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Gerolzhofen
Nach Randale am Weinbau-Pavillon: Feiern künftig nur noch nach Anmeldung
In mühevoller Arbeit haben die Vorstandsmitglieder des Weinbauvereins den Pavillon am Gerolzhöfer Kappelberg auf Vordermann gebracht. Dort hatten Unbekannte gehaust.
Ein Selfie bei den Reinigungsarbeiten am Pavillon des Weinbauvereins auf dem Kappelberg: (von links) Winfried Ernst, Peter Schmitt, Jürgen Kiesel und Beate Glotzmann.
Foto: Beate Glotzmann | Ein Selfie bei den Reinigungsarbeiten am Pavillon des Weinbauvereins auf dem Kappelberg: (von links) Winfried Ernst, Peter Schmitt, Jürgen Kiesel und Beate Glotzmann.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 18.02.2024 13:25 Uhr

Mit großem logistischem Aufwand haben Mitglieder des Weinbauvereins Gerolzhofen den Aussichtspavillon und seinen Umgriff auf dem Gerolzhöfer Kappelberg oberhalb des Jüdischen Friedhofs gereinigt und vom Unrat vergangener Feier-Eskalationen befreit. Die vier Mitglieder des Vorstands – Vorsitzender Winfried Ernst (Rügshofen), Zweiter Vorsitzender Peter Schmitt (Mönchstockheim), Schriftführerin Beate Glotzmann und Kassier Jürgen Kiesel (beide Gerolzhofen) – wurden dabei unterstützt von einem jungen Erwachsenen aus Gerolzhofen, dessen Geburtstagsfeier am Pavillon des Weinbauvereins vor einigen Wochen völlig aus dem Ruder gelaufen war.

Im vergangenen Jahr hatte sich die Unterstellhütte des Vereins – mutmaßlich auch wegen der durch die Corona-Pandemie verursachten Schließung von Clubs und Gaststätten – immer mehr zu einem regelrechten Party-Hotspot entwickelt. Grundsätzlich hat niemand etwas gegen Feiern von Jugendlichen und jungen Erwachsenen – wenn sie in gesitteten Bahnen verlaufen. Doch oft genug glichen die Hütte und die nahe Umgebung am folgenden Morgen einem wahren Schlachtfeld: Dutzende leere Flaschen lagen herum, unzählige Scherben, Essensreste, Exkremente und Müll. Der große Holztisch und die Sitzbänke wiesen Beschädigungen durch Feuer auf.

Die Reißleine gezogen

Monatelang ertrug der örtliche Weinbauverein geduldig die Auswüchse, die Mitglieder räumten regelmäßig den Müll weg und beseitigten die Spuren von ausgeschütteten Getränken und die Essensreste. Dreimal pro Woche waren auch Mitarbeiter des Gerolzhöfer Bauhofs vor Ort, um die Mülltonnen zu leeren. Doch trotz aller Bemühungen des Vereins und der Stadt verbesserte sich die Situation aber nicht. Es kam sogar zu Sachbeschädigungen auf den Grundstücken des Reitvereins und der Motorsportvereinigung. Die Polizei war vor Ort.

Der Panoramapavillon des Weinbauvereins Gerolzhofen am Kappelberg wurde monatelang regelmäßig vermüllt und beschädigt.
Foto: Privat | Der Panoramapavillon des Weinbauvereins Gerolzhofen am Kappelberg wurde monatelang regelmäßig vermüllt und beschädigt.

Am Ende nahmen die nicht angemeldeten Feiern ein solch extremes Ausmaß an, dass die Verantwortlichen keinen anderen Ausweg mehr sahen, als die Hütte am 11. März 2022 mit Bauzäunen zu verschließen. "Bedanken Sie sich bei den zerstörungssüchtigen Müllverursachern", schrieb der Verein damals auf ein Plakat.

Feier lief aus dem Ruder

Nachdem der Weinbauverein bei der Polizei Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung gegen Unbekannt erstattet hatte, gelang es den Ordnungshütern, einen jungen Mann zu ermitteln, der wohl als einer der Letzten am Pavillon eine Feier ausgerichtet hatte und dessen Reinigungsversuche gemeinsam mit seinen Eltern nicht zufriedenstellend ausgefallen waren.

