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Gochsheim
Ludwig Hartmann (Grüne) fordert die Reaktivierung der Steigerwaldbahn
Nach einem Besuch am Gochsheimer Bahnhof möchte der Chef der Landtagsgrünen auf der Trasse wieder Züge fahren sehen. Er fordert die Offenlegung der Daten des BEG-Gutachtens.
Am Mittwoch besuchte Ludwig Hartmann (Zweiter von links), Fraktionschef der Grünen im Landtag,  die Trasse der stillgelegten Steigerwaldbahn im Bereich des Gochsheimer Bahnhofs. Mit ihm waren vor Ort (von links) Landtagsabgeordneter Paul Knoblach (Grüne), Manfred Röder vom VCD Schweinfurt und stellvertretender Landrat Thomas Vizl (Grüne).
Foto: Hannes Helferich/Grüne | Am Mittwoch besuchte Ludwig Hartmann (Zweiter von links), Fraktionschef der Grünen im Landtag,  die Trasse der stillgelegten Steigerwaldbahn im Bereich des Gochsheimer Bahnhofs.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 13.02.2024 18:03 Uhr

Der Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann, spricht sich für eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn zwischen Schweinfurt und Kitzingen-Etwashausen aus. Zudem kritisierte er in einem Gespräch mit dieser Redaktion ein Gutachten, das im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) erstellt worden war und das zu dem Ergebnis kam, dass die für eine Strecken-Reaktivierung vorgeschriebenen 1000 Personenkilometer wohl deutlich unterschritten werden.

Hartmann fordert: Die BEG soll die für die Analyse gesammelten Rohdaten und Berechnungen öffentlich machen, um diese ausreichend bewerten zu können. Schließlich sei die BEG eine "100-prozentige Tochter des bayerischen Staates" und das Gutachten somit auch von Steuergeld finanziert worden.

Der Fraktionschef der Grünen hatte sich zuvor am späten Mittwochvormittag am ehemaligen Bahnhofsgelände in Gochsheim ein Bild vom Zustand der noch vorhandenen Trasse der Steigerwaldbahn gemacht. Mit vor Ort waren Landtagsabgeordneter Paul Knoblach, stellvertretender Landrat Thomas Vizl (beide Grüne) und Manfred Röder vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) Schweinfurt Stadt und Land.

Kritik am Standpunkt der Regierung

Gegenüber dieser Redaktion kritisierte Hartmann den von der Staatsregierung vertretenen Standpunkt, wonach die Marke von 1000 Personenkilometern das ausschlaggebende Kriterium sei, um über die Wiederinbetriebnahme einer Bahnstrecke zu entscheiden. "Dies ist aus der Zeit gefallen", sagte Hartmann und behauptet: Damit wolle die Regierung Reaktivierungen verhindern.

Die Strecke der Steigerwaldbahn von Kitzingen-Etwashausen nach Schweinfurt.
Foto: Grafik Jutta Glöckner | Die Strecke der Steigerwaldbahn von Kitzingen-Etwashausen nach Schweinfurt.

Andere Bundesländer betrachteten für die Frage einer Bahnreaktivierung ein Bündel an Aspekten, die den Nutzen einer Strecke für den ländlichen Raum in den Vordergrund stellten. In Baden-Württemberg beispielsweise gelte eine Strecke als geeignet für eine Reaktivierung, wenn 500 Personenkilometer prognostiziert werden. Für die Steigerwaldbahn hatte das BEG-Gutachten einen Wert von 563 Personenkilometer errechnet.

Klimafreundlicheres Mobilitätskonzept

Für Hartmann ist die Steigerwaldbahn eines der Puzzleteile, um Lücken im vorhandenen Bahnnetz zu schließen. Den Schienenstrang zu demontieren sei allein deshalb widersinnig, weil eine Reaktivierung der Strecke günstiger käme, als ein Neubau der Trasse. Für den Grünen-Politiker ist klar, dass der Bahn im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Zukunft schon allein aus Gründen eines klimafreundlicheren Mobiltätskonzepts eine wichtigere Rolle zukommen muss, zulasten des bisher favorisierten Straßenverkehrs.

Auf die Kosten einer Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke angesprochen, sagte Hartmann, dass sich unter Kostengesichtspunkten keine Umgehungsstraßen rechneten – diese aber trotzdem gebaut würden.

Bahn und Bus sollen sich ergänzen

Im ländlichen Raum, gab Hartmann zu, werde das Auto für die meisten Familien das wichtigste Verkehrsmittel bleiben. Doch die Bahn und auch der Bus müssten attraktiver werden, schon allein deshalb, weil Autofahren sich zunehmend verteuere. Man müsse immer das Gesamtpaket betrachten: Wenn das Angebot passe, dann steige auch die Nachfrage. Bahn und Bus dürften nicht konkurrieren, sondern sich ergänzen, meinte Hartmann.

Wenn Bahn und Bus im aufeinander abgestimmten Takt fahren, dann sei es auch nicht vertretbar, bestehende Busstrecken im ÖPNV auszudünnen, falls die Steigerwaldbahn wieder fahren sollte, so Hartmann.

Für eine Verschlechterung des bestehenden ÖPNV sehe er im Schweinfurter Kreistag auch keine Mehrheit, ergänzte Landtagsabgeordneter Knoblach.

