“Pink Ladies“ werden sie in Amerika genannt, hier in Deutschland tragen sie grüne Kittel und sind die guten Feen am Krankenhausbett - Es ist die Rede von den Grünen Damen. In den 1960er Jahren brachte Brigitte Schröder, Frau des damaligen Bundesinnenministers Gerhard Schröder, das Konzept von einer USA-Reise mit nach Deutschland: Sich um kranke Menschen kümmern, ihnen Zeit schenken.
Seit 1989 gibt es die Grünen Damen auch im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt - inzwischen sind sogar zwei Grüne Herren unter ihnen. Ehrenamtlich besuchen sie die Kranken an ihren Betten, hören ihnen zu, erledigen kleine Besorgungen für die Patienten oder verleihen Bücher mit einem großen Wagen.
Letzteres haben Ursula Pfister und ihre Kollegin Ursula Griesbach getan. 27 und 28 Jahre haben sie jeweils das Ehrenamt am Bücherwagen ausgeübt. Griesbach ist sozusagen Gründungsmitglied. Seit der ersten Stunde kümmert sie sich um die Krankenhaus-Bücherei. Zuvor hatte sie bei der Inneren Mission gearbeitet, die heute dem Diakonischen Werk entspricht. Haus- und Familienpflege waren dort ihre Fachgebiete.
Bereits ein Jahr später, 1990, stieß Ursula Pfister zu den Grünen Damen. Von einem Bekannten wurde sie damals auf das Ehrenamt aufmerksam gemacht. Heute, nach 27 Jahren, blickt sie auf eine schöne Zeit zurück: „Jeden Mittwochvormittag haben wir gemeinsam die Bücher in den Regalen ausgetauscht und die Patienten beraten“. Sie selbst liest leidenschaftlich gerne und hat häufig den Bestand mit selbstgekauften Büchern aufgestockt. Der Rest besteht aus Spenden, die immer wieder im Krankenhaus abgegeben oder von Patienten hinterlassen werden.
Einfach mal zuhören
Doch der Bücherdienst besteht nicht alleine aus der Aufgabe den Wagen von Zimmer zu Zimmer zu schieben und eines der rund 50 Bücher darauf zu verleihen. „Die meisten freuen sich, wenn sie einfach ein bisschen reden können“, erzählt Ursula Griesbach. Das weiß auch Christa Weinzierl, Leiterin der ökumenischen Krankenhaushilfe (ÖKH) und somit Betreuerin der Grünen Damen und Herren. „Unser oberstes Gebot ist Verschwiegenheit“, erklärt sie, denn vielen der Patienten täte es gut, mit Menschen zu sprechen, die nicht zu ihren Angehörigen zählen.
„Früher haben wir manche Krankenhausbesucher dreimal oder öfter gesehen“, erzählt Griesbach. Das sei heute leider anders, da viele Patienten das Krankenhaus bereits nach drei oder fünf Tagen verlassen. So blieben nur wenige Menschen, zu denen man eine richtige Verbindung aufbauen könne.
Aber nicht nur die Medizin hat sich verändert, auch in der Bücherwelt hat sich in den knapp 30 Jahren einiges getan. Ganz zu Beginn ihrer Zeit bei den Grünen Damen sei das Drama „Nicht ohne meine Tochter“ eine beliebte Wahl gewesen, erinnern sich die beiden ehrenamtlichen Helferinnen. „Vor zehn Jahren wurden dann die Heimatromane gern gelesen“, erzählt Ursula Pfister. Auch andere literarische Formen erfreuten sich stets großer Beliebtheit, darunter vor allem Krimis und Geo-Hefte.
Nach insgesamt 55 Jahren Ehrenamt haben die beiden Grünen Damen ihren Dienst nun zum 31. Mai beendet. „Wir haben uns immer gut verstanden“, erinnert sich Griesbach an die schöne Zeit mit ihrer Kollegin. Deshalb haben sie sich auch für den gemeinsamen Abschied entschieden. Hören sie die hohe Anzahl ihrer Jahre im Ehrenamt, sind sie sich einig: „Die Jahre sind unheimlich schnell vergangen“.