
Eines kann man dem Gerolzhöfer Stadtrat bereits jetzt bescheinigen: Er nimmt die Neugestaltung des Marktplatzes nicht nur ernst, sondern er nimmt sich auch viel Zeit, sich mit den Vorgaben und Rahmenbedingungen des Gestaltungswettbewerbs zu beschäftigen. Am Montagabend stand das Thema als einziger Punkt auf der Tagesordnung der öffentlichen Stadtratssitzung in der Stadthalle. Dabei ging es in erster Linie um die Auslobung des Wettbewerbs, an dessen Ende – wohl im Juni 2022 – ein Preisgericht unter den eingereichten Vorschlägen der Planungsbüros die für Gerolzhofen beste Lösung küren soll.
Die breite und offene Basis, auf die Stadt und Stadtrat die Diskussion um die Marktplatzgestaltung gestellt haben, gefällt Thomas Wirth vom Stadtplaner-Büro arc.grün (Kitzingen), das den Wettbewerb ausrichtet. "Das ist sehr gut", sagte er am Montag, auch mit Blick auf den bereits stattgefundenen Austausch mit Anrainer-Geschäftsleuten und Gastronomie-Vertretern Ende Oktober. Dies handhaben nicht alle Kommunen in dieser Form, meinte der Fachmann.
Offenes Ohr für Gestaltungswünsche
Bürgermeister Thorsten Wozniak ermunterte die Anwesenden im Sinn dieses offenen Dialogs dazu, die Diskussionsmöglichkeit zu nutzen und bat die Fraktionen des Stadtrats, bis zum 25. November weitere Vorschläge und Ideen zur Marktplatzgestaltung nachzureichen. Und auch die Bevölkerung ist noch bis 15. November eingeladen, über eine im aktuellen Amtsblatt der Stadt abgedruckte Karte Gestaltungswünsche bei der Stadt einzureichen.
Letztlich ist es bis kurz vor der geplanten Bekanntmachung der Auslobung am 18. Januar 2022 möglich, an den Vorgaben für die Planer zu schrauben und diese zu ergänzen, erläuterte Wirth zum Zeitplan. Die Vorarbeiten zur Auslobung sind weit fortgeschritten, wie die fast 60-seitige Broschüre zeigt, die Wirth dem Stadtrat am Montag vorstellte. Darin sind in drei Teilen sozusagen die Rahmenbedingungen und Spielregeln des Gestaltungswettbewerbs bis ins Detail beschrieben. Damit gelten für alle Teilnehmer die gleichen Voraussetzungen. Neben einem ersten Teil mit verfahrensrechtlichen Angaben und einem zweiten Part mit einer kurzen Beschreibung der Stadt sowie des städtebaulichen und historischen Kontextes des Marktplatzes finden sich im letzten Teil der Broschüre die aus Sicht des Stadtrats wichtigsten Informationen: Dort geht es um die konkreten Wünsche der Verantwortlichen vor Ort, die die Teilnehmer am Wettbewerb bei ihren Vorschlägen zur Gestaltung zu berücksichtigen haben.
Aufenthaltsqualität vor Ansprüchen des Verkehrs
Dort liegen die Stellschrauben, mit denen der Stadtrat festlegen kann, wie der Marktplatz künftig aussehen und welche Funktion er erfüllen soll. Ein zentrales Anliegen ist in dem bisher vorliegenden Entwurf bereits formuliert: Der Marktplatz soll vorrangig eine hohe Aufenthaltsqualität aufweisen, Treffpunkt für alle Generationen sein und unterschiedliche Nutzungen zulassen. Parkplätze, heißt es weiter, sollen allerdings ebenfalls vorhanden sein und der Marktplatz soll für Verkehr befahrbar bleiben.