"Der Mann hat sich dann bei mir telefonisch gemeldet", berichtet Winfried Ernst, der Vorsitzende des Weinbauvereins. Eigentlich hatte der junge Erwachsene an der Hütte nur eine kleine Geburtstagsfeier mit rund 20 geladenen Freunden ausrichten wollen. "Doch die Feier lief dann komplett aus dem Ruder", so Ernst. Es hatte sich wohl rumgesprochen, dass es auf dem Kappelberg eine Fete gibt – und plötzlich erschienen über 100 fremde Menschen am Pavillon. Mehrere Versuche des Geburtstagskindes, die Menge mit ungeladenen und nicht erbetenen Gästen wieder wegzuschicken, scheiterten.

Auch der Tisch und die Bänke wurden einer gründlichen Reinigung unterzogen. Im Bild Jürgen Kiesel (links) und Peter Schmitt.
Foto: Beate Glotzmann | Auch der Tisch und die Bänke wurden einer gründlichen Reinigung unterzogen. Im Bild Jürgen Kiesel (links) und Peter Schmitt.

Angesichts dieser von dem jungen Mann nicht mehr zu steuernden Eskalation zeigte sich der Weinbauverein nachsichtig. Weil sich der Gerolzhöfer bereiterklärte, bei der großen Reinigungsaktion tatkräftig mitzuhelfen und die Scherben aus der Wiese rund um den Pavillon aufzusammeln, verzichtet der Verein auf rechtliche Schritte. "Wir haben unsere Anzeige zurückgezogen", bestätigt Winfried Ernst.

Hochdruckreiniger im Einsatz

Das Team des Weinbauvereins hatte jetzt einiges zu tun, bis der Pavillon wieder ansehnlich aussah. "Wir haben zuerst das Gras gemäht und dann die Scherben einzeln aufgelesen", berichtet der Vorsitzende Ernst. Nachdem das Innere des Pavillons besenrein gemacht wurde, kam sogar ein Hochdruckreiniger zum Einsatz. Dazu mussten erst zwei Wasserfässer samt Pumpe mit dem Traktor hoch zum Kappelberg geschafft werden. Jetzt ist der Plattenbelag in der Hütte wieder ansehnlich und sauber.

Auch der große Tisch und die Bänke wurden abgeschabt und gereinigt. Dabei stellte sich heraus, dass der Tisch durch Brandeinwirkung schwer beschädigt ist und wohl mittelfristig ausgetauscht werden muss. Verursacher dieser Schäden dürften die Nutzer von Shisha-Wasserpfeifen gewesen sein.

Die runden Brandflecken auf dem Holztisch sind wohl auf das Nutzen von Wasserpfeifen zurückzuführen.
Foto: Beate Glotzmann | Die runden Brandflecken auf dem Holztisch sind wohl auf das Nutzen von Wasserpfeifen zurückzuführen.

Feiern nur nach Anmeldung

Nach der Grundreinigung ist der Pavillon wieder geöffnet. Der Weinbauverein will jetzt für die Nutzung seines Eigentums strikte Regeln durchsetzen und hofft auf die Einsicht der Bevölkerung. Für Wanderer, die dort die Aussicht genießen oder eine Brotzeit machen wollen, sei der Zutritt selbstverständlich jederzeit möglich, macht Winfried Ernst deutlich. Auch längere Feiern von Gruppen seien möglich - allerdings nur nach vorheriger Anmeldung und nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch den Weinbauverein. Bei unangemeldeten Gruppen werde man von seinem Hausrecht Gebrauch machen. "Wir werden künftig jede Zuwiderhandlung bei der Polizei anzeigen", sagt Ernst.

Anmeldungen für Feiern im Pavillon sind entweder bei Winfried Ernst unter Tel. (09382) 1384 oder bei Jürgen Kiesel unter Tel. (09382) 97350 möglich.

 
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