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Kommentar zur Steigerwaldbahn: Es geht nur noch um Emotionen
Die Grünen kritisieren Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU), weil er im Landtag gegen ihren Dringlichkeitsantrag gestimmt hat. Aber muss man sinnlosen Anträgen zustimmen?
Klaus Vogt
Foto: Theresa Müller | Klaus Vogt
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:48 Uhr

Für die Grünen ist Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) wieder der Buhmann. Diesmal empören sich die Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen, weil Eck im Bayerischen Landtag gegen einen Dringlichkeitsantrag der Grünen gestimmt hat, wonach das laufende Freistellungsverfahren über die Steigerwaldbahn (gemeinhin als „Entwidmung“ bezeichnet) unverzüglich zu stoppen sei. Gerhard Eck sei damit dem Kreistag Schweinfurt in den Rücken gefallen. Das Gremium habe ja im März mit großer Mehrheit gegen die Entwidmung der Strecke gestimmt habe, schimpft der Grünen-Kreisrat Walter Rachle in einer Pressemitteilung.

Aber ist die Kritik an Eck tatsächlich berechtigt? Wie das Verfahren bei der Entwidmung einer Bahnstrecke abzulaufen hat, ist nicht im bayerischen (!) Landesrecht, sondern im Bundesrecht geregelt, genauer im Paragraph 23 des Allgemeinen Eisenbahngesetz. Gemeinden, auf deren Gemarkung eine Eisenbahnstrecke liegt, können die Entwidmung der Strecke beantragen, wenn dort langfristig kein Bahnverkehr mehr zu erwarten ist und auch kein „Verkehrsbedürfnis“ mehr besteht. Vor einer Entscheidung über den Entwidmungsantrag muss die zuständige Behörde (für den Großteil der Steigerwaldbahn-Strecke  ist dies die Regierung von Mittelfranken) unter anderem auch den Landkreis als Träger des Öffentlichen Personennahverkehrs zur Stellungnahme auffordern.

Dies hat die Regierung von Mittelfranken durch die Veröffentlichung der Entwidmungsanträge der Anrainergemeinden im Bundesanzeiger getan. Der Landkreis Schweinfurt reagierte und positionierte sich im März mit dem Kreistag-Beschluss klar gegen die Anrainergemeinden und machte im Gegensatz zu den Kommunen doch ein „Verkehrsbedürfnis“ auf der Strecke geltend. Mehr kann der Kreistag nicht tun. Mehr braucht er nicht zu tun.

Jetzt ist die Regierung von Mittelfranken am Zug. Und sonst niemand. Die Verwaltungsbehörde wird nach dem Ablauf der Einwendungsfrist am 30. Juni die Argumente der Anrainergemeinden und der Deutschen Bahn als Liegenschaftseigentümerin auf der einen Seite und die Argumente der Landkreise Schweinfurt und Kitzingen auf der anderen Seite abwägen – und dann eine Entscheidung treffen. Vermutlich werden die Argumente der Landkreise gewichtiger sein, die Anträge der Gemeinden auf Entwidmung dürften abgelehnt werden.

Das wissen natürlich auch die Grünen. Trotzdem sollte ihrer Meinung nach der Bayerische Landtag beschließen, ein Entwidmungsverfahren nach Bundesrecht sofort zu stoppen. Obwohl das Parlament dies rechtlich überhaupt nicht kann. Es war also ein reiner Schaufenster-Antrag, mit dem Ziel, den politischen Druck zugunsten einer Reaktivierung der Strecke weiter zu erhöhen. Das Hochschaukeln von Emotionen zählt heutzutage in der Politik mehr als die nüchterne Sachlage.

Dass Staatssekretär Gerhard Eck, aber auch die FW-Abgeordneten Gerald Pittner aus Bad Neustadt (eigentlich ein erklärter Unterstützer der Steigerwaldbahn) und Anna Stolz aus Arnstein diesem Antrag, der völlig ins Leere zielt, ihre Zustimmung verweigerten, ist absolut verständlich. Denn genau so muss man mit rechtlich sinnlosen Anträgen umgehen.

