
Nur wenige wollen Koch oder Köchin werden, das zeigen die Zahlen: Wie die Staatliche Berufsschule Bad Kissingen auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt, haben in diesem Jahr nur 28 Auszubildende ihre Ausbildung im Beruf Koch begonnen. Im zweiten Jahr der Ausbildung sind es 24, im dritten Jahr nur 25.
In die Berufsschule Bad Kissingen gehen alle Auszubildenden der Betriebe aus der sogenannten Region 3. Zu ihr gehören Stadt und Kreis Schweinfurt, die Landkreise Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld.
Nachwuchsflaute in den Profiküchen? Seit 20 Jahren gibt es das "Kings & Queens – Das kleine Restaurant" in der Schweinfurter Innenstadt. Küchenchef Marc Wiederer bildet seit 15 Jahren aus. Probleme, Auszubildende zu finden, habe er noch nie gehabt, sagt er. Die gängige Meinung, dass die "Generation Z" (Jahrgänge 1995 bis 2009) weniger arbeitswillig sei oder sich nicht für eine Ausbildung interessiere, weist Wiederer zurück. "Die Azubis sind nicht alle faul oder haben keine Lust zu arbeiten", stellt er klar.
Derzeit hat er zwei Auszubildende in seinem kleinen Restaurant in der Schweinfurter Bauerngasse. Einer ist im ersten, der andere im dritten Ausbildungsjahr. "In diesem Jahr habe ich einen Azubi an einen anderen Gastronomen vermittelt, da bei mir keine Lehrstelle frei war", erzählt der Gastronom. Sein Credo: Um die Begeisterung für den Beruf des Kochs zu fördern, sei es entscheidend, jungen Leuten eine fundierte und praxisnahe Ausbildung zu bieten.
Kochazubi Mario Träg: "Hier kann ich richtig kochen lernen"
Mario Träg hat in diesem Jahr seine Ausbildung bei Küchenchef Marc Wiederer begonnen und ist begeistert, bei ihm Kochen zu lernen: "In vielen Restaurants wird heutzutage nur ein Gericht gemacht, hier ist es anders, hier kann ich richtig Kochen lernen", sagt der 17-Jährige.
"Koch zu werden bedeutet, dass die Azubis wissen, dass sie das Kochen erlernen wollen", sagt auch sein Chef. "Bei uns kochen wir alles selbst, und die Ausbildung besteht nicht darin, einen Frittierkorb richtig aufzuhängen."
In der Gastronomie zu arbeiten, ist mit Vorurteilen verbunden, wie schlechte Bezahlung oder viele Überstunden. Wiederer ist sich dessen bewusst. "Wir haben bei uns im Betrieb die Vier-Tage-Woche eingeführt, und es funktioniert sehr gut", meint er. Auch die Bezahlung müsse fair sein, weil Arbeit sich lohnen müsse.
Für den Schweinfurter Küchenchef ist Kochen eine Kunst und ein soziales Erlebnis
Die Leidenschaft fürs Kochen ist für Marc Wiederer nicht nur ein Beruf, sondern auch eine wichtige Lebensaufgabe. Schon in der Jugendzeit entwickelte er eine große Faszination für die Kunst des Kochens, die ihn seither begleitet. "Kochen ist für mich eine Form der Kreativität. Es gibt nichts Schöneres, als mit frischen Zutaten zu experimentieren und daraus etwas Einzigartiges zu kreieren", erklärt er. Diese Einstellung möchte er auch seinen Auszubildenden vermitteln, indem er ihnen zeigt, wie er aus einfachen Zutaten "etwas Besonderes zaubert".
Darüber hinaus ist das Kochen für Marc Wiederer auch eine soziale Erfahrung. Er sieht es als seine Aufgabe an, eine einladende Atmosphäre zu schaffen, in der Menschen zusammenkommen, um gutes Essen zu genießen. "Die Freude, die ich beim Kochen empfinde, möchte ich mit meinen Gästen teilen. Es geht mir darum, unvergessliche kulinarische Erlebnisse zu bieten", sagt er. Genau das möchte er seinen Auszubildenden mit auf den Weg geben.
das als erstes ein richtig Deutscher Kommentar kommt ;-)
ich muss auch nicht jeden Tag essen gehn
und deswegen finde ich es völlig ok
wenn es bei ihm so funktioniert und es gut läuft...
ich kenne auch gut bürgerliche Gaststätten
die haben von Freitag bis Sonntag auf..
an diesen Tagen ist die Bude gerammelt voll..
und es ist bezahlbar und schmeckt auch noch super...
warum sollten die ihr Personal 7 Tage die Woche stressen
wenn der Umsatz von einer Woche
in 3 Tagen generiert werden kann...
Ich bleibe dabei: es ist schön, dass Herr Wiederer mit seiner Spitzengastronomie Erfolg hat.
Es ist allerdings absolut falsch, wenn er aus seiner Blase der Seligen auf den Rest seines Berufsfelds schließt, denn dort sieht es eben deutlich anders als bei ihm aus.
Zur Erinnerung: es gibt in der Gastronomie seit der Pandemie 100.000 Mitarbeiter weniger, die bisher nicht zurückgekommen sind. Die sind abgewandert in andere Berufe, dort bei besserer Bezahlung und geregelteren Arbeitszeiten glücklich. Die werden auch so schnell nicht wiederkommen.
Mit solch einem Konzept sind 4 Tage arbeiten in der Woche überhaupt kein Problem, ausgebucht über Monate ist der Laden so oder so.
Aber das ist eben Spitzengastronomie in klein; die normale Gastronomie funktioniert anders. Wer auf dem Dorf oder woanders mit gut bürgerlicher Küche a la Carte überleben will, kann es sich nicht leisten, nur so wenige Tage die Woche zu arbeiten. Da braucht es auch ganz andere Abläufe in der Küche!
Und es ist kein Vorurteil, dass in der breiten Gastronomie die Bezahlung sehr schlecht ist und viele Überstunden geschoben werden. Herr Wiederer sieht das nur nicht mehr, weil sein Konzept das nicht braucht. Aber so wie sein eigener Laden arbeitet die breite Gastronomie eben nicht!