Die Ware in den Fächern ist ausgedünnt, lange Regalreihen sind sogar leer. Wer dieser Tage noch gezielt auf die Suche nach Elektronik-Schnäppchen bei Saturn in der Stadtgalerie geht, muss zwischen Handys, USB-Kabeln und Smart-TVs genau hinsehen. Schon seit Februar wirbt der Elektronikhändler mit Ausverkauf: Im Erdgeschoss sind Restposten zu reduzierten Preisen angeboten. Der Grund für das Schnäppchenfeuer: Saturn geht, und Media Markt zieht ein in die Stadtgalerie (wir berichteten).
Der Wechsel von einer Vertriebsmarke zur anderen innerhalb der Media-Saturn-Holding GmbH mit Sitz in Ingolstadt ist seit Anfang Januar bekannt. Er überraschte – immerhin gibt es in Schweinfurt schon eine Media-Markt-Filiale in der Friedrich-Rätzer-Straße im Hafen. Doch das Unternehmen erklärte den Schritt auf Nachfrage mit Synergieeffekten: verbesserte Warenverfügbarkeit, gemeinsam genutzter Lager, Logistik und Verwaltung.
Stadtgalerie-Filiale ist die größte
Bis zur Neueröffnung zum Monatswechsel März/April läuft der Saturn-Verkauf weiter. „Wir wollen den Kunden danach frische neue Ware anbieten“, sagt Rainer Haaf. Der Geschäftsführer der Hafen-Filiale arbeitet künftig eng mit Stephan Stoltenberg zusammen, der die operative Geschäftsführung der Stadtgalerie-Filiale zusätzlich zu seiner Aufgabe in Bad Neustadt übernimmt.
Haaf und Stoltenberg sind gleichzeitig auch Gesellschafter einer neu gegründeten GmbH, die die drei Niederlassungen in Bad Neustadt und Schweinfurt verbindet. Das erleichtere, Produkte zwischen den Filialen nach Bedarf hin- und herzuschieben.
Mit 2600 Quadratmetern Verkaufsfläche wird die Stadtgalerie-Filiale die größte sein; im Hafen kaufen die Kunden auf 2300 Quadratmetern ein. Lager von je 400 Quadratmetern kommen dazu und Büroräume von etwa 200. Mutmaßungen, die Hafenfiliale könnte mittelfristig der großen Schwester zum Opfer fallen, weist Haaf zurück. Man habe erst 2016 modernisiert und setze auf die Unterschiedlichkeit der Standorte: „Wir sind sehr sicher, dass beide funktionieren werden.
“ Kunden, die zu Fuß in der Innenstadt unterwegs sind, seien andere als solche, die gezielt ins Gewerbegebiet führen.
44 Mitarbeiter machen weiter
Außerdem: Immer mehr Menschen kauften online. Die Media-Saturn macht derzeit zehn Prozent ihres Umsatzes mit dem Internet-Verkauf. „Und jeder zweite Online-Käufer holt das Produkt in einer Filiale ab“, sagt Unternehmenssprecherin Eva Simmelbauer. Schweinfurt bietet somit bald zwei Abholfilialen.
Ein dicker roter Streifen entlang der Wände lässt schon beim Vorabbesuch der Redaktion auf den Einzug von Media Markt schließen. Die Mitarbeiter sind noch in blauen Saturn-Hemden gekleidet. Von den zuletzt 48 Angestellten hätten vier aus persönlichen Gründen das Unternehmen verlassen, darunter der Geschäftsführer der Saturn-Filiale. Diese Entscheidungen seien schon vor dem Wechsel gefallen, betont Stoltenberg. Die verbliebenen 44, darunter ein ehemaliger Saturn-Azubi, seien „hochengagiert“ und fachlich so geschult, dass man sie gerne übernehmen werde.
Sprecherin Simmelbauer wirbt für die Neuerungen im Markt, er gehöre zu den modernsten in Deutschland: 145 000 LEDs ersetzen nun an der Decke alte Leuchtstoffröhren. Ähnlich dem Tageslicht geben sie Produkte farbecht wieder. Außerdem neu: Als einer von zwei Standorten unter 270 in Deutschland sollen in der Stadtgalerie Küchengeräte in echten Küchenzeilen präsentiert werden. Auch Kochshows sind geplant. „Erlebniswelten“, nennt Haaf den Marketingansatz, zu dem auch eine 5.1-Surround-Klangecke gehört.
Mehr Service will Media Markt bieten: Bei einer Handy-Sofortreparatur am Eingang sollen auch externe Handynutzer gesprungene Displays nach vereinbarten Festpreisen reparieren lassen können. Liegt der Fehler in der Software und kann nicht vor Ort behoben werden, wird das Telefon eingeschickt. Auch das Schutzfolien-Aufziehen oder Übertragen von Kontaktlisten sei im Angebot.
Nur noch eine Warteschlange
Rund ein Drittel der Mitarbeiter arbeiten im Service, zwei Drittel seien im Verkauf beschäftigt. Auf „Promotoren“, die von Herstellern bereitgestellt werden, werde man nur in Ausnahmen setzen, sagt Stoltenberg. „Wir arbeiten mit eigenen Media-Markt-Beratern.“ Promotoren sind umstritten, weil sie Kunden nicht unabhängig, sondern im Sinne eines Herstellers beraten.
Die Kunden von heute seien ohnehin meist schon vorinformiert, sagt Stoltenberg. Auch im Geschäft bieten Online-Terminals und elektronische Preisschilder, dem E-Book ähnlich, zusätzliche Produktinfos. „Wir machen aber kein Dynamic Pricing“, betont Sprecherin Eva Simmelbauer. Die per Funk gesteuerten Preisauszeichnungen würden nur nachts auf den neuesten Stand gebracht. Auf dem Weg zwischen Regal und Kasse sei der Preis nicht in Gefahr.
An der Kasse angekommen, könnten Wartezeiten künftig kürzer werden: Zwar gibt es nur noch drei Kassen, zu ihnen führt aber bloß eine gemeinsame Warteschlange, die sich je nach freier Kasse teilt. Und bisherigen Saturn-Kunden garantiert Stoltenberg: „Wir übernehmen alle von Saturn gewährten Garantieleistungen.“