Auf eine 90-jährige Geschichte blickt die Bäckerei Elflein in Grettstadt zurück. Der Betrieb ist einer der letzten Familien-Bäckereien im Umkreis. Qualität und Geschmack der Backwaren locken viele ehemalige Grettstädter immer wieder zum Einkauf in ihr Heimatdorf. Edwin und Traudl Elflein feierten das Jubiläum mit einer Aktionswoche mit Sonderpreisen.
Der Tagesablauf der Bäckersleute unterscheidet sich stark von dem anderer Menschen: Schon in aller Hergottsfrüh', um 2 Uhr, heißt es für den Bäckermeister „raus aus den Federn“. Bis nach der Mittagszeit wird in der Backstube gearbeitet. Geschlafen wird im Rhythmus von zweimal vier Stunden, von 14 bis 18 Uhr und von 22 bis 2 Uhr. Die Nacht von Freitag auf Samstag ist kürzer, da steht Edwin Elflein schon um Mitternacht in der Backstube.
Zunächst heißt es Käse-, Zwetschgen- und Streuselkuchen backen. Es folgen die Teige für die verschiedenen Brötchensorten, Laugenstangen oder Butterhörnchen. Der Brotteig wird aufgemacht, dann werden Brötchen und Plundergebäck gebacken. Zum Schluss der Tagesarbeit gehen die Brotspezialitäten in den Ofen.
Auch die Schule wird mit Backwaren beliefert
Ab 5 Uhr steht auch Traudl Elflein in der Backstube, um die Gebäckteile auf Ladenbleche zu setzen und die Brötchenkörbe zu befüllen. Um 6 Uhr öffnet der Laden, ab 7 Uhr wird die Chefin von den beiden Mitarbeiterinnen Ina Lefrank sowie Claudia Köhler unterstützt, die seit zehn Jahren im Betrieb arbeitet. Über 30 Jahre lang war auch Nachbarin Paula Baumann bis zum Jahr 2007 im Verkauf tätig.
Neben dem Ladenverkauf versorgt die Bäckerei die Schule in Grettstadt mit Pausenverkäufen. Bei vielen Festen und Feiern freuen sich die Besucher auf Spezialitäten vom „Elfleins Bäck“. Weit hin bekannt in den Dörfern um Grettstadt ist das Wiesenfest des Geflügelzuchtvereins am Christi Himmelfahrt. Die Hähnchen braten dafür im Backofen der Elfleins.
Bäckerei-Geschichte
Mitte August 1927 kam Bäcker Ludwig Elflein im Alter von 32 Jahren mit seiner Familie von seinem Geburtsort Niederwerrn nach Grettstadt. Er übernahm den damals leer stehenden Bäckerladen in der Ortsmitte, gegenüber dem heutigen neuen Rathaus. Ludwigs Vater Rudolf Elflein war Mühlenbesitzer, also auch in einem ähnlichen Lebensmittelbereich tätig.
Dann kam der Krieg. Ludwig Elflein musste einrücken und Kriegsdienst in einer Feldküche leisten. Daheim führte Ehefrau Karoline Margareta Elflein, geborene Hillenbrand, die Bäckerei weiter. Sie backte gemeinsam mit anderen Frauen das tägliche Brot.
Als Ludwig aus dem Krieg heimkehrte, war es nicht mehr möglich, die Bäckerei in der Dorfmitte weiter zu betreiben. Denn Hausbesitzer Kaufmann Karl Winter war aus dem Krieg zurück nach Grettstadt gekommen und wollte ebenfalls den Backbetrieb aufnehmen. Die Familie von Ludwig Elflein war dadurch wohnungs- und arbeitslos geworden.
Bäcker Ludwig handelte schnell. Er nahm 1950 Geld auf und baute sich in der Neubausiedlung, in der Friedenstraße, ein eigenes Haus. Dort gab es fortan dann nicht nur eine Bäckerei mit Edeka-Laden, sondern auch ein Café. Es wurden Schoppenweine und Spirituosen angeboten, und auf der handschriftlichen Speisekarte fand sich neben verschiedenen Torten auch Deftiges wie Sauerbraten mit Klößen, Schnitzel oder Kotelett für 2,80 Mark.
Im Geschäft war immer was los, oft bis spät abends. Auch, weil Ludwig eines der ersten Fernsehgeräte und ein seltenes Telefon im Bäckerladen mit Café besaß.
In den Nachkriegsjahren gab es bis in die späten 1980er-Jahre mehrere Bäckereien in Grettstadt: Familie Winter in der Hauptstraße, die Bäckerei Römmert zwischen Kirche und historischem Rathaus, die Bäckerei Elflein in der Friedenstraße und die Bäckerei Sauer am Kriegerdenkmal sowie für zwei Jahre die Bäckerei Möller im Raiffeisengebäude. Später kam der erste große Einkaufsmarkt EZB Hans Bayer hinzu, der den einheimischen Geschäftstreibenden hart zusetzte.
Mit Bestnoten abgeschlossen
1956 heiratete der jüngste Sohn, Adolf Elflein, Resi Schürger. Zwei Jahre später kam Enkelsohn Edwin zur Welt. Der junge Adolf übernahm die Bäckerei von seinem Vater, nachdem er mit besten Noten von 1944 bis 1947 das Bäckerhandwerk beim Bäckermeister Wohnfurter in Gochsheim erlernt und bis 1950 dort als Geselle gearbeitet hatte.
Doch Adolf wurde sehr krank und starb im September 1975. Nachdem auch seine Mutter Lina im Mai 1975 starb, blieben nur Großvater Ludwig und Enkel Edwin als Bäcker übrig. Edwin war erst 17 Jahre alt und befand sich in der Bäckerlehre in Schweinfurt. 1976 übernahm er dann zuhause die Bäckerei, zusammen mit seinem 81-jährigen Großvater. Aber bereits zwei Jahre später starb auch Großvater Ludwig Elflein. Mit einer Ausnahmegenehmigung der Handwerkskammer durfte Edwin Elflein bis 1980 alleine arbeiten und machte dann seine Meisterprüfung.
Seit 6. Mai 1981 ist Edwin Bäckermeister und berechtigt zum Führen eines Betriebes. Bis 1987 stand ihm seine Mutter Resi zur Seite. Dann heiratete er Gertraud Bär aus Mühlhausen. Gemeinsam haben sie drei Kinder: Martin (28 Jahre), Carolin (26 Jahre) und Peter (22 Jahre). Den Bäckerberuf hat keines der Kinder gewählt.
Bäckermeister Edwin Elflein will noch einige Jahre bis zu seinem Renteneintritt arbeiten. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.