Aus der Wand strecken sich die haarigen Beine einer zwei Meter großen Vogelspinne in den Raum. Einmal um die Ecke gelinst, eröffnen sich die unendlichen Weiten und Schluchten des amerikanischen Mittleren Westens. Schlüpft man weiter durch einen Torbogen, fliegen Planeten und Raumschiffe wie greifbar vorüber. Und als könnte es surrealer nicht werden – liegt mittendrin ein gelb-fluoreszierender Golfball und landet nach einem Klapps fünf Meter weiter in einem Loch. Oder eben knapp daneben.
An Wochenenden reservieren
Das unwirkliche Erlebnis zwischen Fantasie und Realität gibt es seit Anfang des Jahres im Komplex von „Extreme Bowling“ am Hainig in Schweinfurt und nennt sich 3-D-Minigolf mit Schwarzlicht. Geschäftsführer Maximilian Keller ist stolz auf das neue Angebot, das neben dem schon allgemein bekannten Bowling die zweite große Attraktion des Unterhaltungs-Baus auf dem ehemaligen Megadrom-Gelände ist. Vor allem an Samstagen und Sonntagen habe das 3-D-Minigolf bereits viele Fans, sagt Keller. „Es ist ein Familienerlebnis.
“ Für Wochenendausflüge empfiehlt er, vorher anzurufen und zu reservieren. Am Eingang bekommen Enkel, Mama und Opa dann Plastikbrillen, fluoreszierende Bälle und ebensolche Schläger. Der Rest ist wie von der Frischluft-Minigolf-Anlage bekannt: 18 Minigolfbahnen, die den Standard-Maßen entsprechen. Keller will sich auch um eine Zertifizierung bemühen, die es ihm erlauben würde, offizielle Meisterschaften auszurichten.
Spielen also nach den Minigolf-Regeln. Einzig Zettel und Stift ersetzte Keller durch Elektronik: Die Spieler tragen die Anzahl der Schläge in einen Ipod ein, der mit einem einfachen Minigolf-Programm ausgestattet ist und automatisch addiert. Komme gut an, meint Keller. Dass viele vor allem ältere Spieler Sitzgelegenheiten vermisst hatten, ergänzt er, ist jetzt behoben: Inzwischen gibt es an Ecken Stühle, um sich auszuruhen und die Szenerien an der Wand wirken zu lassen.
Künstler hatten freie Hand
Für die vielen Welten, die sich im Verlauf des Parcours auftun, ist Grafiker und Objektkünstler Rainer Sieke verantwortlich: Über rund drei Monate pinselte, airbrushte, tupfte und fingerte der 62-Jährige täglich an dem Kunstwerk. „Schon vor 35 Jahren habe ich das erste Mal mit solchen UV-Farben gearbeitet“, sagt Sieke. Man müsse immer wieder die Perspektive und Dreidimensionalität im Auge behalten. Ob es eine Lieblingsstelle gebe? „Das Ganze ist eine einzige Lieblingsstelle“, sagt Sieke und schmunzelt. Im Unterschied zu der Minigolfanlage in den Würzburger Posthallen, die eher „museal mit vielen bunten Bildern mit großer Wirkung“ angelegt sei, habe er „kleine Geschichten“ erzählen wollen.
„Maximilian Keller hat uns weitgehend freie Hand gelassen“, sagt Rainer Sieke. „Uns“ – das sind Sieke und sein 37-jähriger Sohn Robin. Während Vater Sieke in Quasi-Stillarbeit im Minigolf-Bereich beschäftigt war, entwarf Robin Sieke ein Konzept für den Tanz-Club, der der dritte Publikumsmagnet in Kellers „Extreme Bowling“ werden soll. Die Anforderungen hier waren andere: „Beim Club ging es um Licht ohne Ende. Außerdem müssen Sound und Akustik passen.“ Beim Ortstermin mit der Presse im Vorfeld der Eröffnung am 11. März führt Robin Sieke das lückenlose Lochblech-Deckenrund vor: Wechselnde Farben schwappen über die Kuppel des Clubs „360°“, in den bis zu 200 Gäste passen sollen. DJs wie Marco Mora, bekannt aus Würzburger Clubs wie dem „Zauberberg“, sollen die Gäste zum Tanzen „An den Wänden sind echte Backsteine verbaut“, betont Robin Sieke. „Nichts ist von der Stange.“ Der eigentliche Industrie-Stil sollte nicht ungemütlich rüberkommen. Als nächstes Projekt treibt es das Wernecker Vater-Sohn-Gespann – Überraschung – wieder in eine Bowlinghalle. Diesmal nach Luxemburg. Vielleicht liegt auch dieses Kunstwerk wieder in der Nähe einer Autobahn. Denn: „Entlang der A3 haben wir schon fast alles durch.“