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Werneck
Keime im Trinkwasser: Suche nach möglicher Brutstätte geht weiter
Ab 28. Januar gilt wieder ein Abkochgebot für das Trinkwasser aus dem Hochbehälter Hergolshausen. Möglicherweise über mehrere Wochen. Was die RMG vorhat. 
Am 28. Januar wird die Chlorung des Wassers im Hochbehälter Hergolshausen eingestellt, um gezieltere Keimuntersuchungen machen zu können. Es gilt dann wieder ein Abkochgebot für das Trinkwasser im Versorgungsgebiet. 
Foto: Anand Anders | Am 28. Januar wird die Chlorung des Wassers im Hochbehälter Hergolshausen eingestellt, um gezieltere Keimuntersuchungen machen zu können.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 26.01.2022 02:19 Uhr

Seit über einem Jahr wird das Wasser im Hochbehälter Hergolshausen gechlort, weil immer wieder Keime aufgetreten sind. Wie bereits Anfang Dezember angekündigt, startet nun der Wasserversorger, der Zweckverband der Rhön-Maintal-Gruppe (RMG), einen mehrwöchigen Versuch, wieder den ursprünglichen Zustand herzustellen. Dazu wird ab 28. Januar die Chlorung für das Versorgungsgebiet Werneck, Ettleben, Zeuzleben, Mühlhausen, Hergolshausen, Theilheim, Eßleben, Waigolshausen und Garstadt eingestellt. Danach will man gezielt nach eventuell vorhandenen Keimen suchen, diese eingrenzen und nach Möglichkeit entfernen. Das Gesundheitsamt Schweinfurt ordnet vorsorglich zum Versuchsbeginn ein Abkochgebot für das Wasser an.

Warum diese Vorgehensweise? Um mögliche Keime zu finden, braucht es chlorfreies Wasser. Bisher konnten nur die Anlagen mit chlorfreiem Wasser getestet werden, die vom Netz getrennt werden konnten. Hierbei hatten sich laut RMG keine Auffälligkeiten gezeigt. Nun soll der komplette Versorgungsbereich untersucht werden, was auch nur mit chlorfreiem Wasser geht. Die RMG wird deshalb am 28. Januar die provisorische Chloranlage abschalten. Der Umwälzprozess, bis alle Haushalte chlorfreies Wasser haben, wird dann zwei bis drei Tage dauern. Das Abkochgebot gilt bereits ab dem ersten Tag. 

Das Abkochgebot wird laut RMG deshalb erlassen, weil nicht auszuschließen sei, dass sich nach Abschalten der Chlorung an einzelnen Stellen im Rohrnetz Indikatorkeime bilden. "Diese sind grundsätzlich nicht gefährlich, sondern geben Hinweis, dass sich auch andere – eventuell schädliche Keime im Trinkwasser befinden könnten", heißt es. Auch benötige der bis vor der Chlorung vorhandene Biofilm einige Zeit, um sich wiederaufzubauen, um ein stabiles Gleichgewicht im Trinkwasser zu bilden. Das Vorgehen entspreche der derzeit gültige Trinkwasserverordnung, sagt die RMG, und ist mit dem Gesundheitsamt abgesprochen.

Versuchsdauer auf vier bis sechs Wochen begrenzt

Nach dem Abschalten der Chloranlage am 28. Januar werden laut RMG regelmäßig Trinkwasserproben gezogen und untersucht. Eine mikrobiologische Untersuchung dauert 48 Stunden, da die Proben angesetzt werden und dann in einem Brutschrank bei 22 bzw. 36 °C bebrütet werden müssen. "Im besten Falle werden bei den ständigen Probenahmen keine Keime gefunden", hoffen die Verantwortlichen der RMG. Andernfalls werde versucht, mit weiteren engmaschigeren Wasserproben eine mögliche "Brutstätte" der Keime aufzuspüren und diese aus dem Netz zu spülen. Dies könne einige Tage bis Wochen dauern. Mit dem Gesundheitsamt hat die RMG einen maximalen  Zeitraum von vier bis sechs Wochen für den Versuch vereinbart. Solange muss das Trinkwasser abgekocht werden.

Sollten keine Indikatorkeime oder andere Keime mehr in dieser Phase gefunden werden, muss die Keimfreiheit dem Gesundheitsamt in drei aufeinanderfolgenden Proben nachgewiesen werden. Allein dieser Ablauf mit den notwendigen Wartezeiten benötige mindestens sechs Tage, teilt die RMG mit. Wird diese Phase erfolgreich durchlaufen, könne das Abkochgebot aufgehoben werden und die Chlorung ausgeschaltet bleiben. Der Versuch wäre somit erfolgreich beendet.

Auch für den Worstcase hat man vorgeplant: Stellt sich keine Keimfreiheit ein und ist nach diesen vier Wochen keine ausreichende Trinkwasserqualität gewährleistet, wird der Versuch abgebrochen und eine dauerhafte Chlorung eingerichtet. Die dafür notwendige Chlordioxidanlage steht schon bereit. Laut RMG bietet dieses Verfahren gegenüber der bisherigen Chlorung den Vorteil einer höheren Wirksamkeit. Außerdem werde das Trinkwasser nicht im Geschmack beeinträchtigt, und das Chlor sei kaum wahrnehmbar.

 
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  • M. S.
    "Stellt sich keine Keimfreiheit ein und ist nach diesen vier Wochen keine ausreichende Trinkwasserqualität gewährleistet, wird der Versuch abgebrochen und eine dauerhafte Chlorung eingerichtet."

    Es muss doch möglich sein "das Leck" zu finden? Allerdings wundert mich nichts mehr, auf Deutschland werden noch viele negative Überraschungen zukommen. Es wird ja allerorten eingespart, verschoben, gespart etc. - v.a. bei der Infrastruktur.
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