
Das Landratsamt stellt keine Ausnahme zu vielen Unternehmen dar: Etwa zwei Drittel der 614 Beschäftigten sind Frauen, die 60 Führungspositionen aber nehmen in zwei von drei Fällen Männer ein. "Das sieht auf den ersten Blick erschreckend aus", sagte Personalentwicklerin Selina Knoblach vor dem Kreisausschuss und dem Kreistag, denen sie das Gleichstellungskonzept der Behörde vorstellte. Aber: 2018 lag das Verhältnis in der Chefetage noch bei 75:25 zugunsten der Männer: "Wir sind auf einem guten Weg."
Die seit Jahren vorgehaltenen Inhouse-Seminare, um Frauen auf Führungsaufgaben vorzubereiten, zeigen Wirkung. Sie sollen ergänzt werden durch Schnupperworkshops, in denen Frauen Wunsch und Fähigkeit abklopfen können; ob sie Leitungsaufgaben übernehmen wollen. Dazu soll 2025 noch ein Entwicklungskonzept für Führungskräfte kommen. Denn das Ziel sei, die Chefpositionen gleichberechtigt zwischen Männern und Frauen aufzuteilen.
Frauen interessieren sich verstärkt für Fortbildung
Bei einer Befragung habe sich herausgestellt, dass die Fortbildungsangebote insbesondere zu Gesundheitsfragen von den Beschäftigten des Landratsamts nachgefragt würden. Deswegen sollen sie um Themen wie physische und psychische Gesundheit sowie Umgang mit der Doppelbelastung von Familie und Beruf ergänzt werden.
Dass der Frauenanteil in Führungspositionen gewachsen ist, führt Knoblach auch darauf zurück, dass sich Teilzeitmodelle und geteilte Führung positiv entwickelten. Derzeit gibt es fünf Frauen und zwei Männer, die Leitungsfunktionen in Teilzeit wahrnehmen; zudem gibt es ein Führungstandem. Auch diese Formen sollen gefördert werden.
Mittlerweile arbeiten 240 Beschäftigte des Landratsamts im Home-Office
Auffällig auch: Die Nachfrage nach Wohn- und Telearbeit ist beträchtlich gestiegen. Waren es 2016/17 noch 16 bewilligte Anträge, liege man jetzt bei 240. Zudem werde Home-Office nun auch unbefristet gewährt.
Fast alle Fraktionen im Kreistag begrüßten das Konzept und stellten dessen Notwendigkeit nicht infrage. Nur die drei AfD-Kreisräte lehnten es ab. Ihr Sprecher Bernd Schuhmann sagte, Landrat Florian Töpper (SPD) setze sich ohnehin für Gleichstellung ein. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten würden für die Konzepterstellung unnötig Ressourcen gebunden. Und in einigen Jahren würden so viele Bewerber "den sicheren Hafen" des öffentlichen Dienstes ansteuern, dass freie Stellen problemlos besetzt werden könnten.
Wie so oft beim Thema Gleichstellung: Die AfD erzeugt Widerspruch
Das erzeugte Widerspruch: Töpper hielt Schuhmanns Argumentation für nicht nachvollziehbar: "Das ist kein Gedöns, sondern wertvolle Arbeit." Bernd Schuhmanns Wunsch auf Verständnis für das Abstimmungsverhalten fruchtete bei Gabriele Jakob (CSU) nicht. Das Konzept fördere und gewinne wichtiges Führungspersonal, sagte Martina Braum (SPD). Gleichstellungsbeauftragte Ute Suckfüll wies darauf hin, dass das Vorhalten eines Gleichstellungskonzepts ein gesetzlicher Auftrag sei.