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SENNFELD
Gemeinschaft für Gemüseanbau
Im Garten des Vorsitzenden Erich Morgenstern (rechts) bei Sennfeld, kann die Vorstandschaft des frisch gegründeten Vereins  „SoLaWi Schweinfurt” (Solidarische Landwirtschaft Schweinfurt und Umgebung) schon einmal Üben. Im Bild von links Markus Löffler-Willner (Schatzmeister), Angelika Schemm (Zweite Vorsitzende), Til Brather (Kassenprüfer) und Jurij Peterson (Schriftführer). Brather und Peterson werden vom Verein als Gärtner in Teilzeit angestellt und sich federführend um die Anbaufläche kümmern.
Foto: Helmut Glauch | Im Garten des Vorsitzenden Erich Morgenstern (rechts) bei Sennfeld, kann die Vorstandschaft des frisch gegründeten Vereins „SoLaWi Schweinfurt” (Solidarische Landwirtschaft Schweinfurt und Umgebung) ...
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:11 Uhr

Lebensmittelskandale beinahe in Serie, industrielle Nahrungsmittelproduktion, keiner weiß mehr so richtig, was so alles auf seinem Teller landet. Überlegungen wie diese und die Erkenntnis, dass es bei vielen Menschen eine Sehnsucht gibt zu dem was sie essen, wieder besser Bezug zu haben, standen Pate bei der Gründung des Vereins „SoLaWi Schweinfurt und Umgebung“. SoLaWi, das steht für solidarische Landwirtschaft und für die Idee Gemüse vom eigenen Feld zur Verfügung zu haben, ohne selbst dafür täglich im Garten stehen zu müssen.

Naturschutz und Selbstversorgung

Wie soll das gehen? Erich Morgenstern, Vorsitzender des am 20. Juni mit 15 Gründungsmitliedern (inzwischen sind es 20) aus der Taufe gehobenen Vereins erläutert das Konzept. „Wir wollen Naturschutz mit Selbstversorgung verbinden. Für den eigenen Gemüseanbau wird eine Fläche in der Nähe von Schweinfurt gepachtet. Zwei Gärtner werden in Teilzeit angestellt, auch die Vereinsmitglieder sind zur Mitarbeit auf dem Feld eingeladen und von den Erzeugnissen nimmt jeder was er braucht“. Klingt schlüssig, aber wie rechnet sich das?

„Die Vereinsmitglieder finanzieren sämtliche Kosten und teilen sich die Ernte, nennen sich deshalb Ernteteiler“. Für 80 Euro im Monat gibt es einen großen Ernteanteil, für 40 einen kleinen. Wer einen großen Anteil zeichnet, da sind sich die Organisatoren sicher, braucht nirgendwo anders mehr Kohl, Möhren & Co zu kaufen, der wird mehr als reichlich mit Gemüse aller Art – regional, saisonal und gesund – versorgt. Abholen können die Mitglieder ihr Gemüse in einem Depot, dass mit der ersten Ernte 2019 eingerichtet sein wird.

Auftakt mit 5000 Quadratmetern

Im Moment ist die Fläche von 5000 Quadratmetern, für die demnächst ein Pachtvertrag unterzeichnet wird, noch mit Raps bebaut. Baumwart Jurij Peterson und Til Brather, der Gartenbau studiert hat, werden sich als in Teilzeit vom Verein angestellte Gärtner um Wachsen und Gedeihen kümmern. „Zunächst einmal werden wir, sobald der Raps abgeerntet ist, den Boden untersuchen um zu schauen, was er braucht um für seine neue Aufgabe vorbereitet zu sein“, so Landwirt Markus Löffler-Willner, der als Schatzmeister in der Vorstandschaft des neuen Vereins aktiv ist.

Geteilt wird nicht nur die Ernte, auch beim Thema „Was wird denn eigentlich angebaut?“ will man unter den Mitgliedern Ideen sammeln und aufgreifen. „Zusammen legen wir fest, was angebaut wird und wie“. Zunächst und auf dem ersten halben Hektar, will man sich auf Gemüse beschränken. Die Erweiterung auf Beerenobst ist durchaus denkbar. Man wird sehen wie sich alles entwickelt, denn die Idee ist von der Zahl der Ernteteiler und der bewirtschafteten Fläche ausbaufähig.

Eigene Erfahrungen mit dem Anbau machen

Selbst angebautes Gemüse im Kollektiv zu erzeugen ist die eine Seite, die andere ist die Gemeinschaft, das Angebot traditionellen Gemüseanbau selbst zu erleben und im wahrsten Sinn des Wortes mit eigenen Händen zu spüren. „Bei uns wird alles in Handarbeit gemacht, so gewinnen wir Anbaufläche weil wir keine Wege, zum Beispiel für Traktoren brauchen“, so Jurij Peterson, der sich vor Ort um das Wohl der Pflanzen kümmern wird. Und natürlich sind die Mitglieder jederzeit am Feld willkommen, wenn sie sich zum Beispiel an der Kartoffelernte beteiligen wollen. Auch für Kinder eine wichtige Erfahrung, denn die denken ja leider heute allzu oft, dass das Gemüse im Supermarkt im Gitterkorb wächst.

Ergebnis und Erlebnis

Zum Ergebnis kommt das Erlebnis und dabei hat es jedes Mitglied selbst in der Hand, wieviel Erlebnis er oder sie haben möchte. Vorläufiges Ziel der Vereinsführung sind 50 Ernteteiler und man ist zuversichtlich recht schnell auf diese Zahl zu kommen. Die Idee gemeinsam gesunde Lebensmittel zu erzeugen und so ein Zeichen zu setzen gegen Lebensmittel-Massenproduktion in immer größer werdenden landwirtschaftlichen Betrieben ist nicht neu, mutet jedoch so an in Zeiten in denen der Verbraucher erst Kontakt zu seinen Lebensmitteln aufnimmt, wenn sie in seinem Kochtopf landen. Alleine im deutschsprachigen Raum gibt es mittlerweile 200 SoLaWi-Betreibe unterschiedlichster Ausprägung. Noch besser erklärt vielleicht der englische Ausdruck die Philosophie dahinter, so Jurij Peterson. CSA steht dort für „Community Supported Agriculture“, also „gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft“. Beim Aufbau eines CSA-Projektes gehen Erzeuger und Verbraucher ein Bündnis ein. Die Community besteht aus einer Gruppe von Verbrauchern, die besondere Ansprüche an die Erzeugung ihrer Lebensmittel stellen und aus einem Landwirt, der diese Ansprüche auf seinem Betrieb verwirklicht, so die offizielle Beschreibung solcher CSA-Projekte.

Genau so soll es laufen bei „SoLaWi“ in Schweinfurt. Mitglied werden kann jeder, der im wahrsten Sinn des Wortes ein Stück „zurück zu den Wurzeln“ des traditionellen Gemüseanbaus werden möchte und der auch an einer vielleicht mal etwas krummeren Möhre nichts anstößiges findet.

Kontakt: solawi-schweinfurt@gmx.de

 
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