Respekt! Was Kinder und Jugendliche im Rahmen eines Musical-Projektes im Jugendtreff kom,ma zusammen mit Dominic Gentil und seinem Team auf die Beine gestellt haben, ist eine ebenso witzige wie einfallsreiche und überraschende Version der Geschichten aus "1001 Nacht."
Texte, Lieder, Kostüme, Choreographien, Bühnenbild, das alles wurde gemeinsam erarbeitet. Wie viel Spaß das gemacht hat, spürt man bei der Premiere. Am Anfang knirscht ab und an mal ein Mikro, das lässt sich aber leicht verschmerzen. Scheherazade, die Erfinderin des Cliffhangers, dem Punkt an dem eine Geschichte nicht aufhören kann, weil man unbedingt wissen muss, wie es weitergeht, geht hier seht überlegt zu Werk."So kann das nicht weitergehen", sagt sie, als sie erfährt, dass der Sultan jeden Morgen eine Frau töten lässt. Sie erzählt um ihr Leben, "unterhaltsam und ergötzlich". Und dem Zuschauer geht es wie dem Sultan: man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Wird die Hexe siegen, die Sandstürme produziert, um Kinder in ihre Zelt zu locken, die sie dann in Flaschen verzaubert? Die Kinder merken übrigens sehr schnell, dass es schlimmeres gibt, als in der Wüste keinen Handy-Empfang zu haben. Hexen nämlich.
Überhaupt wird die Moderne sehr humorvoll und auch ein bisschen selbstironisch eingebaut. Die Tanzgruppe, die mit Hilfe eines Flaschengeistes doch noch pünktlich zu ihrem Auftritt kommt, findet sich erstmal hier wieder: "hashtag Arsch der Welt", wie eine der Tänzerinnen murrt. Ihre Kollegin spielt mit dem Gedanken, sich vom Flaschengeist ihren großen Wusch zu erfüllen zu lassen: "Ich will Influencerin sein."
Publikum darf mitspielen
Und die Praktikantin der Kamelfarm, die nur weibliche Tiere hat und deswegen keinen Kamelnachwuchs, fragt am ersten Tag mal nach dem W-Lan. Sie kann ja schließlich nicht fünf Tage ohne insta sein! Wie die Kamelfarm mit nur weiblichen Tieren und die mit nur männlichen Tieren ihr Nachwuchs-Problem lösen, ist wunderbar erzählt. Sogar das Publikum wird mit einbezogen und darf die Kamelherde geben.
In der Geschichte vom in der Dürre darbenden Dorf, das seine Kinder dem Regengott opfern soll, damit es wieder regnet, kommen die Transparente raus: "Kinder sind Freunde, kein Futter", steht da drauf. Genial auch die Idee, Scheherazade, Dinarasad und den Sultan als Video-Projektion zu zeigen, wenn der Tag graut und Scheherazade eigentlich aufhören müsste mit dem Erzählen.
Aber sie darf weiterreden und weiterleben. Bis zum Bollywood-Happy-End. Da wird selbst der strenge Sultan (Erin Ritter) ausgelassen.