Diesen grundsätzlichen Zielen haben sich dann Details unterzuordnen, etwa die Zahl der Stellplätze am Marktplatz (im Entwurf stehen derzeit 15), Zahl, Lage und Gestaltung von Versorgungspunkten für Strom und Wasser oder der Standort eines Brunnens, wobei der jetzige Standort des Brunnens vor der Stadt-Apotheke als nicht zwingend betrachtet wird. Als "selbstverständliche Voraussetzung" wird die Beachtung einer barrierefreien Gestaltung des gesamten Platzes entsprechend der geltenden DIN-Normen erwähnt. Auch die Lichtgestaltung ist als separater Punkt aufgeführt: Der Marktplatz soll in den ersten Nachtstunden eine "einladende und anregende Lichtstimmung aufweisen", die vorhandene Fassaden- und Schaufensterbeleuchtung (Stichwort: Giebelbeleuchtung) einbezieht. Zu späterer Nachtstunde soll sich die Lichtintensität und -stimmung ändern, jedoch nicht zulasten des Sicherheitsgefühls der Menschen, die den Platz queren.
Ein Referenzprojekt reicht aus
Aus den Reihen der Stadtratsmitglieder kamen während der Sitzung vereinzelte Hinweise bzw. Ergänzungswünsche. Norbert Finster (SPD) etwa wünschte sich, dass Teilnehmer am Planungswettbewerb nicht zwingend zwei Referenzprojekte vorweisen müssen, um auch Newcomern eine Teilnahme zu ermöglichen. Wirth stimmte dem zu und meinte, eine Referenz würde reichen, diese sollte aber wirklich vergleichbar sein mit den hiesigen Anforderung. Erich Servatius (SPD) fehlten Hinweise zur Taubenvergrämung am Marktplatz, was Wirth eher verhalten aufnahm, da sich hier über den Gestaltungswettbewerb kaum etwas erreichen lasse.
Ein gewisser Zündstoff steckt in der Frage, wie viele Parkplätze künftig auf dem Marktplatz vorhanden sein sollen, und in welcher Form. Thomas Vizl (Geo-net) stellte die Frage in den Raum, was Priorität genießen soll: E-Lade-Plätze, wo Fahrzeuge zwangsweise länger stehen werden, oder möglichst viele Kurzzeitparkplätze? Arnulf Koch (CSU) wies darauf hin, dass angesichts des zu erwartenden Verbots für Verbrennermotoren womöglich alle Parkplätze eine E-Lademöglichkeit haben sollten, was bei der Wahl der Versorgungsleitungen berücksichtigt werden müsste. Zudem müsse klar sein, dass die Zahl an Parkplätzen, die auf dem Marktplatz wegfalle, anderswo in der Nähe kompensiert werden müssten.
Flexibilität bei der Planung gefragt
Stadtplaner Wirth warb dafür, möglichst flexibel zu bleiben, etwa in der Frage der E-Parkplätze. Wenn Leitungskanäle im Untergrund entsprechend geplant werden, könnten Ladesäulen auch nachträglich entstehen, ohne hierfür nochmals den ganzen Marktplatz aufgraben zu müssen.
Am 2. Dezember ist eine erste Vorbesprechung des Preisgerichts vorgesehen, möglichst vor Ort in Gerolzhofen. Hier sind laut Wirth weitere Vorschläge der Fachleute zu erwarten, die in die Auslobung aufgenommen werden können. Das Preisrichtergremium besteht aus sechs Fachpreisrichtern samt vier Stellvertretern. Hinzu kommen neben Bürgermeister Thorsten Wozniak folgende Sachpreisrichter aus den Reihen des Stadtrats: Markus Reuß (CSU), Erich Servatius (SPD), Günter Iff (Freie Wähler) und Thomas Vizl (Geo-net). Deren Stellvertreter, die der Preisgerichtssitzung ebenfalls beiwohnen, sind: Christoph Rosentritt (CSU), Norbert Finster (SPD), Rainer Krapf (Freie Wähler) und Kerstin Krammer-Kneissl (Geo-net).
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