Ulrike Schneider als streitbar zu bezeichnen, damit tritt man ihr nicht zu nahe. Die leidenschaftliche Lokalpolitikerin setzt sich bei allem, was sie tut, mit über 100 Prozent ein. Und wenn sie von einer Sache überzeugt ist, dann verficht sie diese auch mit Leidenschaft – vor allem bei ökologischen Themen. „Nachhaltig leben, unsere Zukunft“, dieser Slogan auf ihrem Flyer beschreibt ihr Wirken in der Politik auf den Punkt.
Schneider kandidiert aus Überzeugung für die Freien Wähler. Sie ist seit Jahren Greenpeace-Mitglied und begann ihre politische Karriere während des Studiums in der CSU, die für sie wegen der damaligen christlich-sozialen Ausrichtung Anziehungspunkt war. 1996 zog sie erstmals in den Stadtrat ein, ist seither dabei – nach den parteiinternen Querelen Anfang der 2000er, als sie entgegen der Fraktionsmeinung für die Wiederwahl eines damaligen Referenten war und später ihre Ämter im Parteivorstand aufgab, gründete sie die Schweinfurter Liste, die dann mit den Freien Wählern zusammen ging. Schneiders Freigeist, ihr Engagement für Schweinfurt, ihr Credo „Dinge zu hinterfragen und nicht einfach hinterher zu laufen und alles zu glauben“, schätzen ihre Wähler offenbar, denn ihren Sitz im Stadtrat verlor sie nie.
Energiewende ein Muss
Ihr beruflicher Werdegang hat der promovierten Anglistin Einblicke bei Weltunternehmen gegeben und ihre Meinung zum Thema Umweltschutz wegen des Klimawandels bestärkt: „Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, erleben wir unser blaues Wunder.“ Deswegen möchte sie auch als Landtagsabgeordnete – die Chance mit Platz vier der unterfränkischen Liste ist vorhanden – das Thema ganz oben auf die Agenda setzen, unter anderem der Flächenversiegelung in Bayern entgegen wirken und die 10-H-Regelung für Windräder kippen. Durch dieses von der CSU-Regierung verabschiedete Gesetz, das vorsieht, dass Windräder mindestens zehnmal so weit weg von der nächsten Wohnbebauung sein müssen wie sie hoch sind, kam der Windkraftausbau in Bayern zum Erliegen.
Im Kleinen ist Schneiders Wirken ebenfalls getrieben von der Sorge um die Umwelt. Sie initiierte das Bürgerbegehren für den Erhalt der Baumschutzverordnung in Schweinfurt im Januar diesen Jahres. Die Mehrheit der Stimmen folgte ihrer Argumentation, der Bürgerentscheid war aber ungültig, da das Quorum knapp nicht erreicht wurde. Der nächste Bürgerentscheid steht ins Haus, Schneider und Annelie Maidhoff möchten, dass auf einem Teil der Ledward-Kasernen keine Landesgartenschau entsteht, sondern ein Stadtwald entsteht. Aus Schneiders Sicht viel billiger und ökologisch viel wertvoller.
Politik ist mehr als ein Job
Ihr politisches Interesse für Bayern erstreckt sich nicht nur auf ökologische Themen. Als einen der großen Erfolge der Freien Wähler der vergangenen Legislaturperiode verbucht Schneider die Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium in Bayern. Hier müsse man genau auf die Gestaltung der Stundenpläne schauen, zum Beispiel mehr Geschichtsunterricht – ein zweites Thema, das Schneider umtreibt: „Mich erschreckt, dass jetzt, wo es uns gut geht, die AfD erstarkt.“
Ein weiteres Thema im Wahlkampf, der ihr Spaß macht und nicht ihr Erster auf Landesebene ist, ist die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung, kurz Strabs. Schneider gesteht zu, dass man das Thema durchaus auch kritisch sehen kann: „Es ist aus meiner Sicht die fairere Lösung, aber am Ende müssen dann wir alle zahlen.“ Die durchaus konservativen und CSU-nahen Positionen der Freien Wähler beim Thema Asylpolitik oder Werte-Orientierung verteidigt Schneider. Zuwanderung nach Europa und Deutschland aus armen oder kriegsgebeutelten Ländern Afrikas zum Beispiel könne auf Dauer keine Lösung sein, man müsse viel mehr und konsequenter vor Ort die Lebensbedingungen verbessern.