Zum "Digitalen Infonachmittag" hatte die Arbeitsgruppe "Elternschmiede" der Lokalen Agenda Eltern und Schüler der vierten Grundschulklassen, die das deutsche Schulsystem nicht kennen, eingeladen. Bei dem Thema "Fragen und Zweifel zum Übertritt auf eine weiterführende Schule" zeigte sich, dass bei dieser wichtigen Weichenstellung für den Nachwuchs Eltern mit und ohne Migrationshintergrund mit den gleichen Problemen konfrontiert sind. Am Schluss der Veranstaltung machte Sprecherin Inge Weigand das Angebot, auch künftig und in jedem einzelnen Fall Eltern mit Rat und Tat zu Seite zu stehen. Den Kontakt knüpft die Geschäftsführerin der Lokalen Agenda im Rathaus (Renate.Schuler@Schweinfurt.de, oder Tel: (09721) 51 39 67.
Neigung und Veranlagung
Für die Referentin Kerstin Petz, Lehrerin an der Mädchenrealschule in Volkach, ist der erste Schritt zum Übertritt eine umfassende Information über das bayerische Schulsystem, das erfreulich durchlässig sei und die Chance biete, nach den Neigungen und Veranlagungen der Kinder in die Zeit nach der Grundschule zu starten, ohne sich unumkehrbar festzulegen. Den zwei Dutzend zugeschalteten Eltern empfahl Petz, auch auf das eigene Bauchgefühl zu achten, die Kinder weder über- noch zu unterfordern und die Beziehung von Sohn oder Tochter zur Institution Schule zu berücksichtigen.
Während das Gymnasium zum Studium führe, bereite die Realschule stärker auf das Berufsleben vor. Die Mittelschule lege noch mehr Wert auf die Praxis. Neben den neun Regelschuljahren biete die Mittelschule mit der zehnten Jahrgangsstufe zudem den Qualifizierenden Abschluss und über den M-Zug auch das Zeugnis der Mittleren Reife an. Deutlich machte Petz, dass nach der Grundschule kein Weg in eine Einbahnstraße führe, dass sowohl ein Wechsel unter den Schularten als auch ein Fortkommen über die vielfach verzahnten Fachschulen offen stünden. Bei Unsicherheiten bestehe auch oft die Möglichkeit des Schulbesuchs auf Probe.
Nachholbedarf bei der Nachhilfe
In der anschließenden Aussprache ging es weniger um Fragen zum Übertritt, als zu den Folgen der Corona-Pandemie. Seitens der Elternschmiede ist hierzu festgestellt, dass sich zumindest in Schweinfurt bei der Beschulung die Rahmenbedingungen gebessert hätten – wenn auch nicht an jeder Schule im gleichen Ausmaß. Sorya Lippert, die Sprecherin aller Agenda-Gruppen, sieht die Kommunalpolitik in der Verantwortung und meinte: "Wir haben enorm aufgeholt." Ein Nachhofbedarf ist bei der Vermittlung von Nachhilfestunden ausgemacht und auch als dringlich eingestuft.
Der islamische Religionslehrer Hamza Özkan begrüßt das flexible Schulangebot im Freistaat und fordert die Eltern auf, die Kinder zu begleiten und sich mit dem Thema Schule und den Zielen des Schulbesuchs intensiv zu befassen. Im Grundsatz gelte, dass die Schule, wo sich das Kind wohlfühlt, die richtige sei. Falsch sei die Wahl, bei der nur durch den elterlichen Druck ein Vorankommen erreicht werde.
Irritationen vermeiden
Bei den Fragen zu Kopfbedeckungen, Schulausflügen oder etwa zu gemeinsamen Mahlzeiten waren sich die Organisatoren der Elternschmiede und die Referenten einig, dass durch das Gespräch mit der Schulleitung und den Lehrkräften die allermeisten Irritationen bei der Begegnung der Kulturen gar nicht erst aufkommen.