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Schweinfurt
Luftbeobachter können Waldbrände frühzeitig entdecken
Neben dem Piloten sitzt der Luftbeobachter. Die ehrenamtliche Luftrettungsstaffel ist bei Hitze und Trockenheit täglich mit zwei Flugzeugen am Himmel über Unterfranken.
Auf der Suche nach Bränden bieten sich den Luftbeobachtern auch schöne Ausblicke auf die Landschaft.
Foto: Gerd Landgraf | Auf der Suche nach Bränden bieten sich den Luftbeobachtern auch schöne Ausblicke auf die Landschaft.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:31 Uhr

Glück gehabt! Der Mann von der Feuerwehr war auf dem Flugfeld bei Schwebheim schon auf den Tiefdecker (mit den Tragflächen auf der Unterseite des Rumpfes) mit dem verglasten Cockpit zugesteuert. Pilot Alexander Gimpl dirigierte den Luftbeobachter Roland Eckert jedoch um – zur Cessna 172 (mit mehr als 44 000 Exemplaren der meistgebaute Flugzeugtyp weltweit): ein Hochdecker, also ein Flugzeug mit Schatten für die Insassen, mit 210 PS und 210 Stundenkilometer schnell. 

Geschafft: Luftbeobachter Roland Eckert (Feuerwehr Landkreis Kitzingen) und Pilot Alexander Gimpl vor der Cessna 172.
Foto: Gerd Landgraf | Geschafft: Luftbeobachter Roland Eckert (Feuerwehr Landkreis Kitzingen) und Pilot Alexander Gimpl vor der Cessna 172.

Fast 40 Grad hatte es an diesem wolkenlosen Donnerstag der vergangenen Hitzeperiode. Über zwei Stunden sollte der Flug in der Maschine des Schweinfurter Aero-Clubs  dauern. Ganz Ostunterfranken wurde überflogen, ein Dutzend Mal vom Kurs abgewichen, doch die nähere Betrachtung zeigte immer nur die Staubfahnen der Mähdrescher, keinen Rauch, der auf Waldbrände hinweist. 

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, der Motor läuft.
Foto: Gerd Landgraf | Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, der Motor läuft.

Seit dem Jahr 2017 verstärkt der Aero-Club Schweinfurt e.V. die Luftrettungsstaffel Bayern, die seit fünf Jahrzehnten ehrenamtlich für die Sicherheit der Bürger und die Bewahrung von Umwelt und Natur in die Luft geht. Und da bei der andauernden Hitze die Waldbrandgefahr auf die höchste Alarmstufe geklettert war, wurde in diesen Tagen nicht nur am Wochenende, sondern auch während der Woche geflogen. Die Stützpunkte Schweinfurt und Haßfurt wechseln sich bei den Einsätzen ab. Auf die Westroute über Unterfranken starten gleichzeitig Kollegen von Hettstadt oder Mainbullau aus.

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Die Luftrettungsstaffel Unterfranken

Die Bereitschaft Unterfranken stellt drei Dutzend für die Luftbeobachtung geschulte Piloten und rund 60 Luftbeobachter (vor allem Förster und Feuerwehrleute). Zum Einsatz kommen die Ehrenamtlichen in erster Linie bei der Waldbrandüberwachung. Unterstützung aus der Luft gibt es aber auch bei einem Schädlingsbefall im Wald, nach Unwettern, bei Hochwasser, oder etwa bei einer Ölverschmutzung auf Flüssen und Seen. Gesucht werden Verunglückte und Vermisste, dokumentiert Schadensfälle, Unfälle und Bodendenkmäler. Auch die Flieger aus Schweinfurt haben sich zudem verpflichtet, stets die Augen offen zu halten und über Gefahren sofort zu informieren.   

Die Staubwolke eines Mähdreschers.
Foto: Gerd Landgraf | Die Staubwolke eines Mähdreschers.

