Welche Logik steht dahinter?
Dabei steht heuer erstmals ein mobiler Toilettencontainer auf dem Weihnachtsmarkt, am nördlichen Ende, vier Meter hinter der Bude, die „Flammkuchen aus dem Holzbackofen“ verkauft. Die Klos sind aber nur für Gehtüchtige zugänglich, nicht für Rollstuhlfahrer. Brigitte Müller, auf den Rollstuhl angewiesen, bedauerte dies in einer ans Ordnungsamt gerichteten Mail vom 27. November sehr. Das sei beim Weinfest im Sommer schon so gewesen, jetzt wieder. Sie möchte wissen, welche Logik dahinter steht.
Erst mal sehen, wie das Containerklo für Nichtbehinderte angenommen wird
Die Antwort: Ob der erstmals aufgestellte Toilettencontainer angenommen werde, müsse erst abgewartet werden. Ein konkreter Toilettenbedarf von Rollstuhlfahrern beim Weihnachtsmarkt sei bisher nicht aufgelaufen. Deshalb sei erst einmal ein „normaler“ mobiler Klocontainer installiert worden. Sollte der gut frequentiert werden und „sich ein konkreter Bedarf auch für eine zusätzliche mobile Behindertentoilette ergeben, müsste man für nächstes Jahr gegebenenfalls über eine Nachbesserung nachdenken“.
Behindertenbeirat: Eine klare Diskriminierung
Das will der Behindertenbeirat der Stadt Schweinfurt so nicht hinnehmen. In einem Schreiben an die Rathausspitze moniert Norbert Sandmann: „Wenn es sich hier auch um keine böse Absicht handelt, so entspricht die Vorgehensweise einer klaren Benachteiligung und somit einer Diskriminierung.“ Bei der Planung seien die Belange von Menschen mit Behinderung außer Acht gelassen und diese Benachteiligung vom Amt für öffentliche Ordnung auch noch schriftlich bestätigt worden. Und weiter: „Ich empfehle daher eine schnellstmögliche Nachbesserung durch Bereitstellung eines behindertengerechten Toilettencontainers.“
Für Nichtbehinderte gibt's auch Toiletten in der Metzgergasse
Ausgerechnet für Gehtüchtige ist nun also ein mobiles Klo direkt vor Ort – wobei die nächste öffentliche stationäre Bedürfnisanstalt in der Metzgergasse nicht weit entfernt wäre. Aber für Rollstuhlfahrer verweist das Ordnungsamt auf „die Situation wie in den Vorjahren auch“.
Die stellt sich auf Anfrage laut Mitteilung der Stadt so dar, dass sie die nächstgelegenen Behindertentoiletten auflistet: Roßmarkt, Zentrum am Schrottrum, im Rathaus (1. Stock), Rückertstraße, Mehrgenerationenhaus, Offene Behindertenarbeit, Stadtbücherei Ebracher Hof. Bei all diesen Toiletten seien aber unterschiedliche Öffnungszeiten zu beachten.
Schriftliche Kritik kommt auch vom Seniorenbeirat
Etliche sind schon zu, wenn der Weihnachtsmarkt noch läuft. Für Manfred Neder, Vorsitzender des Behindertenbeirates, ist die Antwort des Ordnungsamtes auf die Beschwerde der Brigitte Müller „nicht hinnehmbar“.
Auch der Vorsitzende des Seniorenbeirats, Norbert Holzheid, kritisiert dies. Am 30. November schrieb er an die Stadt: „Älteren Menschen, die auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, ist es nicht möglich, ohne lange Wege auf sich nehmen zu müssen, eine Toilette aufzusuchen.“ Die Toilette im Rathaus sei aufgrund der Öffnungszeiten auch keine Alternative.
„Wir halten diesen Zustand für nicht akzeptabel“
Holzheid bittet um „dringende Abhilfe, da es sich eindeutig um eine Diskriminierung von Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Behinderungen handelt“. Um eine geeignete Toilette zu erreichen, müssten diese Menschen zum Roßmarkt oder dem Ende der Rückertstraße gehen: „Wir halten diesen Zustand für nicht akzeptabel.“
Wie wird das in Würzburg während des Weihnachtsmarktes gehandhabt? Die Pressestelle der Domstadt verweist auf eine stationäre Behindertentoilette unweit des unteren Marktes, gleich in der Nähe der mobilen Toilettenanlage.
Behindertegerechte mobile Toilöetten sind „verhältnismäßig teuer“
Die Stadt Schweinfurt will heuer jedenfalls für behinderte Menschen keine mobile Toilette am Weihnachtsmarkt aufstellen. Sie verweist auf die Kosten und in die Zukunft: „Theoretisch ist es natürlich auch möglich, für Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt oder auch das Stadtfest mobile behindertengerechte Toiletten anzumieten. Dies ist aber verhältnismäßig teuer, daher ist das Ziel der Stadt Schweinfurt, mehr dauerhafte behindertengerechte Toiletten zu schaffen. Zum Beispiel wird dies auch beim geplanten Neubau des Kassengebäudes berücksichtigt.“