 
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Kommentare
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  • wandelhandel
    Die Frage ist doch, warum hat der Landtag über das Thema diskutiert und abgestimmt, wenn er gar nicht zuständig ist? Da haben sich die Abgeordneten inklusive Minister bis auf die Knochen blamiert!
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  • tagblatt_leser
    In den sozialen Medien (Facebook) ist ein Statement von Gerhard Eck - siehe: https://www.facebook.com/search/top/?q=steigerwaldbahn&epa=SEARCH_BOX - zu finden, der im "Schweinfurter Anzeiger" erscheinen wird.

    Offen bleibt die Frage, warum er den Beitrag nicht in den MAIN-POST-Ausgaben, sondern in einem Anzeigenblatt veröffentlichen lässt. Ein Grund könnte sein, dass im Anzeiger keine Kommentierungen zu Berichten zu finden sind.
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  • Floranus
    Großes Lob an Klaus Vogt, der engagiert und mit großem Sachverstand recherchiert und berichtet! Dass Eck und Pittner es aber nicht für nötig befinden, den Sachverhalt mit dem Bundesrecht aufzuklären und darauf hinzuweisen, dass der Landtag gar nicht zuständig ist, spricht aber schon für Dünkelhaftigkeit.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Da liegen sie schon wieder falsch Herr Vogt. Es geht nicht um Emotionen sondern um bewusste und gezielte Falschmeldungen, die zum größten Teil von den Gegnern der Steigerwald Bahn verkündet werden. Es ist zudem in der heutigen Medienlandschaft zunehmend schwerer geworden Nachrichten nach ihrem Wahrheitsgehalt zu unterscheiden. Dass eine Bahnlinie ökologischen und verkehrstechnische Vorteile für eine Region bringt, steht für mich ausser Frage. Mit Wasserstoff angetriebenen Zügen stehen auch schon Antriebsösungen für die Zukunft in Aussicht. Was fehlt, ist der Mut der Politik für eine zukunftsweisende Verkehrsverbindung. Es braucht Alternativen zum Auto. Der Bus ist aus meiner Sicht keine Alternative, da die Bahn Vorteile mit sich bringt.
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  • KlausVogt
    Sehr geehrter Herr Braun, in meinem Text geht es um einen Antrag der Grünen, der vom Bayerischen Landtag etwas verlangt, was das Parlament rein rechtlich überhaupt nicht leisten kann. Da liege ich nicht falsch.
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  • l.saubert@web.de
    Falschmeldungen und Luftblasen,so wie der Antrag der Grünen.
    Doch, es geht um Emotionen, auf beiden Seiten.
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  • KlausVogt
    Sehr geehrter Herr Braun, bezüglich Ihrer Behauptung von "gezielten und bewussten Falschmeldungen" der Bahngegner empfehle ich zu lesen: https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Der-Gutachter-gibt-den-Bahngegnern-Recht;art769,10257185
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  • rosalia
    Die Steigerwald Bahn ein ...zig Millionen Grab
    Mit Eifer gebaut und dann fährt keiner mit !!
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @rosalia

    Wenn in einer (im Endausbau) großen Lösung der Steigerwaldbahn SW Hbf & Kitzinger Bf miteinander verbunden werden und zudem viele Regio-Buslinien quer an die Bahn antakten, wäre die Bahn im Kontext mit dem ÖPNV eine vielbefahrene 50 km lange Expressachse! Auch bei schlechten Straßenverhältnissen im Winter! Und bei Abbruch und Neubau der beiden innerstädtischen SWer Straßenbrücken!

    Zudem bietet die Bahn mehr Komfort als Busse. Auch bei Sommerhitze, wo ältere Leute mit Kreislaufproblemen nicht mehr Bus fahren können! Bedenken Sie: KT ist der heißeste Ort Deutschlands, mit schon zweimal über 40, Tendenz wohl weiter steigend!

    Zudem kann man in der Bahn Fahrräder mitnehmen: Bike & Ride
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