Für Alexander Gimpl ist es heuer der erste Einsatz. Roland Eckert hat in der Saison schon drei Beobachtungsflüge hinter sich. Mit seiner Einschätzung: "Das wird ein ruhiger Flug", sollte sich der Pilot irren. Die Maschine schwankte immer wieder kräftig.

Luftbeobachtung aus einer Höhe von 300 Metern.
Foto: Gerd Landgraf | Luftbeobachtung aus einer Höhe von 300 Metern.

Nachdem die Vorbereitungen und die Vorflugkontrolle abgeschlossen waren, brachte der Propeller über das teilweise ausgestellte Seitenfenster frische Luft in das Cockpit. Während des Flugs in einer Höhe von zumeist 300 Metern war die Temperatur in der Cessna angenehm und lag deutlich unter 30 Grad.

Der Ellertshäuser See.
Foto: Gerd Landgraf | Der Ellertshäuser See.

Mit dem Headset auf dem noch schweißnassen Kopf heben wir ab und Alexander Gimpl steuert in Richtung Haßfurt, wo vom dortigen Tower aufgeklärt wird, dass keine Fallschirmspringer unterwegs sind. Weiter geht es nach Ebern, wo am Sendemast nach Süden gedreht wird. Auch am Schwanberg ist für eine weitere Staubsäule ein Mähdrescher verantwortlich. Über dem Kitzinger Wertstoffhof brennt es öfters, informiert der Luftbeobachter den Piloten. Heute ist alles in bester Ordnung.

Die Autobahnbrücke mit Unter- und Obereuerheim, mit Forst und Gädheim.
Foto: Gerd Landgraf | Die Autobahnbrücke mit Unter- und Obereuerheim, mit Forst und Gädheim.

Grandios ist der Überblick auch auf dem weiteren Flug nach Hammelburg, bei dem es unter uns häufig staubt. Als Verursacher sind landwirtschaftliche Fahrzeuge, insbesondere Mähdrescher schnell ausgemacht.  

Gewendet wurde zumeist in der Nähe der Städte.
Foto: Gerd Landgraf | Gewendet wurde zumeist in der Nähe der Städte.

Auf der A 7 bei Hammelburg zeigt sich ein Lastwagenstau. "Vermutet ein Unfall. Bei der Kontrolle stellte sich heraus, dass Mäharbeiten und die damit verbundene Fahrbahnverengung stauursächlich waren", wird Roland Eckert am Abend in seinen Bericht schreiben.

Blick ins Land.
Foto: Gerd Landgraf | Blick ins Land.

Dort ist jetzt auch vermerkt, dass der Verkehr auf der A 3 trotz anders lautender Verkehrsmeldungen störungsfrei lief und: "Augenscheinlich halten sich die Schäden im Wald trotz der enormen Hitze noch in Grenzen. Sichtbare große Schäden konnten nicht ausgemacht werden. Auffällig hingegen waren alle stehenden Gewässer. Sie sind fast alle grünlich gefärbt, was nach meiner Einschätzung auf einen kritischen Zustand der Seen hinweist."

Der Kreuzberg.
Foto: Gerd Landgraf | Der Kreuzberg.

Von Hammelburg geht es im Zickzack-Kurs über den Neuwirtshauser Forst nach Bad Brückenau. Wir fliegen über Wildflecken und vorbei am Kreuzberg. Über Funk kommt die Nachricht, dass die Kollegen auf der Westroute einen Flächenbrand bei Würzburg ausgemacht haben. Dort brennt auf 1000 mal 400 Metern ein Feld. Die Ursache ist nicht bekannt. Doch noch allzu oft würden Felder nach der Ernte von den Bauern angezündet, sagt Roland Eckert.

Auch ohne Dampf markant: das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld.
Foto: Gerd Landgraf | Auch ohne Dampf markant: das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld.

Von Bishofsheim geht es nach Bad Neustadt und nach Ostheim vor der Rhön, wo dann fast eine Spitzkehre zu fliegen ist. Jetzt geht es zurück in Richtung Ebern und dann weiter nach Bad Kissingen, ehe der Flugplatz bei Schweinfurt erreicht ist. 

 
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