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Egenhausen
Kommentar: Bauern, Verbände und Politik müssen beim Natur- und Wasserschutz schneller zusammenarbeiten
Die Konsequenzen bei den Messstellen für Landwirte sind enorm, aber von den Beteiligten nicht unverschuldet, findet unser Autor.
Seit 2022 gelten viele Äcker im Raum Schweinfurt als nitratbelastet. Landwirte haben daher mit verschärften Auflagen zu kämpfen.
Foto: Philipp Schulze, dpa | Seit 2022 gelten viele Äcker im Raum Schweinfurt als nitratbelastet. Landwirte haben daher mit verschärften Auflagen zu kämpfen.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 22.07.2023 05:34 Uhr

Der Frust von Landwirten wie Andreas Römer ist verständlich. Jahr für Jahr nehmen die Auflagen für Betriebe zu. Tierwohl, Düngeverordnung und steigende Kosten setzen den Bauern zu. Kein Wunder, dass Landwirte da kaum noch Verständnis haben – vor allem wenn, wie im Falle der Nitratmessungen, die Datenbasis schlampig ist und erst noch mehr Messstellen gebaut werden müssen, obwohl die daraus resultierenden Auflagen jetzt schon gelten. 

Was den Ausbau des Messnetzes betrifft, fehlte den Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsämtern offensichtlich die Zeit. Zu hoch wäre die Strafe des Europäischen Gerichtshof ausgefallen, zu ungewiss die Folgen für Umwelt und Grundwasser gewesen. Bei der Debatte um die Nitratwerte und Messstellen geht es am Ende schließlich um eines der wichtigsten Güter, die Natur und Mensch besitzen: sauberes Grundwasser.

Lobby und Politik müssen früher aktiv werden

Seit 25 Jahren liegt die Düngeverordnung auf dem Tisch. Aber die deutsche Politik hat sich immer geweigert, diese im Sinne der EU durchzusetzen. Die Schuld am undichten und fehlerhaften Messnetz daher allein der Wasserwirtschaft oder der aktuellen Politik zuzuschreiben, ist falsch. Man hätte längst mehr Brunnen bohren und so verlässlichere Daten sammeln können – wenn die damalige Politik früher umgesetzt hätte, was damals schon notwendig und absehbar gewesen war.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich Landwirte, Verbände und Agrarlobby jahrzehntelang gegen derartige Reformen gestellt und mitblockiert haben. Jetzt ist der Streit verloren. Und die Quittung dafür tragen am Ende ausgerechnet solche Landwirte, wie Andreas Römert, die schon weit vorher verstanden haben, dass die Landwirtschaft sich umstellen und ressourcenschonender arbeiten muss.

Die landwirtschaftliche Lobby und die Politik sollten künftig frühzeitiger und ambitionierter für Natur- und Gewässerschutz eintreten, damit am Ende nicht Landwirte wie Andreas Römert ausbaden müssen, was andere versäumt haben.

 
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    Irgendwo muss das Nitrat im Trinkwasser ja herkommen. Außer der Landwirtschaft, kommt dafür kaum jemand in Betracht.
    Jetzt müssen viele Wasserwerke millionenteuere Anlagen bauen um das Nitrat aus dem Trinkwasser zu entfernen.
    Wie der Kommentator richtig schreibt, hat die Blockadepolitik der Agrarlobby und der CSU geführten bayrischen Staatsregierung zu der jetzigen Situation geführt.
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  • T. G.
    @Arcus, liegen ihnen die Prüfprotokolle der Kommunen über die Dichtheit der Kanalisation und Kläranlagen vor?
    Bei Starkregen werden die Vorfluter einfach geöffnet und abgeleitet dass das Toilettenpapier in den Gräben hängen bleibt.
    Für solche Aktionen sollen die Landwirte ihr Kreuz hinhalten?
    Wir Landwirte düngen nach Bedarf.
    Nachweislich über 20 Jahre sind Messergebnisse vorhanden die belegen das der Nitratgehalt von 52 mg/l auf <36 mg/l abgefallen ist.
    Ohne Düngung 20% unter Bedarf.
    Jetzt nochmal die Frage ob wir unsere Arbeit richtig machen??
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