Die SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft Schweinfurt) macht mobil. Zum Beispiel ihre eigenen Mitglieder, von denen es mittlerweile 62 gibt. Gut zwei Dutzend von ihnen trafen sich unlängst zu Dreharbeiten. Der Plan, einen eigenen Image-Film zu drehen, wurde in die Tat umgesetzt.
Die Kurz-Doku über die Arbeit der SoLaWi sollte eigentlich so um die drei Minuten lang werden, herausgekommen sind mehr als sieben, so SoLaWi-Vorsitzender Erich Morgenstern. Geschnitten wird trotzdem nicht, denn alles, was im Filmchen zu sehen und zu erfahren ist, sei gleichermaßen wichtig, ergibt nur zusammen ein aussagekräftiges Bild des Systems und der Angebote der solidarischen Landwirtschaft.
Profi-Fotograf hat Film und Dreharbeiten gesponsort
Der Film, der unter Regie und Federführung des Schwebheimer Fotografenmeisters und externen Unterstützers der Gemeinschaft, Peter Leutsch, entstanden ist, fängt sehr gut das Anliegen der SoLaWi ein, gemeinsam gesunde Lebensmittel anzubauen, zu nutzen und gleichzeitig wieder ein Gefühl für selbst gezogene regionale Produkte zu bekommen. Mit SoLaWi-Shirts, Schubkarre, Hacke, Sämaschine und Gießkanne ziehen die Freunde des Bio-Gemüses ins Feld. Dazwischen Statements und Aussagen von Mitgliedern, die sich zum Beispiel nicht nur über die Idee, die dahinter steckt äußern, sondern auch über die Gemeinschaft, die dabei entsteht. Außerdem, da sind sich alle einig, die mitgemacht haben, war es ganz einfach ein fröhlicher Nachmittag mit vielen neuen Erfahrungen – nicht nur als Hobby-Schauspieler.
Für die Dreharbeiten nutzte man ein Feld unweit des Schwebheimer Riedholzes. Auf dem von der SoLaWi gepachteten Feld auf Bergrheinfelder Flur (5000 Quadratmeter) gedeiht derzeit eine Zwischenfrucht, die den Boden fit machen soll für das kommende Frühjahr, wenn zum ersten Mal angebaut wird.
Stadtführung oder Brotbackkurs fürs Spenden
Der tiefere Sinn des Filmes, so Morgenstern und die zweite Vorsitzende Angelika Schemm, ist aber nicht in erster Linie die Mitgliederwerbung, sondern die damit verbundene Möglichkeit mittels Crowdfunding – also einer Gruppenfinanzierung – so manchen Euro für die Idee der Solidarischen Landwirtschaft zu generieren. Auf dem Crowdfunding Portal unter www.startnext.com umgebung wird der Film am 2. Dezember eingestellt. User können ihre Sympathie mit der Idee mittels Spenden kundtun und tolle Preise gewinnen. „Preise, die man eigentlich gar nicht mit Geld bezahlen kann“, denn sie sind sehr individuell. Zum Beispiel ein privates Orgelkonzert mit Erich Morgenstern, der nicht nur an Hacke und Spaten fit ist, sondern auch an den Tasten der Orgel. Die Teilnahme an Stadtführung, Brotbackkurs, Kräuterführung oder einen „Lieblingsplatz am SoLaWi–Acker“ kann man sich sozusagen „erspenden“.
Positive Bodenprobe, der Humus ist gut
2000 Euro sind ein erstes Ziel, das man mittels – bei den Gemüsefreunden sinnigerweise „Krautfunding“ genannt – erlösen will. Folientunnel, ein Container und zahlreiche andere nützliche Dinge werden noch gebraucht, damit man im kommenden Frühjahr in die Anbaupraxis starten kann. „Der Boden wurde bereits untersucht, die Humusschicht ist gut“, so Til Brather, einer der beiden angestellten SoLaWi-Gärtner. Also alles im grünen Bereich für eine grüne Ernte.
Naturschutz mit der Idee der Selbstversorgung zu verbinden, ist das Konzept der solidarischen Landwirtschaft. Die Mitglieder tragen die Kosten und teilen sich die Ernte, werden deshalb Ernteteiler genannt. Für 80 Euro im Monat gibt es einen großen Ernteanteil, für 40 einen kleinen. Abholen können die Mitglieder ihr Gemüse in einem Depot, das mit der ersten Ernte 2019 eingerichtet sein wird.
Schon vor der ersten Ernte hat sich viel getan. Freundschaften sind entstanden, Familien mit Kindern schätzen die Gemeinschaft und die Möglichkeit, dass ihre Kinder demnächst direkt kennenlernen, wie etwas angebaut wird, „selbst Erde in die Hand“ nehmen können.
Samenfeste Sorten, die man selber vermehren kann
Schon jetzt wird samenfestes Bio-Saatgut gesammelt. Samenfest ist eine Pflanze dann, wenn aus ihrem Saatgut Pflanzen wachsen, die die gleichen Eigenschaften und auch die gleiche Gestalt haben wie die Elternpflanzen. Das ist bei Hybriden nicht immer der Fall. Samenfest bedeutet, dass die Sorte wie früher natürlich vermehrt werden kann.
Man will also weg von der Abhängigkeit von den Saatgut-Großkonzernen und sich die Hoheit über den Gemüseanbau ein Stück zurückholen. Der Film ist ein weiterer Schritt, diese Idee an die Öffentlichkeit zu bringen.