Klimaschutz in der Innenstadt ist für Richard Lindner, Sprecher der Agenda-Arbeitsgruppe "Grün findet Stadt", sowie seine Stellvertreterin Jutta Greber ein Muss. Der Hitzesommer 2018 habe klar gezeigt, welche Auswirkungen der Klimawandel in den Städten hat. Aus Sicht Lindners und Grebers müsste schnell und über das Klimaschutzkonzept der Stadt hinausgehend gehandelt werden.
Ein Faktor, dass sich Städte nicht noch mehr erhitzen als sie das ohnehin tun, ist eine flächendeckende Begrünung. Im Stadtgebiet Schweinfurts gibt es weit über 40 000 Bäume, gut 25 000 davon auf städtischem Grund. Schon im vergangenen Herbst hatte die Agenda-Gruppe beantragt, eine größere Anzahl von Bäumen im Stadtgebiet als Baumdenkmäler auszuweisen, auch auf Privatgrund. Behandelt wurde der Antrag erst Mitte Mai im Umweltausschuss. Die Verwaltung ging einen anderen Weg als vorgeschlagen.
Ausschussmitglieder kritisierten Vorschläge der Verwaltung
Dafür gab es in der Ausschusssitzung Kritik, von Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/Freie Wähler), Sinan Öztürk (Linke) und Reginhard von Hirschhausen (Bündnis 90/Die Grünen). Adi Schön (proschweinfurt) verwies auf mögliche Nutzerkonflikte, wenn die Stadt großflächig Magerrasen-Flächen im Hafen oder in Oberndorf als geschützte Landschaftsbestandteile ausweist.
Lindner betont, es gehe "nicht darum, flächendeckend alle Bäume unter Schutz zu stellen wie bei einer generellen Baumschutzverordnung, sondern Einzelobjekte primär dort zu sichern, wo die Belange des Gemeinwohls betroffen sind." Dass die Verwaltung die zwei Linden an der B 286 am "Seelenvater", fünf Stiel-Eichen in der Wernaue (teilweise mit bis zu 470 Zentimetern Stammumfang) oder eine alte Stiel-Eiche im Höllental unter Schutz stellen möchte, sei lobenswert, so Lindner. Es gehe aber an der Sache vorbei: "Stellen Sie sich vor, als Kind wünschen Sie sich zu Weihnachten ein Rennrad, unter dem Christbaum liegen dann Rollschuhe."
Aus Lindners Sicht "sollte der Letzte verstanden haben nach dem Sommer 2018, was die Stunde geschlagen hat." Der Wegfall der Baumschutzverordnung im Juli 2018 habe im vergangenen Winter Auswirkungen gezeigt, der Bund Naturschutz und viele Bürger haben auch dieser Zeitung gegenüber immer wieder auf Baumfällungen auf Privatgrundstücken hingewiesen.
Auch auf öffentlichem Grund fallen Bäume, siehe den Neubau des Kulturforums, Planungen für Mehrfamilienhäuser im neuen Stadtteil Bellevue, der Neubau des Gerichts am Schillerplatz. Auch wenn es immer nur wenige Bäume sind, kommt am Ende eine erkleckliche Menge zusammen, die Lindner Sorgen macht: "Bebauungspläne und das Baurecht bieten offenbar nicht den Schutz für Bäume wie behauptet."
Agenda-Gruppe wünscht sich die Stadt als Vorbild
Aus Agenda-Sicht sollte die Stadt Vorbild sein und auch eigene Baumbestände unter Schutz stellen. Auch müsse man sich verstärkt um Privatleute bemühen, auf deren Grundstücken teilweise so große Bäume stehen, dass deren klimaschützender Wert für die Allgemeinheit enorm sei. Es sei der falsche Ansatz, in einer Diskussion über Naturschutz am Ende die wirtschaftlichen Interessen höher zu bewerten, so Lindner.
Beim Thema Alleebäume steht Lindner auf dem Standpunkt, dass eine explizite Unterschutzstellung deswegen wichtig wäre, weil das Alleenkonzept der Stadt eine Willensbekundung des Stadtrates sei und keine rechtliche Bindung habe. Greber und Lindner geben nicht auf, sie planen den Antrag noch einmal zu einem geeigneten Zeitpunkt im Stadtrat einzubringen. Jutta Greber bringt ihre Sicht auf den Punkt: "Es ist noch viel Luft nach oben in Schweinfurt in Sachen Naturschutz."
Ideologische Stadtplanung scheitert, da jeder Fall individuell bewertet werden muss.
Bäume für das neue Gericht zu fällen ist gut, weil es ökologisch letztendlich auch richtig ist: 1. Stadtverdichtung statt Zersiedelung 2. Nähe zu ÖPNV (Roßmarkt & DB-Halt SW-Mitte). Man könnte dafür mit der Anlegung eines langgezogenen Spitalsees, über den von Norden kühle Luft zu City & Gericht strömt, mehr als nur einen klimatischen Ausgleich schaffen.
Baumfällungen in Bellevue, im Verbund mit dem Abriss von rund 600 mit Steuermitteln sanierten Wohnungen, war hingegen Vandalismus & Veruntreuung.
Die grünen Protagonisten benutzen nur Schlagworte und verstehen nichts von Städtebau & Historie. Historische Freiflächen haben oft kein Grün, sondern nur Pflaster (z. B. 100 x 200 m großer Platz vor WÜer Residenz, Platz in Siena, etc.). Auch mittelalterliche Quartiere (z. B. SWer Zürch) waren grünfrei. Bei schmalen Gassen mit hohen Häusern (Italien) sind sie aber sommerkühl.