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Kreis Schweinfurt
Kommentar zur Inzidenz: Sagt den Schweinfurter Bürgern die ganze Wahrheit
Seit Wochen werden für Stadt und Kreis Schweinfurt viel zu niedrige Inzidenzzahlen veröffentlicht. Der Autor mahnt in seinem Kommentar fehlende Transparenz an.
In Schweinfurt führt die verzögerte Meldung der Neuinfiziertenzahlen ans RKI zu verfälschten Inzidenzen.
Foto: Nicolas Bettinger | In Schweinfurt führt die verzögerte Meldung der Neuinfiziertenzahlen ans RKI zu verfälschten Inzidenzen.
Horst Breunig
 |  aktualisiert: 10.02.2024 11:15 Uhr

Eines vorweg: Es geht hier nicht darum, einen Schuldigen für das Dilemma um die verfälschten Inzidenzzahlen zu finden. Den gibt es auch nicht, denn: die Infizierten lassen sich testen, die Labore melden die Ergebnisse ans Gesundheitsamt und das gibt sie weiter ans Robert-Koch-Institut (RKI). So weit so gut und alles korrekt, wie es sein soll.

Allen aber, die wussten, dass eben diese Weitermeldung ans RKI verzögert stattfindet, muss klar gewesen sein, dass das zu verfälschten Inzidenzberechnungen führt. Und auch allen anderen muss doch aufgefallen sein, dass Stadt und Kreis Schweinfurt sowie der Kreis Bad Kissingen im täglichen Inzidenzranking völlig aus dem Rahmen fallen.

"Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast", sagt eine alte, scherzhaft gemeinte  Redewendung. Soll heißen: mit der passenden Kombination von Zahlen kann man eine Statistik in die gewünschte Richtung beeinflussen. Bei der Inzidenz wird jedoch nichts geschönt. Der Fehler entsteht durch die verzögerte Weitermeldung ans RKI. Es stellt sich die Frage: Hat man bei Stadt, Landratsamt und Gesundheitsamt das Problem nicht erkannt oder sich einfach nur über die tollen niedrigen Zahlen gefreut? Oder war es den Verantwortlichen einfach wurscht, weil die Inzidenz ohnehin keine große Rolle mehr spielt?

Ja, das Gesundheitsamt hatte Mitte März in einer Pressemitteilung geschrieben, dass es "beim aktuellen Fall- und Arbeitsaufkommen eine gewisse zeitliche Verzögerung" nicht verhindern kann. Richtig wäre aber gewesen, das Problem aktiv aufzuzeigen und klarzustellen. Zwei Sätze hätten schon genügt. Zum Beispiel: "Aufgrund der hohen Fallzahlen kann das Gesundheitsamt die aktuellen Infiziertenzahlen nur mit Verzögerung ans RKI melden. Die wahren Inzidenzen für Stadt und Kreis liegen daher deutlich über den vom RKI berechneten."

Zwei Sätze – und die Welt wäre in Ordnung. Transparenz nennt man das. So nimmt man Frauen und Männern, die hinter allem gleich eine Verschwörung wittern, den Wind aus den Segeln. So zeigt man, dass man offen und ehrlich mit den Bürgergerinnen und Bürgern umgeht, für die man arbeitet. Und so schützt man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes vor ungerechtfertigter Kritik an ihrem anstrengenden Job, den sie schon seit über zwei Jahren machen.