 
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  • H. M.
    fragt sich,

    was wohl Braunkehlchen, Haupen- und Feldlerche, Kornweihe, Feldhamster, Wespen, Hummeln und Bienen dazu sagen, wenn die Bahnlinie, auf der sie sich so richtig wohlfühlen, reaktiviert wird?
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  • P. v.
    Immer die Kirche im Dorf lassen wenn Eck kritikiesiert wird und der Grüne Spaten bewaffnete auf Polizisten aggresiv wurde und das verharmlosen.
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  • N. W.
    Da würde man ja Doppelgleisig fahren. Gut ausgebautes Straßennetz mit Busverbindungen und zusätzlich eine Bahnstrecke ??? Das die Grünen dadurch das größte zusammenhängende Biotopnetz in der Region zerstören würden das in den letzten Jahrzehnten entstanden ist verwundert mich schon sehr! Aber so sind sie halt die Grünen grinsen
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  • N. K.
    Aber bis Etwashausen wird's nichts.
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  • S. F.
    Das "Disneyland-Büsschen ist tot.
    Lang lebe unsere Steigerwald Bahn!!
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  • S. F.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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  • F. R.
    1. Wurde bei der Potenzialanalyse gemogelt? Wurde der SWer Hbf, mit über 10.000 fußläufig erreichbaren Arbeitsplätzen ausgeklammert, um ein Wunschergebnis zu bekommen? Das wäre unvorstellbar!

    2. "Wenn das Angebot passe, dann steige auch die Nachfrage."
    Genau das ist der Punkt: die typisch deutschen Gutachten untersuchen das Gestrige, ohne Blick auf das zukünftige Potenzial!

    Der mainfränkische Verkehrsverbund wird auf die Region Main-Rhön erweitert. Spielte das bei der BEG-Potenzialanalyse eine Rolle? Es wird der einwohnermäßig drittgrößte und flächenmäßig zweitgrößte Verkehrsverbund Bayerns! Die Steigerwaldbahn wäre dann zusammen mit der Erfurter Bahn Meinigen-SW Teil einer 100 km langen Nord-Süd-Achse! Ohne solche Schienen-Hauptachsen, auf denen dann ja Buslinien eingespart werden, kann ein solch großer Verbund niemals funktionieren!

    IM TAL DER AHNUNGSLOSEN
    Es gibt wohl nur ein Problem, dass viele hierzulande noch nie in einem Gebiet mit einem Verkehrsverbund wohnten.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Au weh, da dreht der Eck wieder durch ...
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  • G. M.
    Wir brauchen zukünftig die Bahn auch auf dem Dorf! Wer jetzt immer noch fordert das die Gleiskörper demontiert werden sollen hat scheinbar nichts verstanden.
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  • L. S.
    "Im ländlichen Raum, gab Hartmann zu, werde das Auto für die meisten Familien das wichtigste Verkehrsmittel bleiben." Ob das die anderen Grünen auch so sehen? Oder werden die urbanen woken naturfernen Elitebürger ihre Maßstäbe weiter auf das flache Land übertragen?
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  • M. D.
    @l.saubert
    Das Auto wird auf dem Land immer eine Bedeutung haben, es geht darum, dass Familien im ländlichen Raum vielleicht auf das Zweit- oder Drittauto verzichten können, wenn Bahnstrecken reaktiviert werden.

    Ihrer Meinung nach gibt es also nur in den Großstädten grüne Wähler???
    Und diese sind natürlich alle naturferne Elitebürger.
    Wenn Sie sich da mal nicht täuschen!?!?!

    Wie weltfremd kann man eigentlich sein?
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  • U. L.
    Wenn die Steigerwaldbahn reaktiviert wird, haben manche die Bahn nicht "auf dem Dorf" sondern "im Dorf". Das scheint den Befürwortern egal zu sein, denn scheinbar sind sie davon nicht selbst betroffen.
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  • M. K.
    Wenn man den ÖPNV nutzen möchte, ist es höchst sinnvoll, wenn dieser zentral und leicht erreichbar ist. Man ist nicht von einer Verfügbarkeit "betroffen", sondern erhält ein Angebot. Die BEG Analyse bemängelt es gerade indirket - durch ihre fragwürdigen Ansätze - wenn die Erreichbarkeit nicht zentral gegeben ist.
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  • E. R.
    Wenn das Bähnchen pfeifend durch den Ort fährt, freuen sich die Kinder und die Touristen. Anderswo sind solche Bahnen Attraktionen, wie in Lissabon oder San Francisco. Muss keine historische Bahn sein, kann doch auch ein moderner, abgespacter, futuristischer Triebwagen sein. Das hätten die glücklichen Steigerwaldorte Lissabon und San Francisco dann voraus!
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  • N. K.
    Genau das ist ja der Sinn eines Öpnv Anschlusses.
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  • X. X.
    Niemand braucht diese Eisenbahn.

    Der Zug 🚂 ist abgefahren.
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  • W. S.
    Schaun mer mal. Mit Mitstreitern wie dem dubiosen CSU-Verwandtenaffären-Eck sollte immer was drin sein...
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  • O. S.
    Zeitzeuge (??) und die anderen 13: habt ihr den Zug verpasst? Der nächste kommt gleich.
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  • M. K.
    Niemand braucht argumentlose Wiederholungen von Unwahrheiten
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  • A. A.
    Warum eigentlich nicht? Was spricht dagegen? Oder sind mache hier im Forum nur dagegen, weil der Vorschlag von den Grünen kommt?
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