"Transparenz sieht anders aus", sagen Babs und Edo Günther. Die Sprecherin des Schweinfurter Aktionsbündnisses gegen Atomkraft und der Kreisvorsitzende im Bund Naturschutz fühlen sich vom Landratsamt und vom Landrat bei der Frage nach der Entsorgung von Abbruchmaterial aus dem Rückbau des Kernkraftwerks bei Grafenrheinfeld überfahren. In das Thema habe man sich ganz früh eingebracht und sei mit dem Versprechen auf Offenheit und Beteiligung beruhigt worden. Jetzt habe man in der Zeitung ("1850 Tonnen Schutt aus dem KKG landen auf der Rothmühle") jedoch lesen müssen, dass der Landkreis den Wunsch der PreußenElektra (Betreiber) abgenickt und die Politik nicht einmal versucht habe, für die Sicherheit der Bevölkerung zu kämpfen. Und da man bei einem Gespräch vor einem Jahr im Landratsamt informiert worden sei, der Betreiber habe wegen einer Anlieferung noch nicht einmal angefragt, in der Sitzung des Umweltausschusses vom vergangenen Dienstag aber eine erste solche Anlieferung im Herbst 2018 – also vor knapp zwei Jahren – eingeräumt wurde, ist das Verhältnis zur Landkreisbehörde und der Politik auf Kreisebene kräftig angekratzt.
Vertröstet und beruhigt
"Wir haben die Thematik ganz früh aufgegriffen und noch vor der Stilllegung des KKG eine Fachkonferenz durchgeführt, haben das Gespräch mit der Lokalpolitik gesucht und in Gemeinden wie auch im Schweinfurter Stadtrat Vorträge über die Entsorgung und die Aufhebung der atomrechtlichen Überwachung beim Bauschutt gehalten", sagen Babs und Edo Günther. Zurückhaltung habe man nicht zuletzt deshalb geübt, weil die Politik habe ausloten wollen, ob im Freistaat nicht eine Anlage nach einer speziellen Aufrüstung das Material aus allen stillgelegten Anlagen aufnehmen kann.
Früh habe das Landratsamt mitgeteilt, dass das Schweinfurter Gemeinschaftskraftwerk für die Verbrennung bestimmte Stoffe nicht annehmen werde. Wohin diese jedoch wandern werden, sei bis heute auch nicht kundgetan.
Strahlung summiert sich
Für Babs Günther geht es bei der Entsorgung von Abfällen aus dem Rückbau des KKG nicht um ein "emotionales" Thema (so Thomas Fackelmann, Leiter der Abfallwirtschaft des Landkreises am Dienstag), sondern um ein "bedenkliches", nämlich um die Konfrontation der Bevölkerung mit Radioaktivität. Selbst auch noch so schwach belastetes Material, dessen Strahlung bislang abgeschirmt sei, bedrohe die Gesundheit auch der Menschen und verstärke die sowieso vorhandene natürliche und künstliche Strahlenbelastung – etwa über die Luft oder das Sickerwasser.
Für die Menschen in der Nachbarschaft der Deponie Rothmühle akzeptiere die Politik so neben den Masten der großen Stromleitungen, dem Gestank aus der Biogasanlage jetzt auch noch eine Gefährdung, die man "nicht schmecken und riechen kann, die aber da ist", sagt Babs Günther.
Mahnwache auf dem Schillerplatz
Für die Sprecherin des Aktionsbündnisses und den BN-Vorsitzenden ist es ein starkes Stück, dass aktuell über die Annahme von Isoliermaterial aus dem Abbruch des KKG ein nicht näher benanntes politisches Gremium des Kreises entscheiden soll. Ein solches hätte von Anfang an für Transparenz sorgen müssen, sei aber wohl noch gar nicht gegründet. Und ein solches hätte auch Forderungen stellen können, um den Schutz der Bevölkerung zu optimieren. Doch das Gebot, die Gefährdung zu minimieren habe man einfach ausgeblendet, so Edo Günther.
Der Bund Naturschutz und das Aktionsbündnis gegen Atomkraft rufen für Montag, 13. Juli, zu einer Mahnwache/Demonstration gegen die Annahme von Müll aus dem KKG auf. Beginn ist um 18 Uhr auf dem Schillerplatz und damit gleich neben dem Landratsamt.