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Schweinfurt
Krankenhausseelsorge: Einfach mal nur zuhören
Nicht nur Ärzte haben Bereitschaft: Auch die Klinikseelsorger kommen nachts in die Klinik, wenn  Patienten oder Angehörige sie brauchen.
Das Team der Krankenhausseelsorge im Leopoldina: Im Bild (von links)  Christa Weinzierl (Grüne Damen), Pastoralreferentin Graziella Augelli-Pöppel, Pfarrerin Susanne Rosa und Pfarrer Franz Feineis. Auf dem Bild fehlt Diakon Karl Pöppel.
Foto: Anand Anders | Das Team der Krankenhausseelsorge im Leopoldina: Im Bild (von links) Christa Weinzierl (Grüne Damen), Pastoralreferentin Graziella Augelli-Pöppel, Pfarrerin Susanne Rosa und Pfarrer Franz Feineis.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:22 Uhr

24 Stunden Leopoldina: unter diesem Titel haben wir seit Sommer das Krankenhaus und die Menschen, die dort arbeiten vorgestellt. Es ging um Technik, Operationen, Medikamente, Hygiene, Geburten, Unterstützungsangebote. Im Krankenhaus gibt es aber auch Angebote für die Seele: Die Krankenhausseelsorge. 

Pastoralreferentin Graziella Augelli-Pöppel, Pfarrerin Susanne Rosa und Pfarrer Franz Feineis sprechen zusammen mit Christa Weinzierl von den Grünen Damen, der ökumenischen Krankenhaushilfe, über ihre Arbeit, über Begegnungen und über das Wichtigste, das man jemandem geben kann: Zeit. Zum Team gehört auch Diakon Karl Pöppel, er konnte am Gespräch nicht teilnehmen. 

Nachts raus, in die Klinik gerufen werden. Das ist nicht nur Alltag für die Ärztinnen und Ärzte. Das ist auch Alltag für die Klinikseelsorger. "Mein Handy liegt immer auf dem Nachttisch", sagt Pfarrerin Susanne Rosa. Werden die Klinikseelsorger von einer Station gerufen,  geht es um existenzielle Situationen – für Patienten und auch oft für ihre Angehörigen. Wie kann ich den Angehörigen helfen, mit der Situation umzugehen? Was braucht der Patient? Welche Worte helfen ihm, geben ihm Trost und Hoffnung? "Die Menschen brauchen jemanden, der stabilisieren kann, der verlässlich an der Seite bleibt", sagt Pastoralreferentin Graziella Augelli-Pöppel. Und zwar nicht nur, wenn der Tod bevorsteht. Sondern auch, wenn sie auf eine  Diagnose, ein Untersuchungsergebnis warten oder vor einer Operation stehen.   

Zeit haben ist das Wichtigste

Zeit haben, zuhören: das ist für Graziella Augelli-Pöppel, Susanne Rosa, Franz Feineis und Christa Wenizierl das Wichtigste überhaupt. Sie erleben immer wieder, dass es den Leuten gut tut, wenn sie reden können, wenn sie erzählen können, was sie belastet. Wenn sie sich öffnen können. Ohne dass ihr Gegenüber bewertet. "Mehr als die Hälfte einer Begegnung ist Zuhören", sagt Franz Feineis.

Augelli-Pöppel hat eine schöne Beschreibung für das Team: "Wir sind Zeithaberinnen und Zeithaber." "Die Leute öffnen sich", beobachtet Christa Weinzierl.  Sie sieht aber auch, was ebenfalls wichtig ist: "Die Patienten müssen die Anteilnahme spüren." Deswegen gibt sie neuen Mitgliedern im Team Grüne Damen einen Tipp: "Sie müssen sich keine großen Worte ausdenken." Einfach da sein und zuhören. Alles andere ergibt sich.

Susanne Rosa sieht das ähnlich: "Man muss das aus einer inneren Überzeugung heraus machen." Dann komme man in ein Gespräch. Rosa findet es schön, dass es auch viele fröhliche Momente in den Gesprächen gibt, man auch gemeinsam lacht, heiter ist. Und wenn Sie mit einem "Ich habe schon auf sie gewartet" begrüßt wird, freut sie das sehr. 

Coronabedingt war Christa Weinzierl schon seit März nicht mehr mit ihrem Team im Krankenhaus unterwegs. Die ehrenamtliche Arbeit fehlt ihr. Auch sie erlebt, dass das Engagement für Patienten und Angehörige auch einem selbst viel gibt. Wenn es auch nicht immer einfach ist, abzuschalten, wenn man heimgeht. Eine Kollegin gönnt sich nach dem Dienst eine Tüte Gummibärchen, erzählt sie. Eine andere Grüne Dame geht nicht gleich heim, macht bewusst einen Umweg als Spaziergang.  Für Susanne Rosa ist das Mittagessen mit ihrem Mann Jochen Keßler-Rosa immer eine Kraftquelle. Reden, dann zehn Minuten Power-Nap: So tankt sie auf. 

Graziella Augelli-Pöppel führen ihre Begegnungen in der Klinikseelsorge immer wieder vor Augen, wie schön das Leben ist, sagt sie.  "Jeder Patient ist eine Lehrerin oder ein Lehrer fürs Leben." Franz Feineis schätzt die Gottesdienste als spirituelle Erlebnisse, damit Leid und Trauer nicht auf seiner Seele haften, wie er es formuliert.  

Breites Angebot für Patienten und Angehörige

Das Team bietet aber mehr an als Gespräche: Es gibt Trauerbegleitung, Gesprächskreise für verwaiste Eltern und Angehörige. Es gibt wöchentliche Sprechstunden für Patienten und Angehörige, Nachsorge-Angebote, Gottesdienste. Das Team macht auch Fortbildung von Ehrenamtlichen und Mitarbeitern. Alle Angebote gibt es zur Zeit wegen Corona nicht. Zum Beispiel die Neugeborenen-Segnung. Susanne Rosa vermisst das ganz besonders: "Es ist so schön, in die strahlenden Gesichter zu schauen." 

 
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