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Michelau
Motorrad-Raser lässt sich dreimal absichtlich blitzen: Wie die Polizei nun das Nummernschild ermitteln konnte
Er meinte wohl, er könne nicht ermittelt werden, als ein Kradfahrer bei Michelau in elf Minuten dreimal zu schnell am mobilen Blitzer vorbeifuhr und sich dabei filmte. Ein Irrtum.
Ingo Stübinger von der Verkehrspolizeiinspektion Schweinfurt (links) und Polizeihauptkommissar Gerd Jahrsdörfer stehen an einem mobilen Blitzer, wie er zwischen Michelau und Geusfeld aufgestellt war.
Foto: Archivbild Hanns Friedrich | Ingo Stübinger von der Verkehrspolizeiinspektion Schweinfurt (links) und Polizeihauptkommissar Gerd Jahrsdörfer stehen an einem mobilen Blitzer, wie er zwischen Michelau und Geusfeld aufgestellt war.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:52 Uhr

Diese Pressemeldung der Verkehrspolizeiinspektion (VPI) Schweinfurt-Werneck wurde bundesweit von zahlreichen Medien aufgegriffen: Ein Motorradfahrer ist auf der Strecke zwischen Michelau (Lkr. Schweinfurt) und Geusfeld (Lkr. Haßberge) binnen weniger Minuten absichtlich dreimal mit überhöhter Geschwindigkeit durch eine Radar-Messtelle der Polizei gefahren – und hat sich dabei selbst mit dem Handy gefilmt.

Auch im Online-Angebot dieser Redaktion wurde der entsprechende Bericht stark nachgefragt. In den Kommentarspalten zum Artikel entwickelte sich eine rege Diskussion über die Frage, wie es die Polizei überhaupt geschafft hat, den Halter des Motorrads zu ermitteln. Schließlich hat ein Motorrad vorne kein Nummernschild. Eine Nachfrage bei der VPI hilft nun, diese Frage zu klären.

Ein "Enforcement-Trailer" am Straßenrand

Beamte der VPI hatten am 12. November in der langgezogenen schnurgeraden Baumallee an der "Langen Wiese" zwischen Michelau und Geusfeld, wo außerorts eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h gilt, einen sogenannten Enforcement-Trailer am Straßenrand aufgestellt. Dabei handelt es sich um einen einachsigen, gut sichtbaren weißen Anhänger, der dank leistungsstarker Akkus auch mehrere Tage hintereinander an Ort und Stelle verbleiben kann, um den Verkehr zu überwachen. Neben der lasergesteuerten Geschwindigkeitsmessung können mit dem modernen Trailer beispielsweise auch Durchfahrtsverbote, die abhängig von Uhrzeiten und Fahrzeugklassen sind, überwacht werden.

Der zunächst unbekannte Motorradfahrer sah sich vom aufgestellten Trailer offenbar zu einer skurrilen Aktion eingeladen. Er fuhr innerhalb von elf Minuten gleich dreimal zu schnell am Anhänger vorbei und wurde jedes Mal geblitzt. Die gemessenen Geschwindigkeiten betrugen zwischen 115 und 116 km/h. Auf den vom mobilen Blitzer gemachten Bildern ist zu sehen, dass der Motorradfahrer sich dabei selbst mit dem Handy filmte.

"Kommissar Zufall" hat geholfen

Über das Motiv des Zweiradfahrers kann nur gemutmaßt werden. Offenbar wollte der Mann bei seiner Aktion besonders "cool" wirken und mit seinen Selfie-Filmchen vielleicht in den sozialen Netzwerken angeben. Und er dürfte sich sicher gewesen sein, dass die Polizei ihn nicht ermitteln kann. Denn der Enforcement-Trailer hat nur an der Front eine Öffnung für die Laser-Messung.

Dass es der Polizei trotzdem gelungen ist, jetzt einen Mann aus dem Landkreis Bamberg als Halter des Motorrads ausfindig zu machen, ist "eher ein Zufall", wie Polizeihauptkommissar Ingo Stübinger von der VPI Schweinfurt-Werneck erklärt: Der Enforcement-Trailer kann Fahrzeuge tatsächlich nur von vorne fotografieren. Damit können Motorradfahrer im Regelfall nicht ermittelt werden, sagt Stübinger.

Spezielle Messgeräte für Motorrad-Raser

Es gebe zwar spezielle Messgeräte, die sowohl nach vorne als auch nach hinten ein Foto machen und mit deren Hilfe auch Zweiradfahrern eine Geschwindigkeitsübertretung nachzuweisen ist. Doch ein solches Spezialgeräte sei an der "Langen Wiese" nicht zum Einsatz gekommen, sagt Stübinger. Denn die Strecke dort sei kein klassischer Schwerpunkt für Motorrad-Raser und außerdem seien jetzt im November die allermeisten Motorräder sowieso schon eingemottet, weil die Saison mit Beginn der kalten Jahreszeit eigentlich beendet ist.

