Es gibt sie, die Momente in der Kommunalpolitik, in denen man sehr klar erkennt, dass die Politiker doch sehr unterschiedlichen Parteien angehören und Weltbilder haben. Die Debatte über die pädagogischen Hilfskräfte in den Schweinfurter Grundschulen war so ein Moment. Nicht viele Themen werden so voller Ideologie in Deutschland diskutiert wie das Bildungssystem. Ob das dreigliedrige bayerische System oder Gesamtschulen der Weisheit letzter Schluss sind, ist zweitrangig. Es geht nur um eines: um Chancengleichheit, egal in welchem System.
Natürlich kann nicht jeder Professor werden, aber genauso wenig darf ein Kind, das sein Potenzial aufgrund seines sozialen Status nicht ausnutzen kann, seiner Chancen beraubt werden. Es ist ein schulpolitischer Skandal, dass speziell in Bayern alle Studien nach wie vor achselzuckend zur Kenntnis genommen werden, in denen klar bewiesen wird, dass die Frage, ob man einen guten oder schlechten Schulabschluss hat, ob man studieren kann oder nicht, davon abhängt, wie viel Geld die Eltern haben.
Die pädagogischen Hilfskräfte in Schweinfurt haben im vergangenen Jahr in den Grundschulen der Stadt tolle Arbeit geleistet. Das bestätigen die Schulleiter. Warum Oberbürgermeister Sebastian Remelé erneut eine Grundsatzdebatte begann, ist unverständlich. Ebenso die Tatsache, dass er auf Nachfrage von FDP-Stadtrat Georg Wiederer erklärte, die Stadt sei zu klein, um sich bayernweit bei so einem grundsätzlichen Thema wie der Förderung pädagogischer Hilfskräfte durch den Freistaat Gehör zu verschaffen.
Warum sollte das so sein? Warum soll es nicht möglich sein, dass der Oberbürgermeister einer Stadt der Größe und Bedeutung Schweinfurts in München im Kultusministerium vorsprechen und den Minister überzeugen könnte, dass das, was die Schweinfurter da tun, vom Freistaat bezahlt gehört?