Die Jugendgruppe der Ditib-Gemeinde in Schweinfurt hat im Internet ein Video verbreitet, das antisemitische Anschauungen verbreitet. Zu dieser Einschätzung kommt Rias Bayern, die Recherche- und Informationsstelle für Antisemitismus in Bayern. Inzwischen ist der Beitrag nicht mehr auf der Instagram-Seite der türkisch-islamischen Organisation zu sehen.
Ein Redner sagt in dem auf Instagram geteilten Videoausschnitt, Jerusalem habe "uns, den Muslimen" gehört und "wir haben die Welt regiert". Heute sei die Situation in der Hauptstadt Israels eine andere: "Die Welt ist unter jüdischer Herrschaft, die Welt wird von Juden regiert. Die Juden wissen es ganz genau: Solange sie die Kontrolle und Herrschaft über Jerusalem haben, werden sie auch die Herrschaft über die Welt haben", sagt der Redner. Er greift damit Rias zufolge den Mythos der jüdischen Weltverschwörung auf. Dieser wird häufig für antisemitische Propaganda verwendet. Unter dem Eindruck des Massakers in Israel sei das Posten des Videos "als Legitimierung von antisemitischem Terror" zu werten, sagt Felix Balandat von Rias Bayern.
Ditib äußert sich nicht zu dem Inhalt des Videos
Warum die Jugendgruppe das Video verbreitet hat, beantwortet die türkisch-islamische Organisation nicht. Der Vorsitzende der Ditib-Moschee in Schweinfurt, Mehmet Ciy, will auf Anfrage der Redaktion keine Stellungnahme zu den Inhalten des Videos beziehen und verweist auf den Ditib-Dachverband.
Der Verband appelliert in einer Pressemitteilung anlässlich der Geschehnisse im Nahen Osten "an alle Parteien, der Gewalt ein Ende zu setzen und auf keinen Fall noch weiter eskalieren zu lassen". Angesichts des Konflikts "dürfen jüdische und muslimische Gotteshäuser und Einrichtungen in Deutschland nicht zur Projektionsfläche dieser gewalttätigen Auseinandersetzung werden", heißt es darin. "Gewalt und Hass hat keinen Platz auf deutschem Boden."
Keine Anhaltspunkte für strafrechtliche Relevanz
Auch auf X (ehemals Twitter) wurde das Video von mehreren Nutzern hochgeladen. Die Kriminalpolizei hat die Veröffentlichung gesichtet und bewertet, teilt das Polizeipräsidium Unterfranken auf Anfrage mit. "Anhaltspunkte für eine strafrechtliche Relevanz liegen dem Sachstand nach nicht vor", sagt Polizeihauptkommissar Martin Kuhn.
Wenige Tage nach dem Ausbruch des Kriegs in Israel registriere die Polizei in Unterfranken bislang keine "einschlägigen Taten", die mit dem politischen Geschehen in Israel in direkter Verbindung stehen. In Oberfranken hat in der vergangenen Woche am Rande einer Mahnwache für Israel ein Mann in Bamberg eine israelische Flagge beschmutzt und in einen Mülleimer geworfen. Wie eine Sprecherin der Polizei mitteilte, habe der Mann die mit Rosen bedeckte und auf dem Boden liegende Flagge genommen und damit seine Schuhe geputzt. Anschließend soll er die Flagge in einen Mülleimer geworfen haben.