Die Vorschläge der Bundesländer für den „Bundesverkehrswegeplan 2015“ (BVWP) zum Aus- und Neubau von Straßen, Schienenwegen, und Binnenwasserstraßen liegen vor. Unter den rund 1000 Schienenprojekten findet sich die Werntalbahn. Die rund 40 Kilometer lange Strecke von Gemünden (Lkr. Main-Spessart) bis Waigolshausen (Lkr. Schweinfurt) soll für den Personenverkehr reaktiviert und ausgebaut werden.
Überrascht und erfreut zeigt sich der Gemündener SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel in einer Pressemitteilung. Dass erst mal nur ein Etappenziel erreicht ist, weiß auch Harald Schneider (Karlstadt). Der SPD-Kreisvorsitzende Main-Spessart hat das Projekt in den vergangenen Jahren vorangetrieben und will „frohen Mutes“ weiterkämpfen, sagte er dieser Zeitung. Ein bisschen Nostalgie ist auch im Spiel, gibt er zu. Sein Vater war Fahrdienstleiter bei der Werntalbahn, und als Gymnasiast fuhr Schneider oft um 6.41 Uhr „mit dem Zügle“ nach Schweinfurt, im roten Triebwagen.
Brüske Absage
Vor knapp einem Jahr schien die Lage noch ziemlich hoffnungslos. Das damals vom FDP-Politiker Martin Zeil geleitete Wirtschafts- und Verkehrsministerium in München ließ auf Anfrage des Aschaffenburger Grünen-Abgeordneten Thomas Mütze wissen, eine Reaktivierung der Strecke für den Schienenpersonenverkehr komme „bis auf Weiteres nicht in Betracht“. Das Projekt wäre zu teuer und im Hinblick auf die bestehenden guten Busverbindungen aus dem Werntal in Richtung Würzburg, Schweinfurt und Karlstadt „nicht vertretbar“.
Bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die Werntalbahn auch für den Personenverkehr genutzt worden, Dampfloks und Triebwägen befuhren die eingleisige Strecke. Dann sah man den Betrieb als unrentabel an und setzte im Personennahverkehr Busse ein. Die Bahnsteige wurden zurückgebaut. Seit 1976 verkehren auf der mittlerweile elektrifizierten Strecke fast ausschließlich Güterzüge. Nur ein- oder zweimal im Jahr dampft ein historischer Zug durchs Werntal.
„Absolut top“ und „voll saniert“ nennt Harald Schneider die Strecke. Nur die Bahnsteige fehlen. Die hatte man – anders als bei der Saalebahn – nach der Stilllegung abgerissen. Zu den Kosten für insgesamt rund 400 000 Zugkilometer pro Jahr kämen Investitionen für den Neubau von Stationen von jeweils einer halben Million Euro dazu, ließ das Ministerium im Juni 2013 wissen. Harald Schneider rechnet mit Kosten von nur 250 000 Euro je Bahnsteig und will erst mal nur drei Haltepunkte in Eußenheim, Thüngen und Arnstein bauen. Dort liegen die Bahnhöfe zentral.
Außerdem hat er zahlreiche Unterstützer für die Reaktivierung der Werntalbahn geworben. Die Oberbürgermeister von Bamberg und Schweinfurt gehören dazu, Andreas Starke (SPD) und Sebastian Remelé (CSU). Auch die Kreistage von Schweinfurt und Main-Spessart stehen hinter dem Projekt, ebenso der Fahrgastverband „Pro Bahn“ und der Verkehrsclub Deutschland VCD. Beim neuen Chef der Bayerischen Eisenbahngesellschaft BEG, Johann Niggl, ist Schneider nach eigener Einschätzung mit seinen Argumenten zumindest nicht auf taube Ohren gestoßen.
Mit der Wiederbelebung der Strecke für den Personenverkehr würde sich die Fahrzeit von Bamberg über Schweinfurt bis Frankfurt um rund 40 Minuten verkürzen, argumentiert Schneider. Berufspendler würden auf den Zug umsteigen und das Auto stehen lassen. Museumsbesucher würden schneller nach Schweinfurt kommen. Für Radler wäre der Zug ideal. Sie könnten entlang des 67 Kilometer langen Werntalradwegs ein- beziehungsweise aussteigen. Die „Erfurter Bahn“, die das nördlich gelegene Saaletal von Gemünden über Hammelburg und Bad Kissingen Richtung Schweinfurt bedient, habe die Potenziale erkannt und großes Interesse an der Werntalstrecke. „Für die wäre das ein Schließen des Kreises. Die würden sich sofort bewerben“, meint Schneider.
Am Ball bleiben
Bis es so weit ist, dürfte noch einiges Wasser die Wern hinunterfließen. Mit der Anmeldung von rund 1500 Fernstraßen, rund 1000 Schienenwegen und 46 Wasserstraßenprojekten zum BVWP 2015 haben die Bundesländer erst einmal ihre Wünsch-Dir-Was-Listen nach Berlin geschickt. Weil nicht alle Projekte finanzierbar sind und schon gar nicht auf die Schnelle, muss Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Prioritäten setzen. Bis Ende 2015 soll jedes Projekt einer Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen werden, weitere Kriterien sind Umwelt- und Raumordnungsbelange.
Schneider wird also weiter am Ball bleiben müssen. Damit auf der Werntalbahn nicht nur bei Sonderfahrten alter Dampfloks Personen befördert werden, sondern wieder regelmäßig jeden Tag. Das wäre dann „eine immense Stärkung von Infrastruktur und Mobilität in unserer Region“, ist Harald Schneider überzeugt.
doch. wird immer gemacht. das ist ja einer der punkte beim streit um die B26n. und so ist es bei allen anderen straßenbauprojekten auch. es wird doch nichts gebaut ohne sinn und bedarf!
Dort wo bereits Bahnstrecken reaktiviert wurden, werden diese meist sehr gut angenommen.
auch falsch. siehe die strecke durchs saaletal. da sitzt manchmal (!) eine handvoll leute
drin, meistens aber gar niemand! sie glauben doch nicht, daß deren fahrgeld die strecke bezahlt macht? das reicht nicht mal für das gehalt des fahrers. da fließen massive zuschüsse, und wer zahlt die letztlich? genau, der steuerzahler!
die Investitionen sind überschaubar
sie haben wohl keine ahnung, was bahnsteige kosten? und fahrkartenautomaten und und und! dafür kann man unzählige busse kaufen und fahren lassen, z.b. auch über den berg nach karlstadt!
Ansonsten wäre den Politikern angeraten, sich mit dringlicheren Problemen zu beschäftigen!
Denn wie jedem klar sein dürfte, lohnt sich so eine Strecke niemals durch ein paar Radler oder Urlauber, die im Sommer vielleicht mal diese Linie benutzen. Vielmehr sind es die täglichen Berufspendler, die eine Strecke rentabel machen.
Sicher pendeln hunderte jeden Tag aus den Werntalgemeinden Richtung Würzburg, Wenn die Werntalbahn eine Verbindung von Stetten nach Karlstadt hätte (geht natürlich nicht), wäre dies sinnvoll. Aber erst bis nach Werfeld in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, dort umzusteigen usw. ist unsinnig und dauert auch viel zu lang.
Und die Pendler nach Schweinfurt sind zu vernachlässigen, zumal sie in Schweinfurt i.d.R. keine Möglichkeit finden, weiter zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen