Die kulturelle Vielfalt in Schweinfurt mit über 600 Veranstaltungen im Jahr ist extrem groß – vom Chorkonzert über Theater, Kunsthalle, Museum Georg Schäfer, Disharmonie bis Stattbahnhof und KulturPackt. Doch passt auch die Finanzierung, vor allem für die vielen Träger freier Kulturarbeit? Eine spannende Frage bei der von Main-Post-Kulturredakteur Mathias Wiedemann moderierten zweistündigen Podiumsdiskussion in der Disharmonie. Denn je nach Perspektive fällt die Antwort anders aus, gibt es unterschiedliche Lösungsansätze für die Zukunft.
25 000 Besucher in 230 Veranstaltungen
Am Beispiel der seit 33 Jahren bestehenden Disharmonie zeigt sich gut das finanzielle Dilemma der Träger freier Kulturarbeit, das alle betrifft, ob sie Stattbahnhof, Disharmonie oder KulturPackt heißen. Rund 25 000 Besucher im Jahr kommen zu 230 Veranstaltungen in der Kulturwerkstatt am Main, die Kabarett, Konzerte, Theater, Literatur und vieles mehr anbietet und sich als Förderer eines spartenübergreifenden Kulturprogramms gerade für junge Künstler sieht. Mit Geschäftsführer Jürgen Dahlke hat der eingetragene Verein seit 26 Jahren eine hauptamtliche Kraft.
500 000 Euro Umsatz macht die Disharmonie mit ihren Veranstaltungen durch Eintritte und Sponsoren, die finanzielle Unterstützung der Stadt beträgt netto 19 000 Euro, von den 46 000 Euro Gesamtzuschuss pro Jahr fließen 27 000 Euro an Miete für das Veranstaltungsgebäude zurück. Nicht nur Jürgen Dahlke empfindet die finanzielle Ausstattung des Vereins durch die Stadt als „ungerecht“. Wenn man die insgesamt 120 000 Euro Zuschuss durch die Stadt für alle freien Kulturträger in Schweinfurt zum Beispiel mit Haßfurt vergleiche, wo ähnliche Einrichtungen mit mehr als dem Doppelten gefördert würden, „dann schauen wir neidisch dorthin“, so Dahlke.
Kulturentwicklungsplan gefordert
Eines wurde schnell klar: In Sachen Kulturarbeit braucht es eine grundsätzliche Weichenstellung. Die Träger der freien Kulturarbeit wünschen sich Planungssicherheit, fordern eine projektunabhängige Sockelfinanzierung, die den laufenden Betrieb absichert und insoweit Kreativität für neue Projekte freisetzt, als dass man nicht mit Anträgen und Bürokratie überfrachtet ist. Kulturamtsleiter Christian Kreppel brachte seinen schon mehrfach geäußerten Vorschlag eines neuen Kulturentwicklungsplanes ins Spiel.
„Kultur ist unverzichtbar, da darf es auch keine Parteiinteressen geben. Wir brauchen einen Masterplan und jemanden, der einen Blick von außen auf die gesamte Schweinfurter Kulturlandschaft wirft und dann Vorschläge macht, wie man die finanzielle Situation verbessern kann und sich vernetzt“, so Kreppel.
Alternative Mittel möglich
CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk, neben Dahlke, Kreppel, SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann und SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal Teilnehmer der Podiums-Diskussion, sieht die Kulturarbeit in Schweinfurt insgesamt gut aufgestellt. „Es hat sich in den vergangenen Jahren viel zum Positiven verändert“, so Funk, der zugestand, dass man sicher prüfen müsse, inwieweit man die finanzielle Ausstattung der freien Träger erhöhen könnte. Er verwies aber auch darauf, dass nicht alles von der Stadt selbst geleistet werden müsse – Sponsorensuche für einzelne Veranstaltungen oder Anträge auf Unterstützung beim Kulturfonds Bayern, der Kulturstiftung des Bezirks, der Kulturstiftung der Stadt Schweinfurt, der Sparkassen-Stiftung oder auch bei städtischen Firmen wie SWG oder Stadtwerken seien ebenfalls Wege. Außerdem habe die Stadt eine mit 25 000 Euro jährlich ausgestattete projektbezogene Förderung ins Leben gerufen. Leider gäbe es oft keine Anträge, obwohl Mittel bereit stünden, so Funk.
Ralf Hofmann warb leidenschaftlich für eine stärkere städtische Bezuschussung der freien Kulturträger. Niemand zweifele am Theater, der Kunsthalle, dem Museum Georg Schäfer oder dem Museum Otto Schäfer als Institutionen und kulturelle Leuchttürme, doch auch Disharmonie oder Stattbahnhof bräuchten diesen Status. Georg Rosenthal, SPD-MdL und ehemaliger Würzburger Oberbürgermeister, betonte die Bedeutung von Kulturarbeit für die Gesellschaft. Den Bürgern Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen, sei eine der wichtigsten Aufgaben einer Kommune.