500 Tonnen Material sind bislang demontiert, über 31 000 Tonnen müssen noch abgebaut werden. Der Rückbau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG) steckt noch in der Vorbereitungsphase. Richtig los geht es erst nach Weihnachten, wenn das Kernkraftwerk brennstofffrei ist. "2021 gehen wir an den Reaktor ran", informierte Kraftwerksleiter Bernd Kaiser bei einem Pressetermin am Donnerstag über den aktuellen Rückbaufortschritt.
Seit April 2018 wird das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG) von innen heraus zerlegt. Eine hochkomplexe Angelegenheit. Der Rückbau wird doppelt so lange dauern wie der Bau der Anlage – 15 Jahre. "Wir kommen planmäßig voran", ist Kraftwerksleiter Kaiser mit dem Zeitplan voll zufrieden. 20 500 Komponenten müssen abmontiert, zersägt, zerschnitten und verpackt werden. Ein Viertel davon lagert schon in Mulden und Containern. Es sind Rohrleitungen, Stahlstreben, Verschraubungen, Armaturen, Lagergestelle und alle Systeme, die seit der Stilllegung des KKG nicht mehr benötigt werden.
Von den ehemals 305 Mitarbeitern im Kraftwerk sind jetzt noch 188 da. Es gab keine Entlassungen, sagt Kaiser. Der Personalabbau erfolgte allein aufgrund Verrentungen. Aktuell könnte man sogar mehr Personal brauchen. "Wir suchen händeringend Mitarbeiter." Gebraucht werden Ingenieure, Elektriker und vor allem Strahlenschützer. Denn jeder Arbeitsschritt im Reaktorgebäude muss strahlentechnisch überprüft werden. Für die eigentlichen Demontagearbeiten hat der ehemalige Betreiber Preussen Elektra Fachfirmen engagiert. Viele externe Mitarbeiter sind bereits zugange, ihre Zahl wird sich mit zunehmender Intensivierung des Rückbaus weiter erhöhen. In der heißen Phase werden bis zu 600 Personen beschäftigt sein.
Jedes abmontierte Teil muss auf Kontamination hin überprüft und bei Freigabe erst noch einmal gereinigt werden. Die Oberfläche wird abgewischt oder abgesprüht. "98 Prozent der Masse können wiederverwertet werden", sagt Kaiser. Stahl zum Beispiel, der eingeschmolzen werden kann. Die restlichen zwei Prozent schwach- und mittelradioaktiv belasteten Materialien werden in Containern verpackt und in der neu gebauten Bereitstellungshalle (BeHA) gelagert, bis sie zur Endlagerung ab 2027 in den Schacht Konrad gebracht werden können.
2020 sollen 474 Tonnen demontiert werden
Schwerpunkt 2020 ist der Abbau der Systeme, die sich im Reaktorgebäude und im Ringraum des Reaktorgebäudes befinden. Das sind unter anderem die 14 Meter hohen Druckspeicher, die größten Objekte im Gebäude. Stück für Stück müssen sie auseinander gesägt werden, um sie auf Muldengröße zu bringen. Denn zum Abtransport steht als einziger Ausgang aus dem Reaktorgebäude die Schleuse zur Verfügung. Und die ist nur einen Meter breit. 474 Tonnen sollen 2020 demontiert werden.
Wichtigstes Gewerk 2020 ist laut Kaiser die "große Castor-Kampagne", die im Februar startet. Die letzten 179 Brennelemente aus dem Regelbetrieb, die noch im Nasslager abkühlen, werden dann in Castoren verpackt und bis Jahresende ins Atommüll-Zwischenlager auf dem Gelände gebracht. Bis Weihnachten ist das Reaktorgebäude dann brennstofffrei. "Das ist für uns ein wichtiger Meilenstein", so Kaiser. Danach wird es hoch hergehen, denn dann geht es an den Rückbau des Reaktordruckbehälters und der Betonabschirmung. Ab 2022 soll die Rückbaumasse auf 2500 bis 2700 Tonnen pro Jahr gesteigert werden.
Laut Plan ist bis 2033 der nukleare Rückbau abgeschlossen. Zwei Jahre sind dann noch einmal für den Abriss des Gebäudes eingeplant. Was zurück bleibt, sind 54 Castoren mit hochradioaktivem Atommüll im Brennelemente-Zwischenlager und etliche Konrad-Container mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall in der Bereitstellungshalle. Die Verantwortung dafür hat die Bundesregierung.