid, zerstörte Körper und zerstörte Seelen. Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Gewalt.  Schattengesichter zeigt er, Übergriffe, stumme Schreie. Unberührt geht wohl niemand durch die Installation in und vor der Turmkapelle. Und man nimmt die Eindrücke mit, wenn man die Kirche verlässt.

Das soll auch so sein. Was hier gezeigt wird, soll aufrütteln, Empathie erzeugen. Was hier gezeigt wird, hauptsächlich Zeichnungen, soll den Blick auf etwas lenken, das oft lieber übersehen oder vertuscht wird: Missbrauch und Gewalt, Macht und Machtmissbrauch. Was hier gezeigt wird, ruft Nein. Das ist auch der Titel der Installation: Nein! zu Missbrauch und Gewalt.  

Oliver Bruckmann: Wir können über dieses Thema nicht schweigen

"Ich bin fest davon überzeugt, dass Kunst das Potential hat, uns auf das Leiden von Menschen aufmerksam zu machen, die von Machtmissbrauch körperlich und seelisch betroffen sind", sagt Dekan Oliver Bruckmann. "Wir können über dieses Thema nicht schweigen." Deswegen haben er und Norbert Kleinlein beschlossen, die Installation, die 2019 im Künstlerhof in Oberndorf zu sehen war, nach St. Johannis zu holen.

Dekan Oliver Bruckmann hält es für wichtig, mit der Ausstellung von Norbert Kleinlein Begegnung und Auseinandersetzung mit Missbrauch, Gewalt, Macht und Machtmissbrauch öffentlich anzustoßen. 
Foto: Martina Müller | Dekan Oliver Bruckmann hält es für wichtig, mit der Ausstellung von Norbert Kleinlein Begegnung und Auseinandersetzung mit Missbrauch, Gewalt, Macht und Machtmissbrauch öffentlich anzustoßen. 

"Kleinlein versteht es, die ausdrucksstarken Gesichter, gewaltsam verrenkten Körper und beschämend beschämten Figuren so sichtbar zu machen, dass man als Betrachterin und Betrachter kaum anders kann, als den unendlichen und unsäglichen Schmerz und das greifbare Unrecht am eigenen Leibe zu spüren", sagt Oliver Bruckmann in seiner sehr emotionalen  Rede. "Der Künstler Kleinlein öffnet uns die Augen, wo wir immer noch wegschauen und blind sind." 

Markus Zitzmann untermalte musikalisch die Ausstellungseröffnung von 'Nein! zu Missbrauch und Gewalt' von Norbert Kleinlein in St. Johannis.
Foto: Martina Müller | Markus Zitzmann untermalte musikalisch die Ausstellungseröffnung von "Nein! zu Missbrauch und Gewalt" von Norbert Kleinlein in St. Johannis.

Seit über zehn Jahren künstlerische Auseinandersetzung mit Missbrauch und Gewakt 

Norbert Kleinlein setzt sich seit gut zehn Jahren mit den Themen Missbrauch und Gewalt auseinander. Krankheitsbedingt konnte er nicht zur Eröffnung kommen. Im Vorgespräch zur Ausstellung hat er gesagt, wie wichtig es ist, etwas in Gang zu bringen. "Man macht Kunst, damit es etwas bewirkt." 

Was könnte diese Wirkung sein? Für Oliver Bruckmann wäre das, wahrzunehmen, was in der Gesellschaft Wirklichkeit ist. Sexualisierte Gewalt sollte realisiert, als Problem erkannt und als Unrecht gegen die Menschenwürde gebrandmarkt werden. Und zwar überall, wo es Machtgefälle und Abhängigkeiten, Über- und Unterordnungen gibt. Also an ziemlich vielen Orten.   

Die Ausstellung "Nein zu Missbrauch und Gewalt" ist bis 29. Juli in St. Johannis zu sehen. Es gibt ein Rahmenprogramm:  Am Donnerstag, 21. Juli, geht es um das Thema: Am schlimmsten ist das Schweigen. Was Missbrauch mit Menschen macht.  Es spricht  Katharina Amon vom Verein Wildwasser Würzburg.  Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Missbrauchsbeauftragte des Landeskirchenrates, spricht am Mittwoch, 27. Juli, zum Thema: Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Die Finissage am Freitag, 29. Juli, gestaltet Oliver Bruckmann, begleitet von Stephanie Carr-Lemmerich am Marimbaphon. Hier ist auch ein Gespräch mit Norbert Kleinlein geplant. Das für 22. Juli geplante Tischgespräch mit dem Künstler musste verschoben werden. Die Veranstaltungen beginnen alle um 19 Uhr in der Kirche. 

 
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    Solange eine breite Masse zu sogenannten Hits wie Layla usw. grölt und sich hochschaukelt, wird die sexualisierte Gewalt noch mehr verharmlost. Erschütternd ist dabei, dass sehr viele Frauen begeistert klatschen und singen; ob sie das auch dann noch machen, wenn es mit ihnen geschieht? Ja, die Bilder machen betroffen und sollten aufrütteln, leider zu wenige. Betroffen machen vor allem die Argumentationen für derartige Lieder.
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