"Zurzeit stehen keine betriebsbedingten Kündigungen und Entgeltkürzungen im Raum. Beide Seiten sind zuversichtlich, dass die nötige Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Mitteln gesichert werden kann." So charakterisiert auf Anfrage dieser Redaktion SKF-Sprecherin Klara Weigand das wesentliche Ergebnis der beiden routinemäßigen SKF-Betriebsversammlungen am Montag in der großen Kantine in Werk II. Betriebsleitung und Betriebsrat sehen sich demnach "auf einem guten Weg", dieses Ziel zu erreichen.
Den Standort ohne Kündigungen zukunftsfähig machen
"Endlich hat man sich auf eine neue Basis verständigt, gemeinsam die Dinge ohne betriebsbedingte Kündigungen zu verbessern", sagt auf Anfrage der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Schweinfurt, Peter Kippes, der bei der Versammlung vor Ort war. Und: "Es war eine ruhige, sachliche Atmosphäre, in der den Beschäftigten vermittelt wurde, wir haben die Sache im Griff."
Tenor der Versammlung laut Kippes: Um den SKF-Standort Schweinfurt zukunftsfähig und attraktiver zu machen, seien entsprechende Überlegungen nötig, "aber ohne den Beschäftigten ans Geld zu gehen oder Kündigungen in den Raum zu stellen". Die Aufregung, die unter der Belegschaft im Sommer dieses Jahres ausgelöst wurde, hätte man sich sparen können. Über 2500 Mitarbeiter haben nach seiner Schätzung die beiden Betriebsversammlungen besucht, so der IG-Metall-Chef.
"Kündigungen würden kein einziges Problem lösen"
Eines will Kippes noch ganz grundsätzlich loswerden: "Gäbe es bei der Schweinfurter SKF keinen guten Betriebsrat und keine Interessenvertretung durch die IG Metall, wäre Anfang des Jahres ein Programm auf den Weg gebracht worden, das über 1000 Arbeitsplätze gekostet hätte - und kein einziges der Probleme, die jetzt angegangen werden, wäre gelöst worden."
Dass bei der SKF GmbH Kosten reduziert werden und die Erträge steigen sollen, dazu gibt es auch Einvernehmen mit dem Betriebsrat. Der steht zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Alles komme auf den Prüfstand, was Kosten und Effizienz betrifft, hatte der Betriebsratsvorsitzende Norbert Völkl schon im Sommer gesagt.
Ende Juni dieses Jahres war es zu einer äußerst turbulenten Betriebsversammlung gekommen, die mit Unterbrechungen viereinhalb Stunden gedauert hatte. Der Tenor damals: Die Prozesse müssten verbessert werden, statt massenhaft Kündigungen in den Raum zu stellen und Lohnbestandteile kappen zu wollen. Für nicht wenige hätte dies ein Drittel weniger Einkommen bedeutet, sagt damals IG-Metall-Chef Peter Kippes. Dass Kündigungen und Lohnkürzungen für ein Jahr ausgesetzt werden sollten, war für DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching "ein großer Erfolg des Betriebsrats".
Die Aufregung vom Sommer hat sich erst mal gelegt
Auch Betriebsseelsorger Peter Hartlaub war nach der Juni-Betriebsversammlung erleichtert, „dass man sich Zeit verschafft hat, sich die Dinge in Ruhe anzuschauen“. Die Konjunktur sei gut, die Leute würden gebraucht. Die Angst vor Arbeitsplatzverlust führe nur zu großer Unsicherheit und könne bedeuten, dass sich Beschäftigte von SKF verabschieden.
Die Aufregung im Sommer scheint sich jetzt im Spätherbst ziemlich gelegt zu haben, zumal das Unternehmen selbst in der aktuellen Betriebsversammlung zunächst Entwarnung bezüglich betriebsbedingter Kündigungen und Entgeltkürzungen signalisiert hat. Die Wirtschaftlichkeit mit welchen Mittel auch immer spürbar zu verbessern, wie es von der Zentrale in Göteborg gefordert wird, bleibt als SKF-Aufgabe jedoch bestehen.