
Das kleine Vereinsheim von Wetzhausen war voll besetzt als Herbert Unger von der Bürgerinitiative Wetzhausen und Oberlauringen zum Informationsabend über die Auswirkungen von "Mobilfunk beziehungsweise Mobilfunkmasten auf die Gesundheit" begrüßte.
Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam, Mitinitiatorin des Bamberger Appells und Mitglied im ärztlichen Qualitätszirkel "Elektromagnetische Felder in der Medizin", demonstrierte an zahlreichen Fallbeispielen den gesundheitsgefährdenden Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder, wie sie nicht nur von Mobilfunkanlagen ausgehen. Auch die Basisstationen schnurloser Telefone oder das WLAN senden die Gesundheit gefährdende Strahlungen aus.
Manche Menschen reagieren sensibel auf solche Strahlen
Die Bürgerinitiative hatte sich formiert, weil die Telekom am alten Schulsportplatz in Oberlauringen und hinter dem Friedhof von Wetzhausen Mobilfunkmasten aufstellen will. Dies sei viel zu nah an der Wohnbebauung, monieren die Bürger. "In Oberlauringen direkt bei der Schule und dem Kindergarten", beschwerte sich eine Besucherin. Waldmann-Selsam konnte ihr nur recht geben. Sie erzählte von den Anfängen der Initiative "Bamberger Appell". Noch zu Beginn dieses Jahrtausends hätten Ärzte ähnlich wie die Mehrheit der Bevölkerung den offiziellen Stellungnahmen vertraut, die besagen, dass von Mobilfunkmasten keine Gesundheitsschäden zu erwarten seien. Dann aber wurden sie stutzig. Vorher gesunde Anwohner, die sich sogar zunächst über die Masten gefreut hätten, seien plötzlich erkrankt und wurden teilweise zu chronischen Patienten. Einige zogen weg und wurden wieder gesund. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Erschöpfungszustände, Konzentrationsstörungen und Infektanfälligkeit, so Waldmann-Selsam, häuften sich auch bei Kindern. Oft genügte schon der Austausch eines Schnurlostelefons gegen eines mit Kabel, um die Beschwerden verschwinden zu lassen.

Die Ärzte waren alarmiert und recherchierten auf eigene Faust, denn in Deutschland gebe es von offizieller Seite keine Langzeitstudie über die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Strahlung. Und das gelte bis heute, obwohl nicht nur diese Initiative das bereits vermehrt gefordert habe, so die Ärztin. Mit Messgeräten machten sich Mitglieder des Bamberger Appells und andere Unterstützer auf die Pirsch. 20 000 Mikrowatt je Quadratmeter (µW/m2) maßen sie beispielsweise im Abstand von einem Meter von einer Basisstation eines Schnurlostelefons. Wurde der Strom unterbrochen, so lagen die µW/m2-Werte bei Null. Dafür, dass nach einer aktuellen Studie einer der Krankenkasse heute jedes vierte Kind chronisch krank sei, machte die Medizinerin unter andrem die permanente Strahlenbelastung in der Umwelt verantwortlich. Mobilfunk- und Richtfunksender, Rundfunk- und Fernsehsender, Schnurlos- und Mobiltelefone, WLAN, alles könne dafür empfindliche Menschen krank machen.
Eselshöhe als gelungenes Beispiel im Umgang mit der Problematik bezeichnet
Der Mobilfunkmast in der Eselshöhe in Schweinfurt war für Waldmann-Selsam ein gelungenes Beispiel für den Umgang mit der Problematik von offizieller Seite her. In unmittelbarer Umgebung des Masts traten vermehrt Krankheitsfälle auf. Man habe das Gesundheitsamt um Aufklärung gebeten, was aber nicht geschah. Erst der juristische Weg, den einige Anwohner einschlugen, hätte zum Erfolg und zum Abschalten der Anlage geführt. Auch Krebsfälle häuften sich in der Nähe von Mobilfunkmasten, bisher aber weigere sich das Bundesamt für Strahlenschutz dies zu untersuchen, so die Medizinerin.
Nichts gegen den Mast, aber weiter weg aufstellen
Die rege Diskussion zeigte, dass das Thema den Menschen wichtig ist. Man habe nichts gegen den Mast, aber er müsse weit genug weg aufgestellt werden, meinte eine Besucherin. Ob nicht auch andere Umwelteinflüsse mit der steigenden Anzahl von Krankheiten zu tun hätten, wollte ein anderer wissen. "Sicher", erklärte die Ärztin, aber wenn bereits der Austausch eines Telefons Menschen wieder gesünder machen könne, dann könne man den Einfluss der Strahlung doch nicht leugnen.
Wie die Lösung aussieht, fragte ein Gast und wies darauf hin, dass die Welt von heute vernetzt sein wolle. "Auf dem heutigen Stand anhalten", riet Waldmann-Selsam, man brauche keine autonomes Fahren, Flugtaxis oder Kühlschränke die selbst Nachschub bestellen. Sie wies auf die weltweiten Warnungen vor dem 5G-Netz hin, nachzulesen unter http://kompetenzinitiative.net.

1. Die Mobilfunkmasten im Schwenfurter Stadtteil Eselshöhe wurden nicht aus "gesundheitlichen" Gründen abgebaut. Einzig und allein waren baurechtliche Gründe maßgebend, auch wenn Gegenteiliges immer wieder verbreitet wird. Mit einer Anfrage beim Bauamt der Stadt wäre dies zu klären.
2. Es ist ein Irrtum zu glauben, die Probleme der Exposition, also die Beeinträchtigung durch die Aussendungen von Mobilfunkmasten seien gelöst, wenn man diese möglichst weit weg von der Wohnbebauung errichte. Handy und Mobilfunkmasten arbeiten in einer Art Wechselbeziehung. Ist die Verbindung unzureichend, regelt das Handy seine eigene Sendeleistung hoch.