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Schweinfurt
Baumschutz: Schneider kritisiert Stadt deutlich
Die Agenda-Gruppe stellte einen Antrag, Bäume in der Stadt zu Naturdenkmälern zu erheben. Warum die Verwaltung ganz andere Bäume vorschlägt.
Diese Platane in der Alten Bahnhofstraße als Naturdenkmal auszuweisen, war Teil des Antrags der Agenda-Gruppe. Der Grundstückseigentümer lehnt das aber nach Auskunft der Stadt ab.
Foto: Oliver Schikora | Diese Platane in der Alten Bahnhofstraße als Naturdenkmal auszuweisen, war Teil des Antrags der Agenda-Gruppe. Der Grundstückseigentümer lehnt das aber nach Auskunft der Stadt ab.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 16.05.2019 02:11 Uhr

So als Verwaltung hat man es in Schweinfurt in Sachen Baumschutz nicht leicht. Man könnte ein wenig flapsig sagen: Wie man's macht, macht man's falsch. Doch das Thema ist natürlich grundsätzlich zu ernst, um darüber zu scherzen. Vor allem Stadträtin Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/Freie Wähler) setzt sich für den Erhalt der Schweinfurter Bäume sowohl auf öffentlichem als auch privaten Grund deswegen so vehement ein, weil sie in Sachen Klimaschutz dringenden Handlungsbedarf in der Stadt sieht.

Im Umweltausschuss gab es eine längere Diskussion mit deutlicher Kritik an der Verwaltung wegen eines Antrags der lokalen Agenda-Gruppe, verschiedene Bäume in Alleen, am Biergarten zur Hölle, in der Alten Bahnhofstraße oder auf dem Stadiongelände als Naturdenkmale auszuweisen.

Es geht nicht um den flächendeckenden Schutz aller Bäume

Im von Richard Lindner, Sprecher der Agenda-AG "Grün findet Stadt" unterschriebenen Antrag heißt es, es gehe "nicht darum, flächendeckend alle Bäume unter Schutz zu stellen wie bei einer generellen Baumschutzverordnung, sondern Einzelobjekte primär dort zu sichern, wo die Belange des Gemeinwohls betroffen sind." In Stadtteilen wie der Eselshöhe oder dem Deutschhof mit guter öffentlicher Begrünung gebe es ohnehin keinen Handlungsbedarf, in der Kernstadt aber, wo der Hitzesommer 2018 deutliche Spuren hinterließ, sehr wohl.

Das Foto enstand im Herbst beim Sonnenuntergang am "Seelenvater" zwischen Dittelbrunn und Maibach.
Foto: Stefan Grebner | Das Foto enstand im Herbst beim Sonnenuntergang am "Seelenvater" zwischen Dittelbrunn und Maibach.

Ihren Antrag stellte die Agenda-Gruppe schon am 24. September, ein Ergebnis gab es erst jetzt. Umweltamtsleiter Werner Duske erläuterte, man habe die zuletzt 2003 vorgenommene Stadtbiotopkartierung zu Grunde gelegt und aktualisiert. Als Naturdenkmal unter Schutz gestellt werden sollen gleichwohl andere Bäume als die von der Agenda vorgeschlagenen. Im Einzelnen die zwei Linden an der B 286 am "Seelenvater", fünf Stiel-Eichen in der Wernaue (teilweise mit bis zu 470 Zentimetern Stammumfang) sowie eine alte Stiel-Eiche im Höllental. Als geschützte Landschaftsbestandteile sollen die Wernleite nordwestlich von Oberndorf, der Dürre See (ebenfalls bei Oberndorf) und die Landzunge am Schweinfurter Hafen wegen ihres Magerrasens ausgewiesen werden.

Parteiübergreifend Kritik am städtischen Vorgehen

Im Grundsatz wurde dieses Vorhaben natürlich im Ausschuss begrüßt und genehmigt. Doch Ulrike Schneider, Reginhard von Hirschhausen (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Sinan Öztürk (Linke) sparten nicht mit Kritik. Am deutlichsten war Schneider: "Diese Verwaltungsvorlage hat die Schulnote fünf. Es ist weit davon entfernt ausreichend zu sein und Sie gehen kaum auf den Antrag der lokalen Agenda ein." Auch von Hirschhausen sah "Thema verfehlt", Öztürk hatte "mehr erwartet". Die Kernfrage: Warum hat die Verwaltung nicht die von der Agenda vorgeschlagenen Bäume genommen, auch wenn diese teilweise auf privaten Grundstücken stehen? "Wir brauchen den Mut, auch wertvolle Bäume auf Privatgrund zu schützen", forderte Ulrike Schneider.

Umweltreferent Jan von Lackum war ob der Kritik "überrascht". Die Verwaltung habe die Rückendeckung des Naturschutzbeirates, auch wenn er zugestehe, dass man eine andere Herangehensweise gewählt habe. Der Punkt sei, dass die Stadt bei Bäumen auf Privatgrund wie der  prachtvollen Platane in der Alten Bahnhofstraße eine Unterschutz-Stellung nur im Einvernehmen mit den privaten Eigentümern wolle. Wie viele man befragt hatte, konnte Werner Duske in der Sitzung nicht sagen, doch die meisten hätten das städtische Ansinnen abgelehnt. Man werde natürlich versuchen, die Vorteile der Ausweisung als Naturdenkmal weiter zu erläutern, so von Lackum. Solche Bäume würden von der Stadt gepflegt, die auch die Verkehrssicherungspflicht übernehme.

Erster Schritt in die richtige Richtung

SPD-Rat Thomas End lobte die Verwaltung für einen "ersten Schritt in die richtige Richtung". Er verwies aber wie Ulrike Schneider darauf, dass durchaus nach dem Wegfall der Baumschutzverordnung im vergangenen Winter in größerem Maß Bäume gefällt wurden, unter anderem im Höllental. 

Von Lackum hält den städtischen Vorschlag für "sinnvoll" und verwies darauf, dass die Bäume im Stadion und die Alleebäume weiterhin unter Schutz stehen. Um die gut 25 000 städtischen Bäume kümmere man sich intensiv, den Bestand an Bäumen auf Privatgrundstücken könne man aber nicht erfassen. Ulrike Schneider plädierte dafür, dass die Bäume im Höllental-Biergarten sowie auf einer Fläche hinter dem ehemaligen Brauhaus unter Schutz gestellt werden. Das fand aber keine Mehrheit.

 
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