Als die Mitarbeiter der städtischen Wasserversorgung am frühen Mittwochmorgen ihren Dienst auf der Kläranlage antraten, fielen ihnen im elektronischen Überwachungssystem Druckschwankungen im Trinkwassernetz auf, die auf für diese Tages- und Jahreszeit ungewöhnlich hohe Verbrauchswerte hindeuteten. Da lag die Vermutung nahe, dass es im Laufe der Nacht zu einem größeren unterirdischen Rohrbruch im Stadtgebiet gekommen sein könnte.
Eine erste Kontrollfahrt gegen 9 Uhr im mutmaßlich betroffenen Bereich in der Altstadt erbrachte noch kein Ergebnis. "Da war die Spitalstraße noch trocken", berichtet Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann. Das austretende Wasser brauchte offenbar eine gewisse Zeit, bis es sich zur Straßenoberfläche hochgespült hatte. Gegen 10 Uhr meldeten Anwohner dann "Land unter" in der Spitalstraße.
Gleich nach dem Entdecken des Rohrbruchs in der Spitalstraße waren städtische Mitarbeiter der Wasserversorgung vor Ort. Zunächst ließen sie das Wasser noch laufen, um beim "Horch-Angriff" das typische Rauschen eines Lecks zu finden. Mit dem neuen hochmodernen Leck-Suchgerät der Stadt gelang es Mitarbeiter Thomas Großkinsky, die undichte Stelle im Untergrund fast auf den Zentimeter genau ausfindig zu machen. Mit Farbspray wurde der Bereich auf dem Pflaster markiert.
Das Wasser quoll aus dem Pflaster
Dabei zeigte sich erneut, was die Erfahrungen früherer Wasserrohrbrüche schon gelehrt hat: Das Wasser quoll zwar an zig verschiedenen Stellen aus dem Pflaster, aber nicht direkt dort, wo das eigentliche Leck war. Das liegt unter anderem daran, dass sich einige Zentimeter unter dem Pflasterbelag in der Spitalstraße noch eine alte asphaltierte Fahrbahndecke befindet, die das aus dem Untergrund aufsteigende Wasser zunächst zurückhält, dann quasi "umleitet" und schließlich an anderen Orten mit einiger Verzögerung hervortreten lässt.
Dann wurden die Wasserschieber am Marktplatz und am unteren Ende der Spitalstraße geschlossen. Das Sprudeln des Wassers auf dem Pflaster wurde deutlich weniger, die Leitung lief leer. Feuerwehrkommandant Martin Zink verschaffte sich vor Ort einen Überblick über die Lage und bot Hilfe durch die Gerolzhöfer Feuerwehr an. Diese war aber nicht nötig. Das ausgetretene Wasser hatte diesmal – im Gegensatz zu früheren Rohrbrüchen in der Spitalstraße – keinen Keller geflutet.
40 Zentimeter langer Riss
Ein kurzfristig alarmierter Bautrupp der Gerolzhöfer Firma Tiefbau Detsch begann schon am Vormittag mit dem Öffnen der Fahrbahn. Glücklicherweise querten keine Versorgungsleitungen den Bereich der Leckage, so dass der Bagger relativ schnell in den Untergrund vorstoßen konnte. Gegen 14 Uhr hatten die Tiefbauer dann die defekte Leitung aus Gusseisen freigelegt. Es zeigte sich, dass der Strang auf einer Länge von rund 40 Zentimetern komplett aufgerissen war. Kein Wunder also, dass soviel Wasser ausgetreten war.
Dann übernahmen die extra dafür ausgebildeten Mitarbeiter der Wasserversorgung die Baustelle. Sie schnitten den aufgerissenen Rohrabschnitt heraus und setzten zwischen zwei Muffen ein neues Rohrstück ein. Die Arbeiten verliefen reibungslos und waren schon gegen 15 Uhr beendet. Dann konnten die Schieber wieder geöffnet und Druck auf die Leitung gegeben werden. Die geflickte Stelle hielt. Die Tiefbauer begannen gleich anschließend mit dem teilweisen Verfüllen und Verdichten der Baugrube.
Im Laufe der nächsten Tage soll die Straßenoberfläche wieder repariert werden. Vorher muss noch überprüft werden, welche Bereiche der Straße durch das austretende Wasser möglicherweise unterspült wurden.
Die uralte Wasserleitung aus Gusseisen in der Spitalstraße ist eines der Sorgenkinder der Stadt. Die Leitungen sind in jüngerer Vergangenheit schon an mindestens fünf oder sechs Stellen gebrochen und mussten repariert werden. Inzwischen gibt es im Untergrund eine regelrechte Flickschusterei. "Morgen schon kann dort der nächste Rohrbruch passieren", sagt auch Stadtbaumeisterin Hoffmann. "Es wäre auch im Interesse der Bürgerinnen und Bürger schön, wenn hier neue Leitungen verlegt würden."
Die marode Leitung ist seit Jahren bekannt. Und ebenfalls seit Jahren verschiebt der Stadtrat den Neubau in schöner Regelmäßigkeit. Vor nicht allzu langer Zeit war im Gespräch, bei der anstehenden Sanierung des Marktplatzes, wo auch die Versorgungsleitungen erneuert werden sollen, auch gleich die Trinkwasserleitung in der Spitalstraße mitzumachen. Doch hiervon hat man wieder Abstand genommen. Zuletzt war nur noch der Sanierung des Marktplatzes die Rede.