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Bischwind
Kulisse für Hochzeiten und Lieblingsort des Pfarrers: Bischwinder Kapelle steht seit 150 Jahren
Die kleine Kirche auf der Anhöhe zwischen Dingolshausen und Bischwind ist ein Ort der Ruhe und Besinnung. Der örtliche Pfarrer erzählt von seiner engen Bindung zu dem Kirchlein.
Blick in den Innenraum der Bischwinder Kapelle von der Empore aus.
Foto: Gerald Effertz | Blick in den Innenraum der Bischwinder Kapelle von der Empore aus.
Gerald Effertz
 |  aktualisiert: 03.06.2024 03:32 Uhr

Die Vögnitzerin Anna Hußlein liebt "ihre" Bischwinder Kapelle "Maria Helferin der Christen". Die Bedeutung für die langjährige Organistin ist eindeutig: "Da bin ich daheim." Ein Liebesbeweis für die kleine Kirche, welche sich auf einer Anhöhe zwischen Dingolshausen und Bischwind erhebt. Es ist ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen kann, Kraft tanken darf und auch einmal innehalten kann, oder einen der vielen Gottesdienste besuchen kann.

Vor 150 Jahren wurde der Grundstein zur heutigen Kirche gelegt. Das Gotteshaus, im Volksmund Bischwinder Kappl genannt, hat eine wechselhafte Geschichte erlebt. Eine Chronik auf der Internetseite der Pfarreiengemeinschaft "Kirche am Zabelstein" gibt einen Rückblick auf die Entstehung der Kapelle "Maria Helferin der Christen".

Weithin sichtbar ist die kleine Wallfahrtskirche bei Bischwind.
Foto: Gerald Effertz | Weithin sichtbar ist die kleine Wallfahrtskirche bei Bischwind.

Die Gründungslegende erzählt vom Soldaten Johann Georg Mitnacht, der im Heer Prinz Eugens 1696 gegen die Türken zog und dort in Gefangenschaft geriet. "Schreckliche Folterungen und den grausamen Tod in siedend-heißem Öl vor Augen" – so heißt es in dieser Chronik – flehte er die Muttergottes um Hilfe an und gelobte, eine Kapelle zu erbauen, wenn er den Boden seiner Heimat noch einmal betreten dürfe. In der darauf folgenden Nacht war es ihm, als würde er durch die Lüfte getragen, und als er am Morgen erwachte, fand er sich in seiner fränkischen Heimat bei Bischwind wieder. Mitnacht erfüllte sein Gelübde und erbaute zum Zeichen seines tief empfundenen Dankes die Kapelle "Maria Hilf".

Diese erste Kapelle, die etwa zwei mal zwei Meter groß war, wurde 1708 von Johann Georg Mitnacht errichtet. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts hin war diese jedoch so baufällig geworden, dass man sie 1847 abriss und 1850 neu aufbaute. Doch schon bald erwies sich auch der Neubau als marode und zudem zu klein, sodass man einen größeren Bau in Angriff nahm. Eine zentrale Rolle nahm hier der tatkräftige Arzt und Pfarrer Josef Eckert ein, der am 14. Mai 1874 den Grundstein zu einem Neubau im neugotischen Stil legen ließ und großzügig eigene Gelder zuschoss. Am 12. September 1875 wurde die neue Kapelle geweiht.

Die neugotische Kapelle begeistert durch ihre Ausmalungen

"Die Kappel gefällt mir so gut, weil sie fast unverändert im originalen neugotischen Stil erhalten geblieben ist, mit den ganzen herrlichen Ausmalungen an den Wänden und Decken und insbesondere im Chorbogen, wo die Rosenkranzgesätze so wunderschön dargestellt sind", schwärmt Günter Höfler, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft "Kirche am Zabelstein". Man spürt förmlich seine Begeisterung für dieses kleine Gotteshaus, das reich mit Bildern, Gemälden und Statuen ausgestattet ist.

In dieser Ecke der 'Kappel' wird Maria besonders verehrt. 
Foto: Gerald Effertz | In dieser Ecke der "Kappel" wird Maria besonders verehrt. 

"Die Kirche ist ein weithin sichtbares Glaubenszeugnis und ein besonderer Ort, an dem immer wieder Menschen Ruhe und Besinnung finden und Kraft schöpfen für ihren Alltag", sagt Höfler. Manche Menschen führe der Weg gezielt dorthin, andere eher zufällig, da die Kirche an einem beliebten Rad- und Wanderweg liegt. "Die Altäre und Bilder in der Kappel lassen den Betrachter spüren, willkommen und angenommen zu sein", ist sich Höfler sicher.

In der Kapelle finden auch viele Trauungen statt. "Der Reiz liegt hier neben der Innenausstattung ganz klar in der Lage der Kapelle auf freier Flur, in einer schönen Wiese mit den schattenspendenden Bäumen", stellt Höfler begeistert fest. Das vermittle nicht nur Naturnähe, sondern biete auch ausreichend Platz für Begegnungen im Anschluss an einer Trauung.

Pfarrer Otto Storg ließ die Kapelle renovieren

Für Pfarrer Otto Storg hatte die Bischwinder Kappel eine hohe Bedeutung.
Foto: Gerald Effertz | Für Pfarrer Otto Storg hatte die Bischwinder Kappel eine hohe Bedeutung.

Ein großer Förderer der Kapelle war der ehemalige Pfarrer Otto Storg. In seiner Amtszeit wurde sie außen und innen renoviert. Es gab und gibt aber noch weitere Menschen, die sich ganz mit "ihrer" Bischwinder "Kappel" verbunden fühlen. Werner Zinner als Mesner ist ein Beispiel. Oder Anna Hußlein aus Vögnitz, die jahrzehntelang die Orgel gespielt hat. Mit großer Leidenschaft habe sie viele, vor allem auch liebgewordene alte Lieder und Andachtstexte herausgesucht und diese bei den Marien- oder Fatima-Andachten sowie in vielen Gottesdiensten vorgetragen, weiß Pfarrer Höfler. Die Kirche sei ihre zweite Heimat, für die sie sich immer sehr eingesetzt habe.

Anna Hußlein ist wirklich innig mit dem Gotteshaus verbunden. Sie spielte von 1969 bis 2016 die Orgel. Dort hat sie neben Gottesdiensten auch Marien- und Fatima-Andachten nach dem Gotteslob begleitet. Wenn sie in der kleinen Kirche in die Tasten griff, durfte meistens – passend zu Maria der Gottesmutter – "Segne du Maria" nicht fehlen. Und sie spielte immer wieder gerne die alten Mutter-Gotteslieder. "Weil's die Leute gewollt haben", meint Hußlein schmunzelnd.

 
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