Ende Februar war mächtig Betrieb auf der Hafenspitze, der Halbinsel, die das Hafengebiet vom Main trennt. Auf 5000 Quadratmetern Fläche wurde kräftig gerodet, Platz geschaffen für den Erdaushub, der in den nächsten Monaten und Jahren bei der Verbreiterung und Vertiefung des Mains anfällt. Für die meisten Schweinfurter dürfte das eine Überraschung sein. Sie hatten zwar mitbekommen, dass die geplante Verladung von den Lastkähnen auf Schwerlaster an der Brücke, die Bergrheinfeld und Grafenrheinfeld verbindet, auf heftigsten Widerstand vor allem des Grafenrheinfelder Gemeinderats stößt. Sie hatten aber auch gelesen, dass das zuständige Wasserstraßenneubauamt in Aschaffenburg die Alternative in Schweinfurt als nicht wirtschaftlich abgelehnt habe. So wurde es dem Gemeinderat berichtet.
2012 Recht geschaffen
Bei der Stadt Schweinfurt ist das Thema natürlich bekannt. 2012 wurde ein Planfeststellungsverfahren abgeschlossen. Damit ist Recht geschaffen, die Verladung kann sowohl zwischen Bergrheinfeld und Grafenrheinfeld, direkt neben der neuen Brücke, stattfinden oder halt in Schweinfurt. Über die aktuelle Entwicklung zeigt sich Ordnungsreferent Jan von Lackum überrascht. Aktuelle Pläne habe er noch nicht gesehen. Für ihn „war Grafenrheinfeld gesetzt“.
Dort regt sich der Widerstand, weil der Aushub quer durch die Ortschaft über die schon sehr belasteten Schweinfurter und Gochsheimer Straße führen würde. In einem ersten Schritt hat die Gemeinde den Adam-Tasch-Weg für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Die Schilder stehen bereits. Der Weg verbindet den Ablagerungsplatz mit der Brückenstraße. Von dort soll es durch den Ort nach Süden gehen.
Ob die Blockade Bestand hat, wird sich zeigen. Claudia Beier, Sachgebietsleiterin beim Wasserstraßenneubauamt nennt die Sperrung „eine Randbedingung, die es rechtlich zu würdigen gilt.“ Gleichwohl scheint sie von den Protesten in Grafenrheinfeld beeindruckt. Das Amt werde die Alternativen prüfen. Die Rodung in Schweinfurt sei nur erfolgt, weil das dafür mögliche Zeitfenster (Naturschutz) ab März geschlossen sei. Im Übrigen sei die Stadt über alle Schritt ihres Amtes informiert.
Bedenken der Firma Walther
Auf größte Bedenken stoßen die Pläne auf der Hafenspitze bei Jürgen Rehl, dem Geschäftsführer des Mineralölhandels Walther. Er verweist auf die enge Hafenstraße, fürchtet, dass dort alle zweieinhalb Minuten ein Schwerlaster unterwegs sein wird, die eigenen Kunden behindert würden. Für ihn ist es auch schwer vorstellbar, dass sich die Laster beispielsweise zum Schichtwechsel durch das Hafengebiet quetschen. Eine Engstelle sei auch das Bahngleis seiner Firma. Bei Anlieferungen sei der Übergang über die Straße zeitweise gesperrt.
Von Lackum: Den Aushub aufteilen
Bei der Stadt hat er bereits seine Bedenken angemeldet. Referent von Lackum möchte nicht, dass in dieser Frage das St. Florians-Prinzip greift, räumt aber ein, dass die Verkehrsführung durch das Hafengebiet leichter sei als durch die Wohngebiete in Grafenrheinfeld. „Wir müssen miteinander sprechen, vielleicht kann man den Aushub aufteilen.“ Sollte es zur Lösung im Hafen kommen, müsste sichergestellt werden, dass sich Behinderungen und Verschmutzung in Grenzen halten, die Straße keinen Schaden nimmt.
Kosten 14,3 Millionen Euro
Beim Mainausbau geht es in diesem Raum um drei Bereiche. Zunächst den zwischen Schweinfurt und der Schleuse in Ottendorf, wo eigentlich schon gebaggert werden sollte. Und anschließend um die Strecke bis Garstadt und anschließend bis Wipfeld. Dabei soll der Main von 2,50 Meter auf 2.90 Meter vertieft und von 36 auf 40 Meter verbreitert werden Damit könnten größere und längere Schiffe dort verkehren. Beispielsweise ein Schubverband mit 185 Metern Länge, der 1000 Tonnen mehr laden könnte als heute. Die Kosten werden mit 14,3 Millionen Euro angegeben.
Gerechnet wird mit 590 000 Tonnen Aushub, der zum Großteil im Gewerbepark Maintal der Stadt Schweinfurt, in Frankenwinheim, Heidenfeld, Lindach und Röthlein untergebracht werden soll.
Allein in der ersten zweijährigen Phase rechnet Grafenrheinfeld mit 29 500 Lkw. Wenn es nicht anders kommt.