 
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Kommentare
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  • Mila
    Traue auch keinem Bericht in den Medien, dessen Tatsachen du nicht selbst erlebt hast oder dessen Wahrheit du selbst überprüfen kannst. Das Virus macht vor nichts und niemanden Halt, nach über zwei Jahren Pandemie müsste das doch langsam jedem klar sein.
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  • ra.kellermann@gmx.de
    ich habe langsam den Eindruck dass die Republik (ohne dies offen anzukündigen) durchseucht werden soll, die Lockerungen trotz immens hoher Zahlen sprechen jedenfalls dafür..
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  • Mila
    Inzidenzwerte, Lockdown, Impfzahlen, Transparenz etc. sind während der Pandemie seit Anfang 2020 in aller Munde. Geändert hat sich nur, dass alles nur noch nebulöser geworden ist. Ehrlichkeit, Bürgernähe werden immer wieder öffentlich eingefordert, aber selbst nicht gewährt. Es ist leicht ständig andere für dies und das verantwortlich zu machen, aber selbst nichts zu tun. Das Virus interessiert das alles nicht: da muss jeder für sich alleine Vorsorge treffen, achtsam gegenüber den Mitmenschen sein. Solange weiterhin Ignoranten nach Lust und Laune machen was sie wollen, wird das Virus weiterhin grassieren. Aber die Politik macht es uns ja vor: abwarten, Schuldige suchen, aussitzen (löst sich vielleicht von alleine), schweigen und Versprechungen verschieben, bis sie im Sande verlaufen. Freuen wir uns auf die nächste Welle nach dem Osterurlaub, Hauptsache der Urlaub war schön (hoffentlich). Danke allen in den Ämtern für ihre Geduld, Einsatz und Ausdauer.
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  • Oreus
    Seitdem die täglichen Neuinfektionen jeden Abend in den Nachrichten veröffentlicht werden, fällt folgendes Phänomen auf: Am Montag sind die Zahlen immer am niedrigsten. Das steigt immer kontinuierlich bis zum Donnerstag an, fällt dann am Freitag leicht ab, und ab Samstag rapide.
    Der Grund dafür ist einfach der Meldeverzug von scheinbar bis zu vier Tagen unter der Woche. Am Wochenende wird scheinbar gar nichts weitergemeldet. Dass das nach zwei Jahren Pandemie immer noch nicht besser klappt, ist ein Trauerspiel.
    Außerdem beruhen die heutigen Zahlen im Allgemeinen auf Tests, die eher zufällig erfolgen. Nachdem diese Tests aber inzwischen massiv zurückgegangen sind, sollte uns die derzeitige Inzidenz ziemlich beunruhigen. Die Wahrheit sollte bei mindestens dem Doppelten liegen...
    Warum macht man es bei uns nicht so, wie in anderen Ländern, indem man repräsentative Stichproben regelmäßig testet? Nur die Schüler werden noch regelmäßig getestet...
    So kann Statistik nicht funktionieren...
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  • klafie
    ich denke solangsam wird dem ottonormalverbraucher viel sand in die ohren gestreut, damit sie nicht mehr richtig hören was gesagt wird.man ließt auch kaum noch was, wie hocheigentlich die geimpften zahlen sind.
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  • tabima
    Schön zu sehen, dass Sie Herr Breunig die Hinweise in Kommentaren ernst genommen haben und nun um Aufklärung bemüht sind. Dafür doppelten Daumen hoch!

    Leider wird man in SW aber nicht viel erwarten können. Hier wurde schon seit Beginn der Pandemie viel verheimlicht und beschönt - dazu muss man nur heute die aktuelle Meldung des Gesundheitsamtes anschauen. Da werden heute doch glatt nur 28 Patienten gemeldet, die in Krankenhäuser in Behandlung sind. Es wäre, auch wenn es nichts ändert, doch schön zu wissen, was das Gesundheitsamt bezweckt.
    Die Offenheit, die alle anderen Landkreise die hier bei Mainpost vertreten sind, seit Beginn der Pandemie zeigen, wäre von SW ebenfalls wünschenswert. Zumindest für einen teil der Leser.
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  • Schmetterling
    Die Stadtverwaltung in Schweinfurt kennt Wörter wie Bürgernähe, Transparenz und Ehrlichkeit gar nicht!
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  • jpensl@t-online.de
    Das Gesundheitsamt ist dem Landratsamt unterstellt und nicht der Stadtverwaltung.
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  • chance.x@web.de
    Die Stadt Schweinfurt mit seinen Stadtherren erscheint mir immer wieder ziemlich dubiöser, in vielen Hinsichten. Ich fürchte, da ist nicht alles in Ordnung ....
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  • rusda@web.de
    Weshalb funktioniert jedoch bei anderen Gesundheitsämtern, die sicher identische personelle und aufgabenbezogene Problemstellungen (Bundeswehr abgezogen, eigene Krankheitsfälle, Flüchtlinge,........) haben wie Schweinfurt, was in Schweinfurt nicht funktioniert?
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  • Meinungsvertreter
    Die, die hinter allem eine Verschwörung vermuten, holt man damit auch nicht mehr ab. Unser Gesundheitsminister wiederholt seit Wochen und Monaten gebetsmühlenartig, dass die Dunkelziffer bei den gemeldeten Zahlen deutlich höher ist.
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