Erstmals wurden beim Weihnachtsmarkt 2017 zusätzliche mobile Toiletten quasi direkt am Geschehen, am nördlichen Marktplatz, aufgestellt. Die waren jedoch nur für Gehtüchtige zugänglich– nicht aber für Rollstuhlfahrer oder Rollatornutzer. Dies monierte eine Rollstuhlfahrerin in einer E-Mail ans Ordnungsamt mit dem Hinweis, beim Weinfest im Sommer sei das auch schon so gewesen.
Die Kritik hat gefruchtet
Der Behindertenbeirat sah darin eine klare Benachteiligung und Diskriminierung von Gehbehinderten und „empfahl“ eine schnellstmögliche Nachbesserung. Auch der Vorsitzende des Seniorenbeirats, Norbert Holzheid, kritisierte: „Älteren Menschen, die auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, ist es nicht möglich, ohne lange Wege auf sich nehmen zu müssen, eine Toilette aufzusuchen.“ Die Toilette im Rathaus sei aufgrund der Öffnungszeiten auch keine Alternative.
Nun hat am Donnerstag wieder das fünftägige Weinfest auf dem Marktplatz begonnen – und neben dem mobilen „Komfort-Toilettenwagen“ steht diesmal auch eine Toilette für Menschen, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind. Die Stadt hat demnach auf die Kritik reagiert. Auf Anfrage teilt der städtische Ordnungsreferent Jan von Lackum mit: „Bei städtischen Veranstaltungen und Großveranstaltungen werden wir bis zur Schaffung einer weiteren stationären behindertengerechten Toilette mindestens eine mobile Behindertentoilette fordern beziehungsweise vorsehen, zum Beispiel am Stadtfest oder zum Weihnachtsmarkt.“
Entscheidend: Art und Dauer des Festes
Ansonsten erwäge die Stadt, die Forderung einer mobilen Behindertentoilette „nach Dauer und Art des Festes zu entscheiden“. Dass sie für das fünftägige Weinfest am Marktplatz verlangt werde, zeige, „wo wir die zeitliche Grenze in etwa ansiedeln möchten“, so von Lackum. Kleinere Stadtteilfeste wären mit den zusätzlichen Kosten für eine Behindertentoilette wohl überfordert. Klar sei laut von Lackum: „Eine zufriedenstellende Lösung bekommen wir nur mit einer stationären behindertengerechten Toilette, die auch in den späteren Abendstunden zugänglich ist. Daran arbeitet die Stadtverwaltung.“
Grundsätzlich sieht die Verwaltung in der Innenstadt „durchaus den Bedarf an einer zusätzlichen stationären behindertengerechten Toilette“, so von Lackum weiter. Gerade sei im Bauausschuss vorgestellt worden, warum sich die vorhandene Behindertentoilette am Roßmarkt, die damals normgerecht gewesen sei, nicht an heute gültige DIN-Norm anpassen lasse. Es fehle an der erforderlichen Bewegungsfläche, weshalb nach geeigneten Alternativstandorten gesucht werde.
Streitpunkt Roßmarkt-Toilette
Die Toilette am Roßmarkt funktioniere aber, auch wenn sie die heutige DIN nicht in jedem Punkt erfülle, so der Referent. Die Stadt habe Anfang des Jahres einen zusätzlichen Haltebügel angebracht, der die Benutzung erleichtere – entsprechend der letztjährigen Abstimmung als vorübergehende Alternative zu mobilen behindertengerechten Toiletten.
Dass der Vorschlag des Behindertenbeirats, die Roßmarkt-Toilette für Behinderte baulich so weit umzubauen, dass sie nutzbar ist, mit dem Hinweis auf DIN-Normen im Ferienausschuss abgelehnt wurde, kritisiert der Beiratsvorsitzende Manfred Neder heftig: „Wie lange soll man noch warten, bis in Schweinfurt was passiert?“ Bis mitten in der Stadt eine stationäre Toilette verwirklicht ist, werde es Jahre dauern. Bis dahin solle man „eine einfache Lösung ins Auge fassen“.