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Gerolzhofen
Mariä Himmelfahrt: Pfarrer Mai gestaltet Morgenfeier im Radio
Der Gerolzhöfer Geistliche ist am Sonntag als Radioprediger zu hören – mit siebenerlei Himmelsgeschichten. Er erklärt, was dahinter steckt, und was ihm Kräuterbüschel bedeuten.
Traditionell wird an Mariä Himmelfahrt an der Kapelle am Oberschwarzacher Hörnle Gottesdienst gefeiert und Pfarrer Stefan Mai segnet die Kräuterbüschel, wie auf diesem Bild aus dem Jahr 2017 zu sehen. In diesem Jahr fällt das Kapellenfest wegen der Corona-Pandemie erneut aus.
Foto: Archivbild Guido Chuleck | Traditionell wird an Mariä Himmelfahrt an der Kapelle am Oberschwarzacher Hörnle Gottesdienst gefeiert und Pfarrer Stefan Mai segnet die Kräuterbüschel, wie auf diesem Bild aus dem Jahr 2017 zu sehen.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:31 Uhr

Wer Stefan Mai und dessen Predigen kennt, der weiß: Der Gerolzhöfer Pfarrer trifft mit seinen Ansprachen fast immer ins Schwarze. Er holt mit seinen Worten die Menschen dort ab, wo sie im Leben stehen und übersetzt die Lehren des Glaubens und die Worte der Bibel so, dass sie Menschen in ihrem Alltag berühren. Insoweit darf man an diesem Sonntag, am Feiertag Mariä Himmelfahrt, gespannt lauschen, was der Geistliche im Radio zu sagen hat.

Denn am 15. August gestaltet Mai erneut die Morgenfeier, die Bayern 1 an jedem Sonntag von 10.05 bis 10.35 Uhr überträgt. Es ist ein prominenter Sendeplatz, dem nach den Informationen des Senders, die Mai vorliegen, wöchentlich bis zu einer Million Hörer folgen. Der Gerolzhöfer Pfarrer ist seit gut 20 Jahren Rundfunkprediger. Die Morgenfeier an Mariä Himmelfahrt ist die zweite Radiosendung in diesem Jahr, die er gestaltet – und es nicht das erste Mal, dass er mit der Morgenfeier an diesem Feiertag an der Reihe ist.

Traditionelles Fest am Oberschwarzacher Hörnle

Zweimal pro Jahr, im Frühjahr und im Herbst, tagen die Rundfunkprediger des Bayerischen Rundfunks und legen untereinander fest, wer welche Morgenfeier übernimmt, berichtet Pfarrer Mai. Der Termin an Mariä Himmelfahrt ist ihm gar nicht unrecht, hat er da mit dem traditionellen Fest rund um die 14-Nothelfer-Kapelle am Oberschwarzacher Hörnle, das zu Mariä Himmelfahrt gefeiert wird, doch einen lokalen Bezugspunkt innerhalb der eigenen Pfarreiengemeinschaft "St. Franziskus am Steigerwald". Die Feier findet an diesem Sonntag um 10 Uhr coronabedingt nicht wie eigentlioch üblich direkt an der Kapelle in den Weinbergen, sondern auf dem Sportplatz am Sebastianihaus in Oberschwarzach statt.

Der Gerolzhöfer Pfarrer Stefan Mai ist seit gut 20 Jahren Radioprediger.
Foto: Archivbild Michael Mößlein | Der Gerolzhöfer Pfarrer Stefan Mai ist seit gut 20 Jahren Radioprediger.

"Komischerweise fällt mir immer wieder was ein zu Mariä Himmelfahrt", sagt Mai. Doch letztlich, meint er, sei dies ja bei allen Evangelien so, dass er über jedes der vier Bücher im Neuen Testament schon sehr oft gepredigt habe. Und jedes Mal finde er wieder neue Aspekte, über die es sich im aktuellen Kontext predigen lässt.

"Es ist ein ganz lebensnaher Brauch, der die Menschen im Leben begleitet."
Pfarrer Stefan Mai

Der anstehende Feiertag, der Mariens Aufnahme in den Himmel gedenkt, eignet sich in den Augen des Pfarrers gut, um das deutlich zu machen, um was es ihm beim Predigen maßgeblich geht: die Übertragung der heiligen Schrift ins persönliche Leben der Menschen und die Bedeutung dessen für ihren Glauben. Mariä Himmelfahrt möchte den Menschen aufzeigen, dass das menschliche Leben am Ende nicht im Nichts versinkt, sondern seine Krönung findet bei Gott, erklärt der Pfarrer.

Mariä Himmelfahrt steht für die Hoffnung

Nicht von ungefähr habe das Motiv der Krönung Mariens vor allem in solchen Zeiten Eingang gefunden auf Altarbildern, wenn Menschen sich in einer großen Notlage befanden, in den Zeiten, in denen es vielen Menschen schlecht ging. "Es ist ein Bild der Hoffnung", deutet der Pfarrer den Hintergrund des katholischen Feiertags.

Ein traditioneller Kräuterbüschel enthält zu Mariä Himmelfahrt eine bestimmte Anzahl einfacher Kräuter.
Foto: Kulturamt Main-Tauber-Kreis | Ein traditioneller Kräuterbüschel enthält zu Mariä Himmelfahrt eine bestimmte Anzahl einfacher Kräuter.