Letztlich hat das Verhalten des Kradfahrers aber selbst zu seiner Ergreifung geführt. Weil der Mann dem mobilen Blitzer gleich mehrere Versuche gönnte, ein hochauflösendes Foto zu machen, entstand eine Aufnahme, auf der man laut Stübinger das Motorrad schräg von der Seite sieht. Auf diesem Foto ist auch das Nummernschild teilweise zu erkennen – allerdings von hinten. Doch dies reichte für die Polizisten aus, um anhand der im Schild quasi in Spiegelschrift eingeprägten Buchstaben und Ziffern das vollständige Kennzeichen zu recherchieren.

Den Fahrer erwartet eine hohe Geldbuße

Aufgrund der Besonderheiten dieses Falles müsse der Fahrer jetzt mit einer Geldbuße von mehreren Hundert Euro rechnen, teilt die VPI Werneck mit. Außerdem werde der Vorfall der zuständigen Führerscheinstelle gemeldet. Die festgesetzte Geldbuße sei deutlich höher, als es die Summe der drei Geschwindigkeitsübertretungen normalerweise ergeben würde, sagt Stübinger. Im Bußgeldkatalog gebe es nämlich die Möglichkeit, bei solchen mehrmaligen und vorsätzlichen Verstößen einen individuell berechneten Betrag festzulegen. 

 
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Kommentare
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  • N. S.
    MP auf dem Niveau der BILD? Motorrad-Raser bezeichnet die MP bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 16 km/h. MP wo trifftes du hin?
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  • H. S.
    ...psychische Ausnahmesituation?!
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  • k. p.
    Da es sich bei einem Geschwindigkeitsverstoß um einen Fahrerverstoß handelt, muss erst noch dem Fahrer nachgewiesen werden dass er das Motorrad gesteuert hat. Das reine Ermitteln des Kennzeichens reicht da nicht aus. Muss ja vor Gericht auch zweifelsfrei feststehen, wer das Motorrad geführt hat.
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  • J. G.
    Helfen würde allgemein due Halterhaftung, die escin anderen Ländern schon gibt. Wenn ist mein Fahrzeug jemand gebe, muss ich wissen, was auf mich zukommen kann. Das "ich weiß nicht,wer gefahren ist", wäre dann schnell vorbei. Könnte man bestimmt per Gesetz beschließen und wäre auch mit dem Grundgesetz vereinbar.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @volleyball - Ich gehe davon aus, dass genügend verwertbares Bildmaterial vorhanden ist!
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    Herr schmeiß Hirn vom Himmel! 🙈🙉🙊
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  • P. v.
    Bei soviel Dummheit Führerscheinentzug und MBU!!
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  • C. B.
    Naja 15 KMH zu schnell sind nicht die Welt. Aber geht es in Deutschland wirklich um die Verkehrssicherheit oder soll der Autofahrer da nicht noch gemolken werden
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  • M. E.
    Sind nicht so schlimm, für sich alleine gesehen. ABER: Dreimal vorbeigefahren bedeutet a) drei unabhängig voneinander begangene Ordnungswidrigkeiten mit Wissen und Wollen ist gleich mindestens Verdoppelung der im Katalog vorgesehenen Geldbuße und b) hatte der ja sein Handy offensichtlich in der Hand zum Filmen, vermutlich zeimal. Schätze, das wird dem noch bitter aufstoßen!! Meldung an die Fahrerlaubnisbehörde ist noch stärker belastend!
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  • W. S.
    Wofür gibt es Recht und Gesetz?
    Daran sollte man sicht halten dann wäre alles gut, aber es gibt halt immer Besserwisser.
    Hoffentlich kriegt er eine saftige Strafe.
    Mit dieser Angeberei hat er sich ein Eigentor geschossen.
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  • W. G.
    Glückwunsch zum Können der Polizei!
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  • N. K.
    Der Blitzanhänger blitzt am Heck, nicht an der Front.
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  • F. W.
    Herzlichen Glückwunsch zum Erfolg. Hartnäckigkeit und Technik bringen etwas!
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  • G. K.
    und Handy am Motorrad? Kostet des nix?
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  • M. K.
    Er wird wohl eine Handyhalterung am Lenker gehabt haben.
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  • M. D.
    Hohe Geldstrafe uninteressant , 5 Jahre Fahrverbot wären besser.
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  • R. A.
    aufgrund welcher Rechtsgrundlage? Oh Mann. ..
    Dann schon eher Sozialarbeit. Erzieherische Massnahmen können nicht mit Geld ausgekauft werden...
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