Die Zeuzlebener Kiebitze sind routiniert in Sachen Baustellen – Neubau der Schraudenbach-Brücke der A 7, Windräder in der Flur, große Projekte kennt man hier. Deswegen war es auch wenig überraschend, dass knapp zehn Bürgerinnen und Bürger in der Nacht auf den 10. August zur Baustelle an der Werntalbahn bei Kilometer 2,6 pilgerten. Dort wurde ein zehn Meter langes, 1000 Tonnen schweres vorgefertigtes Brückenteil an seinen Platz geschoben. Ab 11. August wird übers Wochenende das Gleis gebaut, bis 14. August am Morgen muss es fertig sein. Hell erleuchtet
Von Flutlicht hell erleuchtet war das Einschieben des Brückenteils zwar für Außenstehende spektakulär, für die ausführende Firma Hentschke Bau GmbH aus Bautzen aber Routine, sogar ein eher kleines Projekt. Dreieinhalb Stunden dauerte der Prozess des Ziehens mit Hydraulikpressen über rund 20 Meter, um die neue Brücke, die das marode Bauwerk an Kilometer 2,6 entlang der Bahnstrecke zwischen Waigolshausen und Gemünden ersetzte, an ihren Platz zu bringen.
In der vergangenen Woche hatten die Bauarbeiter bereits rund um die Uhr gearbeitet, die alte Brücke abgerissen, den Bauschutt weggefahren, die Böschung vorbereitet. Auch wenn die Bauarbeiten seit März laufen – die neue Brücke wurde vor Ort betoniert – hatte die Bahn für den konkreten Abriss und Neubau ein Zeitfenster von lediglich sieben Tagen vorgegeben. Es wird eine Punktlandung.
Teil einer größeren Sanierung entlang der Strecke
Die Arbeiten, informiert Robert Vorschneider, Geschäftsführer des die Bauarbeiten im Auftrag der Bahn beaufsichtigenden Ingenieurbüros Rail Ing. GmbH aus Würzburg, auf Nachfrage dieser Zeitung, sind Teil einer gesamten Brückensanierung entlang der Werntalbahn, die vor allem Streckenabschnitte bei Arnstein betrifft. Neue Brücken gibt es nicht nur bei Zeuzleben, sondern auch bei Arnstein, Binsfeld, Eußenheim und Gössenheim sowie einen neuen Durchlass am Bahnhof Wernfeld. Die Strecke wird im Moment hauptsächlich vom Güterverkehr genutzt, das Zeitfenster, in dem sie für die Sanierung gesperrt wurde, betrug deshalb auch nur drei Wochen vom 29. Juli bis 20. August.
Petersen begrüßt Sanierung
Für die Landtagsabgeordnete Kathi Petersen und Waigolshausens Bürgermeister Peter Pfister (beide SPD) war die Zeuzlebener Brückenbaustelle eine positive Überraschung. Sie trafen sich auf Initiative Petersens vor Ort, da in einer Antwort der Bahn auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen bezüglich der Leistungsfähigkeit des deutschen Schienen einige Brücken rund um Waigolshausen – sowohl entlang der Bahnstrecke Würzburg-Schweinfurt, an der der Waigolshäuser Bahnhof liegt, als auch an der hinter Waigolshausen abzweigenden Werntalbahn Richtung Gemünden – als teilweise dringend sanierungsbedürftig eingestuft sind. Laut Bahn sind in Bayern von den 4734 Eisenbahnbrücken im Moment 152 in der Kategorie 4, „dringend sanierungsbedürftig“, eingeordnet. Die nun neu gebaute Zeuzlebener Brücke war eine davon.
Gutes Zeichen für Reaktivierung des Personenverkehrs?
Inwiefern der Neubau im Hinblick auf die von den Gemeinden im Werntal gewünschte Wieder-Inbetriebnahme der Werntalbahn für den Personenverkehr ein gutes Zeichen ist, ist offen. Zumindest bedeutet die Millionen-Investition der Bahn in die Ertüchtigung der Strecke, dass sie sie nach wie vor für wichtig für den Güterverkehr hält. Im Bundesverkehrswegeplan 2015 findet sie sich unter rund 1000 vorgeschlagenen Schienenprojekten. Die Kommunalpolitiker bezeichneten das damals als Etappenerfolg, da der bayerische FDP-Wirtschaftsminister Martin Zeil ein paar Jahre vorher den Plänen, den seit den 1970er Jahren eingestellten Personenverkehr zu reaktiveren, noch eine Absage erteilt hatte.
Sollte das Projekt von Erfolg beschieden sein, müssten die Bahnsteige neu gebaut werden. Die hatte man nach der Stilllegung abgerissen. Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) ist für die Reaktivierung wie die Kreistage von Schweinfurt und Main-Spessart und der Fahrgastverband „Pro Bahn“. Mit der Wiederbelebung der Strecke für den Personenverkehr würde sich die Fahrzeit von Bamberg über Schweinfurt bis Frankfurt um rund 40 Minuten verkürzen.
Wenn da wirklich 40 Minuten auf der Strecke Bamberg - Frankfurt mit der Wiederbelebung einer früher mal gut genutzten Bahnstrecke eingespart werden können, dann ist das ja wirklich ein günstiges Projekt. Wenn man bedenkt, was anderswo Geld ausgegeben wird um wenige Streckenminuten einzusparen.