Was läge da näher, als in der Morgenfeier im Radio über die Themen zu sprechen, die aktuell so vieles überschatten: über die Corona-Pandemie beispielsweise, oder die Klima-Krise. Doch diesem Reflex erliegt Pfarrer Mai nicht. Er lehnt sich an eine alte, im Volk der Gläubigen einst tief verwurzelte Tradition an, die mit Mariä Himmelfahrt zusammenhängt: den Würzbüscheln. Je nach Überlieferung werden diesen in der Flur gesammelten Sträußen, die der Pfarrer an Mariä Himmelfahrt in der Kirche segnet, eine bestimmte Anzahl an Heilkräutern – je nach Auslegung sind es sieben, neun oder zwölf Kräuter –beigegeben. In Anspielung darauf möchte Mai seinen Zuhörern am Sonntagmorgen im Radio "siebenerlei Himmelsgeschichten" bieten.

Morgenfeier nähert sich dem Thema "Himmel"

Ohne dem Inhalt der kirchlichen Radiosendung, die zwar bereits vor einigen Tagen im Rundfunkstudio in München aufgezeichnet wurde, am Sonntagvormittag aber ja erst noch ausgestrahlt wird, zu sehr vorzugreifen, verrät der Gerolzhöfer Pfarrer etwas zum Inhalt der Morgenfeier. Er verwende die Zahl der Heilkräuter symbolisch dafür, die Menschen dazu zu bringen, sich dem Thema "Himmel" 25 Minuten lang besinnlich und nachdenklich zu nähern. Die Texte aus seiner Feder werden unterbrochen von passenden Liedern, die er ausgesucht hat und die sich in seinen Augen alle mit dem Himmel beschäftigen. Zu hören sein werden etwa das Kirchenlied "Wo Menschen sich vergessen", aber auch Eric Claptons "Tears in Heaven", und die Comedian Harmonists dürfen singend davon träumen, dass es irgendwo auf der Welt "ein kleines bisschen Glück" und "ein bisschen Seligkeit" gibt.

Am Ende, verrät Mai, laufe es auf den Himmel als Sehnsuchtsort hinaus. Wobei diese Zweideutigkeit des Wortes Himmel im Deutschen gar nicht so leicht begreifbar zu machen sei. Die englische Sprache habe hierfür passenderweise zwei Begriffe: "sky" für den physischen Himmel, der sich über uns erstreckt, und "heaven" für das nicht greifbare, unendlich ferne Ziel menschlicher Sehnsüchte.

In die Büschel kommen einfache Kräuter

Wem diese metaphysischen Ausflüge im Zusammenhang mit Mariä Himmelfahrt zu weit entfernt sind, den lädt Pfarrer Mai ein, zum Feiertag die Bedeutung des geweihten Kräuterbüschels wieder zu entdecken. Denn die Büschel sind etwas ganz und gar Irdisches – und stecken für Mai doch voller Faszination. "In den Büscheln werden im August, zur höchsten Reifezeit, bewusst ganz einfache Kräuter eingebunden, etwa Schafgarbe oder Kamille." Es seien Kräuter, die manche gar als Unkräuter links liegen lassen. Diese Auswahl der Kräuter stelle den höheren Wert der Bescheidenheit heraus.

"Viele Menschen kennen heutzutage die Kräuter nicht mehr."
Pfarrer Stefan Mai

Der Pfarrer, der selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, verbindet mit den geweihten Kräuterbüscheln den Brauch, diese nach dem Kirchgang an Mariä Himmelfahrt daheim zum Trocknen aufzuhängen. Früher wurden die Kräuter dann das ganze Jahr über verwendet und beispielsweise ins Futter der Kühe gemischt, wenn diese kurz vorm Kalben standen. "Es ist ein ganz lebensnaher Brauch, der die Menschen im Leben begleitet", sagt Mai.

Im Anschluss an den Gottesdienst am Oberschwarzacher Hörnle geben Mitglieder des Gartenbauvereins die gesegneten Kräuterbüschel aus. Das Bild entstand im Jahr 2016.
Foto: Matthias Beck | Im Anschluss an den Gottesdienst am Oberschwarzacher Hörnle geben Mitglieder des Gartenbauvereins die gesegneten Kräuterbüschel aus. Das Bild entstand im Jahr 2016.

Doch je weniger die Menschen in der Landwirtschaft eingebunden sind, desto mehr verliere das mit dem Feiertag verbundene Brauchtum an Bedeutung. "Viele Menschen kennen heutzutage die Kräuter nicht mehr", stellt der Pfarrer fest. Oder sie kaufen Kräuterbüschel nur noch als wohl duftende Deko, anstatt sie selbst zu sammeln.

Die katholische Morgenfeier mit Pfarrer Stefan Mai ist am 15. August (Mariä Himmelfahrt) im Radioprogramm Bayern 1 zu hören. Die 25-minütige Sendung beginnt um 10.05 Uhr. Die Sendung ist anschließend zum Nachhören als Podcast im Internet verfügbar.

 
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