Wenn bei der Lesung von Jesus und seinen Kumpels die Rede ist, wenn um den Altar unter anderem eine kleine Fee, ein Pokemon und ein kleiner Ritter stehen – und wenn die Kirche rappelvoll ist, die Leute lachen, fröhlich sind, dann steht Pfarrer Roland Breitenbach mit Dieter Rückert und dem Team von St. Michael wieder am Altar und feiert Faschingsgottesdienst.
Zum traditionellen Gottesdienst am Sonntag vor Rosenmontag gehört Roland Breitenbachs kirchenkritische Predigt, in der er der Kirche die Meinung sagt und hart mit den Oberen ins Gericht geht. Gereimt, mit Humor, aber mit einem Blick für das, was in Breitenbachs Augen die Menschen an der Kirche zweifeln und verzweifeln lässt. Machtgier, Unterdrückung der Frau, Sexualfeindlichkeit, Zwangszölibat, verknöcherte Strukturen. Aber der 84-jährige Pfarrer steht auch für Hoffnung und Zuversicht, für Freude an der Gemeinschaft und am Miteinander, die Kirche ausmachen. So wie es an diesem Sonntag wieder ganz stark zu spüren ist.
Wer hierher kommt, tut das nicht nur wegen der Kirchenkritik. Sondern auch wegen der Fröhlichkeit, der ganz besonderen, herzlichen Atmosphäre, für die auch die Band Funtasy sorgt. Man fühlt sich verbunden. Man freut sich über die fröhlichen tanzenden Kinder, die netten Verkleidungen, mit denen sich nicht wenige für den Gottesdienst schick gemacht haben. Oder den Hund, der immer mit darf, wenn Herrchen und Frauchen zum Faschingsgottesdienst kommen. "An Fasching darf man auch mal was anderes wagen", gibt Dieter Rückert zu Beginn vor. "Alleine komme ich nicht voran": Mit diesem Lied gibt Funtasy der großen Runde ist St. Michael auch ein gutes Motto vor.
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Zusammen mit Dieter Rückert, der den Gottesdienst organisiert hat, sagt Breitenbach Dinge, die sicher nicht jedem gefallen. Fasching hin oder her. Breitenbach ist aber nicht altersmilde geworden, im Gegenteil. Sein kritischer Geist, sein Mut zum unbequem Sein sind so stark wie eh und je.
Mit Spargel vergleicht er die Kirchenführung. Das sorgt für Heiterkeit. "Bei uns in Franken heißt es beim Spargelessen: Das Beste sind seine Spitzen. Warum können da droben nicht lauter Spargelspitzen sitzen? Aber diese klerikalen Oberspitzen würden kaum jemandem schmecken, sie sind zäh und bitter und bleiben schnell im Halse stecken."
Schluss mit den Heimlichkeiten
Breitenbach hat nie ein Hehl daraus gemacht, was er vom Zölibat hält: nichts. Überhaupt nichts. Das ist auch wieder Thema in seiner Predigt. "Ohne Frauen sind wir nur halbe Portionen, um es deutlich zu sagen. Es wäre so leicht möglich, Papst Franziskus legt es der weltweiten Kirche vor. Dagegen schreien die alten, engstirnigen Betonköpf im Chor: Nicht mit uns! So geht es keinesfalls! Mit uns nicht! Die ehelose Priesterweihe bleibt nach wie vor die allerstrengste Pflicht!"
Gott hat die Menschen paarweise erschaffen, sagt Breitenbach. Seiner Meinung nach könnte das auch sein ehemaliger Arbeitgeber, die katholische Kirche, langsam mal einsehen. "Ohne Frau steht der Pfarrer immer noch einsam wie auf dem Schlauch, doch Kinder hatte trotz allem so mancher auch." Dieter Rückert setzt noch eins drauf: "Drum – Schluss mit diesen Heimlichkeiten! Lasst doch die Priester endlich frei, fröhlich entscheiden, ob sie eine verträgliche Frau haben wollten für ihr Bett. Doch in diese zölibatäre Freiheit führt kein Weg mehr – ich wett!"
Lachen steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Lachen ist ein menschliches Grundbedürfnis, heißt es bei den Fürbitten. Nur sollte man dieses nie auf Kosten anderer stillen. Die Gemeinde bittet um Gelassenheit, damit man auch mal über sich selbst lachen kann. Und dafür, dass die Kirchenleitungen mit einem Lächeln an das Wohl der ihnen Anvertrauten denken. "Macht keinen Verdruss", sagt Dieter Dieter Rückert zum Schluss. Er erinnert auch nochmal an ein wichtiges Gebot: "Lachen ist das erste Gebot."